Ein Gestüterherz hat aufgehört zu schlagen

Erschienen am 01.10.2018

Der Gestütswärter i.R., Heinrich Witt, ist im Alter von 88 Jahren gestorbenAm 26. September verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der ehemalige Gestütswär-ter des Landgestüts Redefin, Heinrich Witt, im Alter von 88. Jahren. Die Pferdewelt in Mecklenburg-Vorpomm-ern trauert um einen ihrer engagiertesten Pferdeleute.

Pferde bestimmten von Kindheit an das Leben des in Friedland geborenen Sohnes der Landwirte Erwin und Eliese Witt. Im Hengstdepot Redefin erlernte er den Beruf des Getütswärters und Bereiters. Ein familiärer Schicksalsschlag - der frühe Tod seines Anfang der fünfziger Jahre schwerkrank aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekommenen Vaters - führte ihn als den Ältesten von drei Brüdern zurück auf den elterlichen Hof nach Friedland, den er bis zur Vergenossenschaftlichung 1960 führte. Hier gründete er mit seiner vier Jahre jüngeren Frau Adelheid, die aus Katowice im ehemaligen Schlesien stammt, eine Familie. Am 22. Mai diesen Jahres feierten die Zwei nach 65 Ehejahren das seltene Fest der Eisernen Hochzeit.

In Friedland wurden auch die ersten drei seiner vier Kinder (Uwe, Udo und Günter) geboren. 1960 bezog die Familie eine Wohnung im Landgestüt Redefin und dort kam der vierte Sohn Olaf 1965 zur Welt. Die Familie war Adelheid und Heinrich Witt stets das Wichtigste. Ihr ganzer Stolz war und sind ihre sieben Enkel. Seine drei Urenkel hat Heinrich Witt leider nicht mehr kennengelernt.

In Redefin war "Heiner" - wie er unter Kollegen, Reitern und Züchtern fortan genannt wurde - bis zu einem schweren Reitunfall Bereiter in der Hengstprüfungsanstalt. Anschließend leitete er die renommierten Landgestütsdeckstationen in Neuhaus/Elbe und in Dargun. Heiner Witt war stolz, der erste Gestütswärter gewesen zu sein, der 16 Hengste vor eine Postkutsche spannte, sowie jeweils einen von vier Rappen gezogenen Römischen Kampfwagen zu den jährlichen Hengstparaden vorstellte.

Als besondere und für ihn neue Herausforderung war von 1986 bis 1993 die Leitung des 100 ha großen Evangelischen Kirchengutes in Neudietendorf bei Gotha, mit starker Unterstützung und Hilfe seiner Frau Adelheid, die ihm stets den Rücken freihielt.

Die gelebte Verbindung zum Reitsport und zur Pferdezucht - in die er auch seine gesamte Familie mit einbezog (die Mehrheit seiner Kinder und Enkel haben den Pferdebazillus geerbt) - brachte ihm zu allen Zeiten in seinen Wirkungsbereichen und darüber hinaus Achtung und Anerkennung bei Pferdezüchtern und Reitern. Ein Bedürfnis war ihm das breit angelegte Training und die Ausbildung junger Reiter. Olaf - der jüngste seiner vier Söhne - nahm erfolgreich an den DDR-Jugendmeisterschaften teil. Uwe ist seit Gründung 1990 Geschäftsführer und Zuchtleiter im Verband der Pferdezüchter MV.

Mit Beginn des Rentnerdaseins hat es Heinrich Witt mit seiner Frau Adelheid und zwei Ponys wieder in die Nähe seiner alten Wirkungsstätte nach Dargun, unweit der einstigen Deckstation auf dem Klosterdamm, verschlagen. Er wollte näher bei seinen Kindern sein, der, allen voran Ehefrau Adelheid, neben dem Beruf stets seine ganze Fürsorge galt. In letzter Zeit nahm er sich besonders seinen jüngsten Enkeln Oliver und Oswald an, Kinder seines jüngsten Sohnes Olaf, der seinerzeit zur Reitgruppe der AIS Zierow gehörte. Auch sie lernten die Welt auf dem Pferderücken kennen. Eines seiner letzten Projekte war der Aufbau eines Marathonwagens für Beide, den Oliver schon testen konnte und mit einer Schleife vom Fahrturnier nach Hause kam - auch zum Stolz seines Opas. Bis zu seinem Lebensende kannte das Ehepaar Witt in der gegenseitigen Fürsorge und Pflege keine Grenzen. Adelheid war stets sein Lebensmittelpunkt. Selbst von Krankheit gezeichnet, gilt ihr in diesen Stunden unser besonderes Beileid. (Franz Wego)

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