Güstrow: Pferdezuchtverband Mecklenburg-Vorpommern blickt zurück und nach vorn

Erschienen am 21.04.2024

Am 19. April trafen sich die delegierten Pferdezüchter mit Gästen und Freunden zur diesjährigen Delegiertenversammlung des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V. im Versammlungssaal der „Viehhalle“ in Güstrow. Der Verband legte in der gut vorbereiteten und zügig verlaufenen Versammlung Rechenschaft über die geleistete Arbeit des zurückliegenden Zuchtjahres ab. 79 Prozent der Delegierten aus den regionalen Pferdezuchtvereinen waren anwesend. Aufmerksam hörten sie den in angenehm freier Rede vorgetragenen Rechenschaftsbericht des Präsidenten Jörg Hasselmann, verfolgten die sehr plastisch präsentierten Ausführungen der Geschäftsführerin und Zuchtleiterin Karoline Gehring, sowie den aussagestarken und leicht nachvollziehbaren Finanzbericht der Prokuristin Heike Fischer.

Blick in den Versammlungsraum bei der Delegiertenversammlung des Verband des der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern in der „Viehhalle“ zu Güstrow. © Jutta Wego

Blick in den Versammlungsraum bei der Delegiertenversammlung des Verband des der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern in der „Viehhalle“ zu Güstrow. © Jutta Wego

Am Beginn seiner Ausführungen bat der Präsident sich von den Plätzen zu erheben, um der Toten des letzten Jahres zu gedenken die in Zucht und Sport des Landes Mecklenburg-Vorpommern Spuren hinterlassen haben.

Jörg Hasselmann stellte in seinem Rechenschaftsbericht fest, dass der zwar kleine Verband, im Verhältnis zu anderen, nach den Krisenjahren der Pandemie auf sicheren, auch finanziell gefestigten Füßen steht. Auf allen Gebieten, sowohl was die Zahl der Verbandsmitglieder, der aktiven Zuchtstuten und Fohlengeburten betrifft, gab es Zuwächse. Er merkte auch an, dass sich die Verhältnisse zwischen Warmblut- und Ponyrassen zunehmend in Richtung Ponys bewegen. Daran sind in erster Linie Shetlandponys beteiligt. Ein großes Lob richtete er deshalb an die Mitglieder der Interessengemeinschaft Shetlandpony mit ihrem unermüdlich aktiven Gisbert Koch an der Spitze.

Weil detailliertere Zahlen später von der Zuchtleiterin vorgestellt wurden, richtete sich sein Augenmerk vor allem auf die allgemeine Situation des Verbandes. Dabei sprach er besonders die Veranstaltungen an, bei denen Züchter ihre Fohlen, Stuten und Hengste präsentierten. Er richtete einen Dank an die regionalen Zuchtvereine, die die Fohlenschauen mitorganisieren. Die Qualität der Fohlen, die jedem europäischen Vergleich standhält, war besonders wieder beim Elitefohlenchampionat zu erkennen. Die Top-Anlage von Holger Wulschner, auf der die Fohlen beste Bedingungen haben sich in Szene zu setzen, trägt mit dazu bei. Gleiches gilt für das Landgestüt Redefin, wo bereits zum zweiten Mal die Vielzahl der Shetlandponys unter sich waren und die Blicke wie ein Brennglas auf sie gerichtet waren.

Er lobte auch den ausgesprochen gelungenen Haflingertag auf dem Haflingerhof Hänisch in Burg Stargard, den er selbst besucht hat. Die Elitestutenschau im Rahmen der MeLa in Mühlengeez zeigte ebenfalls deutlich den Zuchtfortschritt bei den Ponys aller Rassen. „Darum beneiden uns inzwischen andere Verbände“, so seine Worte. Die Qualität der Warmblutstuten ist ebenfalls sehr gut. Um die Elitestutenschau noch attraktiver zu machen, ist ein veränderter Ablauf erarbeitet worden. Dieser erstreckt sich auf 2 Tage, und die Stuten werden jeweils nur auf einem Ring ihren großen Auftritt haben.

Das Highlight des Züchterjahres war auch 2023 wieder die Hauptkörung in Redefin. „Der Körplatz Redefin ist inzwischen europaweit bekannt und attraktiv. Auch weil er inzwischen Hengste aller europäischen Zuchtgebiete präsentiert“, so Jörg Hasselmann. Vor allem was die Qualität der Dressurhengste betrifft, können nur wenige Körplätze mithalten. „Dabei spielt das Gestüt Lewitz in unserem Bundesland eine nicht unbedeutende Rolle“, so der Präsident. Auch die an die Körung angeschlossene online Auktion findet internationalen Anklang. „Es gab Gebote aus 30 Ländern“, wie Zuchtleiterin Karoline Gehring mitteilte.

Jörg Hasselmann brachte seine Freude zum Ausdruck, dass auch die Ponykörung, die der für Reitpferde vorgeschaltet ist, zunehmend Beachtung und Zulauf erfährt. Nach den Worten des Präsidenten ist die Körung der Reitpferde aber zahlenmäßig an eine Grenze gestoßen, um die zeitlichen Abläufe noch überschaubar zu halten.

Ein besonderes Lob richtete Jörg Hasselmann an die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle. Das Klima untereinander und zu den Züchtern im Land könnte nicht besser sein. Auch in schwierigen Situationen wird immer ein Weg gefunden. Einen Dank richtete er auch an das Landgestüt Redefin und brachte seine Freude zum Ausdruck, das mit der kommissarischen Leiterin Kristin Romanowski eine im Land anerkannte Fachfrau gefunden wurde, die Zucht und Sport verbindet. „Die positive Ausstrahlung in die Mitarbeiterschaft war bereits bei der Hengstpräsentation zu er kennen“, sagte später Karoline Gehring, die sich auch über eine gedeihliche Zusammenarbeit freut.

Für die hervorragend organisierten Veranstaltungshighlights im Verband, bedankte sich der Präsident ausdrücklich bei den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Zuchtleiterin/Geschäftsführerin Karoline Gehring untermauerte die verbalen Aussagen des Präsidenten in ihrem Bericht mit Zahlen. Sehr anschaulich und für alle nachvollziehbar konnte sie die positive Entwicklung auf allen Feldern auf denen sich der Zuchtverband bewegt, plastisch an der Videowand darstellen. Die Mitgliederzahl ist mit 1.764 um weitere 56 gegenüber 2022 gestiegen. 2.106 Stuten sind beim Verband eingetragen, darunter 782 Warmblutstuten. 511 Stuten der verschiedensten Rassen wurden im vergangenen Jahr neu in die Stutbücher aufgenommen, darunter auch Stuten aus anderen Bundesländern. 1.376 Fohlen wurden 2023 registriert, darunter 548 Warmblutfohlen. Die größten Zuwächse verzeichneten weiterhin die Ponys, allen voran die Shetlandpony-Gruppen. Die gestiegene Qualität auf dem Sektor der Deutschen Reitponys und Haflinger stellte sie ebenfalls heraus.

Auf die Hauptkörung eingehend, begründete sie die Zahlen der gekörten Hengste, die sich relativiert, wenn man die Gesamtzahl betrachtet. Vor allem aber werden nur noch wenige nichtkörfähige Hengste vorstellt. Auch auf die Spitzenfohlen beim Elitefohlenchampionat und der Stuten bei der Elitestutenschau ging Karoline Gehring mit einer Präsentation auf der Videoleinwand ein. Sie sprach auch die Mecklenburger Championate an und stellte die Champions von 2023 in Bildern vor.

Was den Umgang mit Pferden auf allen Gebieten betrifft, so mahnte sie an, dass ALLE die mit Pferden zu tun haben noch sensibler werden müssen und Missbrauch, der tierschutzwidrig ist, entschieden entgegnen sollten. Die Öffentlichkeit schaut immer kritischer auf den Bereich Pferd, vornehmlich natürlich auf den Sport. Wir sollten alles tun, vor allem mehr agieren als reagieren, um in dieser Hinsicht positive Signale in die Gesellschaft zu senden.

Das finanzielle Ergebnis stellte Prokuristin Heike Fischer übersichtlich dar. Trotz eines finanziell schwierigen Umfelds kann der Verband wieder einen positiven Jahresabschluss mit einem Überschuss von 15 T€ vorweisen, der in etwa dem des Vorjahres entspricht. Den Bericht der Rechnungsprüfer trug Kerstin Bernd sehr ausführlich vor, der keine Beanstandungen beinhaltete. Sie beantragte deshalb die Entlastung des Präsidiums für das Zuchtjahr 2023.

Interessante Ausführungen in Bildern machte Diane Vollmers und Sina Retter zur Jungzüchterarbeit im Verband. Die Anwesenden staunten wie viele junge Menschen sich in dieser Bewegung betätigen und wie umfangreich die Aktivitäten und Wettbewerbe auf dem Sektor Jungzüchter sind.

In der Diskussion meldete sich Kristin Romanowski zu Wort, die zugleich das Präsidium des Sportverbandes vertrat. „Die Anliegen des Landgestüts sind eine Herzenssache für mich“, begann sie ihre Ausführungen. Sie freut sich auf die Arbeit und möchte dazu beitragen, dass die Potentiale der Zusammenarbeit zwischen Landesverband und Landgestüt mehr ausgeschöpft werden. Zuchtleiterin Karoline Gehring war es ein besonderes Anliegen der amtierenden Leiterin des Landgestüts die besonderen Glückwünsche des Landesverbandes für die verantwortungsvolle Arbeit mit einem Blumenstrauß zu übermitteln. Ganz leise klang aus ihren Worten heraus, dass sie sich mit Kristin Romanowski eine Dauerlösung für das Landgestüt vorstellen könne. Mit diesen Gedanken ist sie sicher nicht allein.

Rechenschaftslegungen sind auch immer mit Ehrungen verbunden. In diesem Jahr hat sich der Verband ganz besonders bei seinem Präsidenten Jörg Hasselmann bedankt, der nun im 10. Jahr die Geschicke des Verbandes leitet. Er wurde mit der Ehrennadel des Verbandes in Gold geehrt. Jörg Hasselmann trat die Präsidentschaft in einer Zeit an, in der sich der Verband in einer schwierigen Führungsphase befand. Der Vizelandrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald hat den Verband durch seine Eigenschaft, integrieren zu können, auf Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören, in ruhiges Fahrwasser geführt. Es kann als glückliche Fügung gesehen werden, dass sich der erfolgreiche aktive Züchter, der auch ein besonderes Herz für Fußball hat, trotz seiner angespannten beruflichen Arbeit in die Pflicht nehmen ließ, den Verband als Präsident zu führen.

Eine weitere Ehrung ging an die Shetlandponyzüchterin Mareen Burmeister aus Wittenburg. Gisbert Koch persönlich nahm die Laudatio für sie vor und der Verband zeichnete sie mit der Ehrennadel in Silber aus. Das Engagement dieser jungen Frau für die Shetlandponys und ihrer Interessengemeinschaft ist nach den Worten des IG-Vorsitzenden schier grenzenlos. Nicht nur als Kassiererin ist sie unverzichtbar. Bei allen der sehr umfangreichen IG-Veranstaltungen steht Mareen Burmeister an vorderster Front. Alle ihre Zuchterfolge aufzuzählen, würde diesen Rahmen sprengen. „Wo immer jemand gebraucht wird, wenn es bei uns um Aktionen jedweder Art geht, ist Mareen immer zur Stelle“, so die Worte des Laudators.

In Abwesenheit gab es eine weitere Ehrung mit der Ehrennadel in Silber für Sonja Osterberg aus Karow. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie die Ehrung nicht persönlich im Empfang nehmen. Karoline Gehring trug die Laudatio dennoch vor, damit die Anwesenden das züchterische Engagement der gebürtigen Rheinländerin erkennen können. 1995 kam sie aus dem Rheinland nach MV und baute sich mit ihrem Partner Hans Josef Orth in Karow einen Zucht- und Reiterhof auf, der wie ein Paradies für Pferde anmutet. Ein Grund, dass auch André Thieme sich mit seinem Reitstall dort eingemietet hat. In Springen bis Klasse S erfolgreich, gilt ihr besonderes Interesse aber der Pferdezucht. Neben zahlreichen vorzüglichen Zuchtprodukten präsentierte sie bei der Körung 2023 den Mecklenburger Dourkhans Djan-O, der Sieger bei den Springhengsten wurde. Gezogen wurde er mit Dourkhan Hero Z aus der Colonia von Cellestial. Mutter Colonia ist sporterprobt und war mit Paul Wiktor (Trent/Rügen) in internationalen Springen bis Drei-Sterne erfolgreich.

Nach 2 Stunden konnte Präsident Jörg Hasselmann die Delegiertenversammlung, mit Dankworten für seine Ehrung, die er an alle Züchter im Land weitergab, beenden. Er wünschte den Züchtern Erfolg im Zuchtjahr 2024 und eine glückliche Hand bei der Wahl der Hengste für ihre Stuten. (fw)

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