1. Schweriner Horse Show vom 10. bis 14. Februar 2011

Erschienen am 15.02.2011
Ergebnisse

Fauxpas brachte Heiko Schmidt um Siegchance

Mut eines jungen Mannes wurde belohnt – die 1. Schweriner Horse Show war ein voller Erfolg
 
Der Ungar Balazs Krucso gewann auf KN Nemo den ersten Großen Preis in Schwerin. Foto: WegoSchwerin. In der 1962 gebaute Sport- und Kongresshalle Schwerin, wo bisher große Internationale Boxwettkämpfe, Handballspiele und Volleyballturniere stattfanden, hat nun auch Pferdesport Einzug gehalten. Pferdewirtschaftsmeister Christian Strahlmann, ein junger Mann der in Crivitz einen kleinen Reitbetrieb unterhält, hatte vor acht Monaten die Idee, in Schwerin ein Hallenturnier aufzuziehen. Bei Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow und Hallengeschäftsführerin Petra Blunk traf er auf offene Ohren. Alle Fachleute die dies hörten, hielten es zunächst für Utopie. Zumal Christian Strahlmann, von Hause aus Dressurreiter, zuvor noch nie ein Turnier veranstaltet hat. Doch alle Drei strahlten beim ersten Pressegespräch im Dezember Zuversicht aus. Zweifel traten dennoch auf, angesichts eines Etats von 350.000 Euro.
Zum Sieg im Großen Preis gratulieren Veranstalter Christian Strahlmann (v.l.), Hallengeschäftsführerin Petra Blunk, Richter Jörg Weinhold und Rike Bindner, Geschäftsführerin des Hauptsponsors Gut Vorbeck. Foto: Jutta WegoDie Zweifler wurden eines besseren belehrt und am Ende des viertägigen Turniers, dem am Montag sogar noch ein fünfter für junge Pferde folgte, waren Alle begeistert. Der Mut des jungen Mannes wurde mit grandiosem Erfolg belohnt. 350 Reiter gaben für 750 Pferde 1.950 Nennungen ab. 7.000 Besucher verfolgten das Geschehen in der mit 5.300 Sitzplätzen ausgestatteten Halle. Der Reitboden (600 t vom Bodenspezialisten Eberhard Kellermann, Güstrower Kies- und Mörtel GmbH) auf der 30 x 63m großen Reitfläche war „Spitzenklasse“, so die einmütige Meinung der Reiter.
Nach bekannt werden des Vorhabens hat sich vor allem Nationenpreisreiter Heiko Schmidt (Neu Benthen) sehr stark in die Organisation eingebracht. „Dafür bin ich Heiko sehr dankbar“, so Christian Strahlmann. Auch das international agierende Heiko Schmidt wurde im Großen Preis auf Cassiopeia Fünfter, war aber dennoch der Verlierer, weil er im Stechen einen Sprung ausließ. Foto: Jutta WegoKommunikationsunternehmen Comtainment aus Kiel rückte auf den Plan und in dessen Schlepptau die Firma Hippodata, die für Zeitmessung und Technik rund um das Turniergeschehen ebenfalls international tätig ist. Der Reitverein Vorbeck, zuvor noch keinen Kontakt zu Christian Strahlmann, stellte uneigennützig 100 Helfer zur Organisation ab, weil dessen Chef Norbert Lissak von der Idee ebenfalls begeistert war. Er überzeugt auch das Gut Vorbeck, hinter dem das im niederländischen Besitz befindliche Unternehmen WINSTONgolf steht, als Hauptsponsor aufzutreten. „Ich habe selten eine so engagierte Truppe um mich herum gehabt, lobte Parcourschef Wolfgang Meyer die Vorbecker Crew.
 
Spitzensport der das Publikum begeisterte
Auch der Sport war mit Vertretern aus ganz Deutschland, darunter zahlreiche ostdeutsche Vertreter und mehreren europäischen Ländern SpDas Drei-Sterne-Springen am Samstag gewann Derbysieger Thomas Kleis auf Carassina. Foto: Jutta Wegoitzenklasse. Allerdings hat Mitorganisator Heiko Schmidt im mit 20.000 Euro dotierten Großen Preis einen schwarzen Tag erlebt. An den Vortagen in den großen Springen schon meist mit einem dummen Fehler belastet, sollte im Großen Preis seine Stunde schlagen. Mit der zehnjährigen Cellestial-Stute Cassiopeia lieferte er in dem Drei-Sterne-Springen den ersten fehlerfreien Ritt ab, dem nur vier weitere folgen sollten. Mit dem neunjährigen Couleur-Rubin-Wallach Countdown, den er von Udo Irmisch (Dresden) übernommen hat, lieferte er im ersten gemeinsamen Drei-Sterne-Springen eine Vier-Fehler-Runde. Danach stieg Schmidt sofort wieder in den Sattel von Cassiopeia, weil das Stechen unmittelbar anstand. Den Stechparcours hatte er sich leichtsinnigerweise nicht auf dem Parcoursplan angesehen, sondern ließ ihn sich beim Einreiten vom Parcourschef erklären. Dieser hatte ihm im Eifer des Gefechts, nach Aussagen von Schmidt, einen Sprung nicht genannt, den er daraufhin ausließ. Das Ausscheiden verursachte nicht nur bei Schmidt, den Medien und dem Publikum große Unruhe und verursachte ein etwas unglückliches Ende eines ansonsten tollen Turniertages.
DeIm Schauteil gab es eine Quadrille des Landgestüts Redefin. Foto: Jutta Wegor Sieg ging an den im westfälischen Versmold reitenden Ungarn Balazs Krucso, der mit dem 12-jährigen Lord Sinclaire I-Sohn KN Nemo den einzigen fehlerfreien Ritt absolvierte. Zuvor sah es nach einer schnellen fehlerfreien Runde von Thomas Voß (Schülp) aus. Am letzten Oxer bekam er aber keine Distanz, stürzte fast und wurde Vierter. Auch der zweite Platz ging nach Westfalen. Markus Brinkmann (Herford) holte sich mit vier Fehlern in 41,89 Sekunden die Silberschleife vor Karin Ernsting (Rulle) auf Cypriat (4/47,17). Sieger Krucso hatte schon das zweiteDietmar Timm gab eine imposante Abschiedsvorstellung. Foto: Jutta Wego Springen der mittleren Tour am Freitag auf KN Arnoldi gewonnen. „Ich bin total begeistert von dem Turnier. Hatte eigentlich für Dortmund geplant und bin im Internet auf Schwerin aufmerksam geworden. Nach weiteren Recherchen habe ich sofort umdisponiert, bin nun natürlich überglücklich und komme in den nächsten Jahren mit Sicherheit wieder“, so der Ungar freudestrahlend.
Im Drei-Sterne-Springen am Samstag blieb der Sieg in Mecklenburg-Vorpommern. Derbysieger Thomas Kleis holte sich auf seinem Der letzte Zieleinlauf des 58-jährigen 13-fachen Landesmeisters. Danach ging das Gespann nach Bayern. Foto: Jutta WegoDerbypferd Carassina die dritte goldene Schleife bei diesem Turnier. In der Siegerrunde sauste er mit fehlerfreien 38,53 Sekunden durch die Ziellinie. Inga Czwalina (Fehmarn) die in allen Springen Bilderbuchritte absolvierte und mehr fach weit vorn zu finden war, versuchte die Zeit von Kleis zwar zu unterbieten, war mit Canberra aber eine Sekunde langsamer. Auch Jörg Kreuzmann (Neumünster) blieb auf Sauternes ter Vlucht fehlerfrei und wurde mit einer Hundertstelsekunde Rückstand zu Inga Czwalina Dritter. Zweitbester ostdeutscher Reiter wurde Richard Robinson (Sommerstorf) mit Legurio auf Rang 8. Mit seiner Zukunftshoffnung Casanova (achtjährig von Cellestial) ritt auch Matthias Granzow (Passin) auf dem 11. Platz ins Preisgeld.
Am Sonntagmorgen hatte Thomas Kleis schon das Finale der mittleren Tour auf der achtjährigen Stute Questa Vittoria gewonnen. Im Stechen des Zwei-Sterne-Springens, das Kleis fehlerfrei in 35,37 Sekunden beendete, war auch Balazs Krucso sein schärfster Konkurrent. Auf KN Seicalla kam der Ungar bis auf drei Zehntel Sekunden an den Sieger heran. Den ersten Sieg holte sich Kleis bereits am Donnerstag im ersten Springen der mittleren Tour auf Questa Vittoria. Matthias Granzow wurde als zweitbester ostdeutscher Reiter in diesem Springen Dritter vor Mynou Diederichsmeier (Dalgow) auf Surprise.
 
Dreifacher Erfolg auch für Lars Köhler
Zwei Springpferdesiege für Örjan Lorson und dengekörten Hengst Lenny. Foto: Jutta WegoDrei gelbe Schleifen in den Springpferdeprüfungen gab es für Kati Lekander, zwei davon auf  Cinzana. Foto: Jutta WegoIn der kleinen Tur, die aus zwei M und einem S-Springen bestand, dominierte ein junger Mann von der Insel Rügen. Lars Köhler vom Königsstuhl Ranzow gehört zu den erfolgreichsten Reitern der 1. Schweriner Horse Show. Mit seinen Pferden Polido und Woody gewann der 20-Jährige drei Springen. Mit dem 13-jährigen Wallach Polido setzte er sich bereits in einem mittelschweren Springen am Donnerstag durch und schlug dabei die lange führende Ronja Bergmann auf Ronja (Insel Poel) um eine Hundertstelsekunde. Am Samstag war dem Agrarstudenten das Glück gleich zweimal hold. Am Morgen siegte er in einem M-Springen erneut auf Polido. Diesmal mit Laura Strehmel gewann mit Levon eine Qualifikation für achtjährige Pferde. Foto: Jutta Wegozweieinhalb Sekunden Vorsprung vor Jordi Sander aus dem holsteinischen Granderheide auf For Royal Robert und Steffen Schott (Zierow) auf Horstfeldes Anastasia. In diesem Springen setzte Heiko Schmidt nach eineinhalb Jahren Pause auch sein Spitzenpferd Lagano mit einer lockeren Nullrunde erstmals wieder ein.
Am Abend wurde es in einem S-Springen deutlich schwerer. Lars Köhler hatte den springgewaltigen neunjährigen Wolkenstein II-Sohn Woody gesattelt, der ebenfalls eine lange Genesungsphase hinter sich und zu alter Form zurück findet. Schon früh setzte sich das Paar von der Insel Rügen mit 52,52 Sekunden bei strafpunktfreiem Ritt an die Spitze. Es sollte keinem Konkurrenten gelingen dieses Ergebnis zu unterbieten. Und so ging der dritte Sieg bei der Premierenveranstaltung an Lars Köhler.
In den Youngster-Springen für sieben- und achtjährige Pferde gab es für den Stall Schmidt (Neu Benthen) zwei Siege. Die Schwedin Denise Svensson (Bereiterin bei Heiko Schmidt) ritt die siebenjährige Cellestial-Stute Coco Chanell zu zwei Siegen. Sehr erfolgreich waren in dieser Tour auch die Reiter aus Brandenburg. Die erst 14-jährige Laura Strehmel (Neustadt/Dosse) begeisterte mit einem Qualifikations-Sieg auf dem achtjährigen Levisto-Wallach Levon. Jan Peters (Schwanebeck) wurde in diesem Springen auf Krokant (v. Kolibri) Zweiter. Das zweite Springen der achtjährigen Pferde gewann Jan Peters mit Günnie be good (v. Goodman) vor Laura Strehmel auf Levon. Bei den siebenjährigen Pferden gab es hinter Denise Svensson einen 2. Platz für Brandenburgs Landesmeister Maik Junghänel (Schönebeck) auf dem Cellestial-Wallach Casting. Ebenso hinter Denise Svensson wurde Siegmar Ströhmer (Neustadt/Dosse) im zweiten Springen der siebenjährigen Pferde Zweiter auf Letkiss (v. Levisto) und Dritter auf Lucie (v. Landrebell). Das Finale gewann Markus Brose (Braunschweig) auf Check It Werona. Bester ostdeutscher Reiter war Maik Junghänel auf dem 9. Platz mit Casting.
 
Drei Damen dominierten das Geschehen am Montag
Der fünfte Tag, der wegen der Nennungsflut auf Montag verlegt werden musste, war den jungen Pferden vorbehalten. Es gab fünf Siege für Reiter aus Skandinavien, die in Mecklenburg-Vorpommern reiten. Gleich dreimal griff die Finnin Kati Lekander, die in Neubrandenburg lebt, zur Goldschleife. Die 38-jährige Reiterin gewann das Auftaktspringen für vierjährige Pferde mit der Wertnote 7,8 auf Fürst Willi. Bei den fünfjährigen Pferden saß sie im Sattel von Cinzana. Es gab für diese Altersklasse eine Springpferdeprüfung Klasse A und eine in Klasse L. Mit Wertnote 8,2 (Kl. A) und 8,3 (Kl.L) gewann das Paar beide Prüfungen und wurde damit erfolgreichste Reiterin des 5. Turniertages. In Klasse L schlug sie den favorisierten Redefiner Hengst Cerousi, für den die Richter Wertnote 8,0 zogen, womit er unter Paul Wiktor Zweiter wurde.
Zweifacher Tagessieger wurde der Schwede Örjan Larsson (Güstrow), der als Berufsreiter für den Reitstall des Spediteurs Josef Auge reitet. In Klasse L erhielt er mit dem sechsjährigen gekörten Hengst Lenny (v. Lancado) Wertnote 8,6. In der mittelschweren Klasse, dem sportlichen Höhepunkt des Tages, gab es für den Sieg des Reiter-Pferd-Paares Wertnote 8,2. Auf die Frage, warum die skandinavischen Reiter in Mecklenburg-Vorpommern so erfolgreich sind, sagte Örjan Larsson: „Unser Mentalität passt gut zu Mecklenburg-Vorpommern, wir reiten gute Pferde und die Arbeits- und Lebensbedingungen sind gut“.
Die beiden letzten Siegerinnen des Turniers am Montagabend heißen Sarah Krüger (Gadebusch) und Nicole Boller (Dummerstorf). Die 15-jährige Sarah Krüger lieferte in der 1. Abteilung des L-Springens als vorletzte Starterin auf der Schimmelstute Rabea den einzigen fehlerfreien Ritt. Die 21-jährige Studentin Nicole Boller setzte mit ihrer Wind Dancer-Stute Wind Queen B mit einem Sieg in der 2. Abteilung vor Ramona Schilloks (Ganschow) auf Laura den glanzvollen Abschluss eines bedeutendes Turniers, über das noch lange positiv geredet wird.
Umrahmt wurde das Turnier mit einer Quadrille des Landgestüts Redefin und Fahrwettbewerben für Vierspänner. Der überlegene Sieger des Kombinierten Hindernisfahrens hieß an beiden Tagen Dietmar Timm (Spornitz). Bei der letzten Siegerehrung dieses Wettbewerbs kam etwas Wehmut auf, weil Dietmar Timm, 13-facher Landesmeister von MV, mitteilte, das er sein Orlowtrabergespann nach Bayern verkauft hat und das zum Anlass nimmt, den Fahrsport an den Nagel zu hängen. Der 58-Jährige war zwei Jahrzehnte das Idol des Fahrsports in Mecklenburg-Vorpommern und hat immens viel Imagearbeit für seinen Sport im Land geleistet.
Der Erfolg des Turniers macht den Veranstaltern Mut. Beim Abschlusspressegespräch, bei dem auch kleine organisatorische Anfangsprobleme offen gelegt wurden, die aber nicht den Sport betrafen, versprachen sie, dass es eine Neuauflage geben wird und dass die Schweriner Horse Show zu einer Tradition werden soll. Parcourschef Wolfgang Meyer und Heiko Schmidt reichten sich nach anfänglicher Schuldzuweisung über den Vorfall im Großen Preis öffentlich die Hand zur Versöhnung. (Franz Wego)
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