Christian Heineking: Ein Mecklenburger mit Springreiterkarriere in den USA
Erschienen am 26.04.2016
Im Landgestüt Redefin heuerte 1996 ein junger Mann als Auszubildender an, bei dem sich schnell herausstellte, dass er viel Talent und ein "gutes Händchen" für die Ausbildung junger Pferde hat. Sein Name - Christian Heineking. Der damalige Ausbilder Rolf Günther, der später zu seinem Freund wurde, erinnert sich: "Christian war von Anfang an sehr ehrgeizig und zielstrebig, wollte unbedingt Turnierreiter werden und war in seinem Umfeld sowie bei den Kollegen beliebt. Gepaart mit Talent und dem nötigen Feeling für Pferde, ohne das es nicht geht, hat er das auch in kurzer Zeit geschafft und zahlreiche Erfolge für unser Landgestüt geholt. Eigentlich schade, dass er nicht bei uns geblieben ist."
Christian Heineking mit Ehefrau Erin Davis-Heineking und Tochter Ella Elizabeth. Foto: privat
Inzwischen ist Christian Heineking selbst ein gestandener Ausbilder und international erfolgreicher Reiter in Texas/USA, der seiner Heimat aber weiter treu verbunden ist und weiter für Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern und seinen Heimatverein, den "RFV Sophienhof-Neustrelitz" reitet. Erfolgspferde in seiner Redefiner Zeit waren für ihn unter anderem die Hengste Syphir und Kornfink in der Dressur, sowie Leander und viele weitere im Springen. Aktuell ist Christian Heineking hinter Holger Wulschner (Groß Viegeln) und André Thieme (Plau am See) der dritterfolgreichste Springreiter von Mecklenburg-Vorpommern.
Christian Heineking ist am 22. Oktober 1979 in Strasen bei Neustrelitz geboren und gemeinsam mit zwei Brüdern aufgewachsen. Der zehn Jahre jüngere Marcus, ebenfalls in Redefin gelernt, hat in Dänemark einen Ausbildungs- und Verkaufsstall. Der vier Jahre jüngere Sebastian führt ein Abrissunternehmen in Pforzheim. Seine Eltern haben ein Restaurant, die "Gaststätte zu den Eichen", in Strasen.
Der Mecklenburger Christian Heineking bei der Siegerehrung in Thermal (Kalifornien) mit NKH Selene. Foto: ESI
Das Interesse an Pferden ist bei Christian durch seinen Opa erwacht, der im Landwirtschaftsbetrieb seiner Region die Pferde betreute. So zog es ihn 1996 nach Redefin, wo er zunächst die dreijährige Lehre zum "Pferdewirt Zucht und Haltung", und anschließend zusätzlich zum "Bereiter" mit Erfolg absolvierte. Knapp zehn Jahre verbrachte er in Redefin. "Es war eine schöne Zeit, ich habe viel gelernt und zahlreiche Freunde gewonnen", erinnert sich Christian.
Dennoch drängte es ihn, etwas anderes kennenzulernen, sich den Wind der Privatwirtschaft um die Ohren wehen zu lassen und einen Blick in die weite Welt zu werfen. In Redefin tauchte damals durch die Vermittlung von Rolf Günther, der heute für den Gestütsbetrieb verantwortlich ist, der Amerikaner Kai Hand auf, um Pferde auszuprobieren und zu kaufen. Bei ihm weilte Christian Heineking ab 2002 zweimal in seinem Urlaub, wo er die Pferde des Amerikaners reiten durfte. Seine Reitweise gefiel Kai Hand und er hätte ihn am liebsten von Anfang an in den USA behalten.
Christian Heineking 2007 in Wittenbeck mit Little Eve, bei einem seiner letzten Turnierauftritte in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Jutta Wego
Aus privaten Gründen verließ Christian Heineking das Landgestüt 2005 und war je ein halbes Jahr in den Mecklenburger "Profireitställen" von Heiko Schmidt in Neu Benthen und Matthias Martens in Altenhagen als Bereiter tätig. Er nutzte die Folgezeit, um sich auch beruflich weiterzubilden und legte 2008 erfolgreich die Prüfung zum "Pferdewirtschaftsmeister" ab, die ihn befähigt Lehrlinge auszubilden.
Die USA lockte ihn weiter und nach der Meisterprüfung erwirkte der junge Mann mit Unternehmergeist aus Mecklenburg für zwei Jahre ein Visum für die USA. "Die Arbeit dort mit Pferden hat mir sehr gut gefallen, so dass ich das Visum zweimal verlängert habe, bevor ich einen Antrag auf eine Greencard stellte", blickt Heineking zurück.
Der Mann aus Strasen lebt seit seinem USA Aufenthalt im US-Bundesstaat Texas. Zunächst im Großraum Dallas in Fort Worth, heute zusammen mit seiner Ehefrau Erin Davis-Heineking, die er auf den Turnieren kennenlernte und im Mai 2013 geheiratet hat, westlich von Fort Worth, wo diese zusammen mit zwei Schwestern und zwei Brüdern aufgewachsen ist. Ihr Hobby, das für beide zum Beruf geworden ist, teilen die Zwei, deren Stolz ihre gemeinsame eineinhalbjährige Tochter Ella Elizabeth ist. Erin ist, ebenso wie Christian Heineking, der im letzten halben Jahr schon Große Preise auf Drei-Sterne Niveau in Kanada, Mexiko, Kalifornien und Florida gewann, eine erfolgreiche Springreiterin mit Erfolgen bis Grand Prix Springen.
Der 36-jährige Christian Heineking mit der elfjährigen Stute NKH Selena bei einem Sieg anlässlich des Weltcup-Turniers im Januar in Valle de Bravo (Mexiko). Foto: ESI
Ihre Eltern sind Besitzer der "October Hill Farm", die aktuell von Erin und ihrer Schwester Wendy betrieben wird. Christian Heineking, der sich Anfang 2013 selbstständig gemacht hat und auf die Anlage seiner Schwiegereltern gezogen ist, leitet dort das Training und die Ausbildung. "Wir haben auf der October Hill Farm eine kleine Pferdezucht, eigene und Beritt-Pferde von anderen Besitzern die ich trainiere. Etwa 40 Pferde gehen bei uns regelmäßig unter dem Sattel", weiß Christian Heineking.
Der Mecklenburger hat es geschafft sich in der hart umkämpften Pferdeszene der USA zu etablieren. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 2013 mit dem Sieg im Weltcup Springen von Los Angeles (Kalifornien) mit der Oldenburger Stute NKH Selene, dem eine Woche später der 2. Platz in Las Vegas (Nevada) folgte. Was diese und die aktuellen Erfolge so besonders macht, ist die Tatsache, dass Christian Heineking die meisten seiner Erfolgspferde, im Gegensatz zu vielen anderen erfolgreichen Reitern, mühsam selbst ausgebildet hat. "Dabei kommt mir meine gute Ausbildung bei meinen Lehrmeistern Michael Thieme und Rolf Günther in Redefin zu Hilfe. Die freundschaftliche Verbindung zu Rolf ist mir nach wie vor sehr wichtig. In Redefin werden Pferde sehr korrekt und pferdegerecht ausgebildet, was leider nicht in allen Reitställen der Fall ist", sieht Christian Heineking den Schlüssel für seine Erfolge.
Christian Heineking im Oktober 2015 beim Weltcup Springen in Del Mar (Canada) mit NKH Quanto. Foto: David Buchan
Bleibt zu hoffen, dass der Mecklenburger aus Strasen, der in den USA übrigens auch Mecklenburger Pferde reitet, zusammen mit seiner Ehefrau Erin Davis-Heineking weiterhin auf der Erfolgsspur des Lebens bleibt und, dass sich gelegentlich die Möglichkeit ergibt seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern zu besuchen. Immerhin wartet noch das "Goldene Reitabzeichen"in der Geschäftsstelle des Pferdesportverbandes von MV auf ihn, dessen Bedingungen, die mit hohen Anforderungen verbunden sind, er in diesem Frühjahr erfüllt hat. (Franz Wego)