Springreiterin Kati Lekander sitzt nach schwerem Unfall wieder im Sattel
Erschienen am 01.11.2020
Zwei Monate nach der Operation, bei der die Milz entfernt wurde, holte sie in Pausin, Krumke und Prussendorf Siege und Platzierungen.

Kati Lekander reitet nach ihrem schweren Unfall wieder, auch zur Freude ihrer Fans. Mit ihrem besten Pferd Ceedah wurde sie in Prussenforf auf Anhieb Zweite im S-Springen. Foto: Jutta Wego
Die Finnin Kati Lekander gehört zu den Top-Ten Springreitern/innen in Mecklenburg-Vorpommern. Für die 48-Jährige, die als 16-jähriges Mädchen durch ihren finnischen Reiterkollegen Yrjö Suomus 1988 zum Reiten nach Deutschland kam, sind seit 1989 bis Ende Oktober diesen Jahres 3.920 Turniererfolge registriert, darunter 1.123 Siege. Eine außerordentliche Erfolgsbilanz, auf die nur wenige zurückblicken können. 2018 erhielt sie dafür das „Goldene Reitabzeichen“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
Geschockt reagierte die Fachwelt von der Nachricht ihres lebensbedrohlichen Trainingsunfalls an den ersten Augusttagen dieses Jahres in ihrer Wirkungsstätte Karow, wo sie in der „Pferdezucht Osterberg GmbH“ aktuell als Bereiterin tätig ist. War es das nun mit der Reitkarriere der sympathischen und stets bescheidenen Reiterin, oder gar mit ihrem noch jungen Leben?
Kati ist eine Kämpferin - verwundert und zugleich froh, waren die Beteiligten des S-Turniers vom 18. bis 20. September in Crivitz, als sie dort mit ihrem Ehemann Robert Widmann auftauchte, nachdem sie bereits wieder im Trainingssattel saß, wie zu hören war. Sie verkündete, im Oktober wieder Turniere reiten zu wollen. „Ich halte das zu Hause ohne Turniere nicht aus“, offerierte sie uns in Crivitz. Drei Wochen später taucht Kati Lekander tatsächlich schon wieder in den Erfolgslisten auf. Aus Pausin (Landkreis Havelland) kehrte sie am 10. Oktober mit drei Ritten ins Preisgeld auf den Pferden O-Lando und O-Chadischa nach Karow zurück (das O steht für ihre Arbeitgeberin Sonja Osterberg).
Von da an ging es gleich wieder stark bergauf. Sechs Tage später fuhr sie mit den beiden genannten Pferden nach Sachsen-Anhalt, wo in Krumke (b. Osterburg) ein Turnier für Nachwuchspferde stattfand. Vier Mal ritt sie dort ins Preisgeld. Darunter zwei Siege auf dem 6-jährigen Schimmel O-Lando, den sie am letzten Tag vor ihrem Unfall in Dannenberg schon zu einem Sieg ritt. Auf der gleichaltrigen Stute O-Chadischa wurde sie Zweite und Vierte.
Mit viel Selbstvertrauen, gestärkt in der Erkenntnis, dass der Erfolg wieder auf ihrer Seite ist, nahm die Finnin, die nun mit großen OP-Wunden leben muss, am letzten Oktober-Wochenende, bevor die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Infektionsdynamik in Kraft traten, gleich zu zwei Turnieren.
Am Mittwoch und Donnerstag ritt sie im sachsen-anhaltinischen Prussendorf und sattelte erstmals wieder in einem schweren S-Springen. Die 11-jährige Stute Ceedah ist aktuell ihr erfolgreichstes Pferd die sie auch in Prussendorf nicht enttäuschte. Mit einem fehlerfreien Ritt in 57,53 Sekunden wurde Kati Lekander Zweite hinter Dominik Jahr (Greppin) auf Colin. „Ich bin noch nicht das Risiko eingegangen wie vor dem Unfall, freue mich aber, dass es wieder geht und meine Pferde so gut mitmachen“, sagt die Finnin. Am Tag zuvor gehörte sie mit Ceedah auch zu den Platzierten in einem Zwei-Sterne M-Springen. Mit dem 8-jährigen Candid verfehlte sie in einem Youngster-Springen Klasse M den Sieg nur um eine zehntel Sekunde, der an Christof Kauert (Schönebeck) ging. (Franz Wego)