Hengstparaden in Redefin 2018

Erschienen am 11.09.2018

Abwechslungsreich, informativ, rasant, beschaulich, auf jeden Fall interessant.

Die 1. Hengstparade im Landgestüt Redefin hielt, was langjährige Besucher an ihr lieben und erwarten. Minister Backhaus, der die 1. Parade eröffnete, wird nicht müde zu betonen, dass Redefin das schönste Landgestüt im schönsten Bundesland ist. Irgendwie hat er ja auch Recht, es beschleicht einem immer wieder ein Gefühl von Historie und Moderne wenn man auf das Gestüt kommt.

Ja er hat auch Recht, wenn er sagt, dass die investierten Millionen gut angelegt sind, allen Kritikern zum Trotz. Wer solche historischen Stätten nicht in staatlicher Hand halten kann, in denen die Geschichte des Pferdes atmet, das unmittelbar mit der Entwicklung der Menschheit im Zusammenhang steht, ist nicht geschichtsbewusst und eher bedauernswert.

Was den Kennern und Insidern der diesjährigen Paraden als erstes auffiel: Gestütsleiterin Antje Kerber hat erstmals die komplette Moderation übernommen. Das kam sicher nicht nur bei dem Schreiber dieser Zeilen sehr positiv an, weil sie mit ihrem Insiderwissen die Bilder maß- und gefühlvoll beschrieb und viele weitere Informationen mit angenehmer Stimme an die Besucher brachte.

Seit Jahren steht der Showcharakter bei den Redefiner Hengstparaden im Vordergrund, aber auch züchterische Elemente sind nach wie vor enthalten. Längst geht es nicht mehr vordergründig nur um Hengste, weil ganz einfach mehr so viele im Gestüt vorhanden sind. Vorbei sind die Zeiten als die Züchter unter den Besuchern Hengste aus den einzelnen Bildern heraus, vor allem den Klassikern, zu erkennen versuchten und gemeinsam über sie sprachen, wo sie auf Station standen, welche Nachkommen man von ihnen kennt.

Dennoch sind die 15 Bilder der diesjährigen Paraden wieder sehr abwechslungsreich und präsentieren eine große Vielfalt. Immer wieder gelingt es den Verantwortlichen des Gestüts Bilder hereinzunehmen die besonders ans Herz gehen. Ein solches Bild ist in diesem Jahr die CREMELLO-Show von Iseulys Deslé. Die Freiheitsdressur geht ans Herz. Beeindruckend wie sie ihre sechs Cremellos ohne Berührung und mit viel Lob dirigiert. Harmonie zwischen Mensch und Tier in höchster Präzision, toll!

Dennoch freuen sich die Besucher immer wieder auf die Klassiker der Paraden, die einfach nicht fehlen dürfen. Da ist die Quadrille mit Sechserzügen, die immer wieder in Rede steht, weil sie die Hälfte des Redefiner Pferdebestandes in einem Bild benötigen. Ich jedenfalls, und so geht es sicher vielen Insidern, wäre traurig, wenn dieses schöne Bild eines Tages nicht mehr gezeigt werden könnte. Einfach schön, wenn Erich Scheel, Fred Schicketanz, Mario Kabbe und Udo Kähler, die aktuellen Akteure, ihre Fahrkunst präsentieren.

Das gilt natürlich in besonderer Weis für Hans-Joachim Frahm. Der große Mehrspänner ist einfach immer wieder eine Augenweide. Bewundernswert auch die Ruhe die der Leiter der Redefiner EU-Besamungsstation ausstrahlt. Auch wenn es mal einen Zwischenfall gibt wie bei der 1. Parade, als ein Pferd über die Wacht des Vorderpferdes kam und nur noch auf zwei Beiden mithüpfen konnte. Alles wurde in Ruhe wieder bereinigt und die Präsentation konnte fortgesetzt werden. Ein besonderes Gefühl beschleicht die Besucher wenn die alte Postkutsche sechsspännig einfährt, natürlich mit Hans-Joachim Frahm an den Leinen, und das Mecklenburger Polizeiorchester die "Post im Walde" mit Echo intoniert. Das lange Halten ist immer eine Nervenprobe für die Pferde.

Gut, dass man sich in Redefin auch wieder auf die Paarquadrille in Rokoko-Kostümen besann. War in diesem Jahr übrigens besonders gut gelungen. Auch die Springquadrille war gut anzusehen, wenngleich der Schimmelhengst Calino Tarnko sich an der Tete unter Daniel Wascher zunächst weigerte über das Feuer zu springen. Man ist halt live, nichts ist gekünstelt und das ist das besonders Gute an den Paraden. Die Römischen Kampfwagen, gefahren von Erich Scheel, Fred Schicketanz und Udo Kähler, rasant wie immer, hatten in diesem Jahr einen anderen Programmplatz als üblich.

Auch die Fohlenverlosung der Interessengemeinschaft der Shetlandponyzüchter fehlt nicht. Das 1. Fohlen geht in diesem Jahr an eine Therapiestation in Mölln. Da hat das Losglück die Richtigen getroffen. 25 Jahre ist die IG unter Leitung von Gisbert Koch nun schon dabei. Inklusive des Fohlens bei der diesjährigen 1. Parade sind 120.135 Euro durch Lose zusammengekommen. Diese Mittel stellt die IG jedes Jahr dem Landgestüt für die Erhaltung der Anlage zur Verfügung. Nicht hoch genug zu würdigen.

Gäste waren bei der 1. Parade das Haupt- und Landgestüt Marbach, das eine Quadrille mit Schwarzwälder Füchsen präsentierte. Das Vollblutarabergestüt Ismer aus Ströhen bei Diepholz war mit 12 Stuten im Freilaufen dabei, alles Schimmels. Die Geschichte des Vollblutarabers wurde von Antje Kerber am Mikrophon bestens erklärt.

Beim Schlussbild sind die Redefiner der Geschichte treu geblieben. Die Große Dressurquadrille der Lützower Jäger zum Gedenken an die Befreiungskriege des 19. Jahrhunderts. Angeführt von Elmar Wißling auf Calino Tarnko, der die Standarte "Freiheit und Recht" aus dem Jahre 1813 mitführte, zogen 24 "Schwarze Reiter" in den Kampf. Die Truppe nahm Aufstellung und Kommandeur Adolf von Lützow, dargestellt von Michael Thieme auf Coffee to go, stieß zur Truppe. Das wird er in diesem Jahr das letzte Mal tun, denn bei der letzten Parade wird Michael Thiem in den Ruhestand verabschiedet. Als Dressurausbilder auf privater Basis bleibt er dem Land jedoch erhalten.

Zur Quadrille: Am 18. Februar 1813 gab der mecklenburgische Großherzog Friedrich Wilhelm III Adolf von Lützow den Auftrag, zum Kampf gegen die napoleonische Unterdrückung ein Freicorps aufzustellen. Die "Schwarzen Reiter", zu denen auch Theodor Körner gehörte, der 1813 am 26. August 22-jährig in einer Schlacht fiel und ganz in der Nähe von Redefin in Wöbbelin begraben liegt, hatten sich die Losung "Freiheit und Recht" auf ihre Fahnen geschrieben. Als die choreografisch gelungene Quadrille beendet war und Kommandeur Adolf von Lützow, alias Michael Thieme, zur Attacke blies, verließen die 24 Schwarzen Reiter mit ihren Pferden unter den Klängen von "Lützows wilder verwegener Jagd" im gestreckten Galopp den Paradeplatz. Der 1. Paradetag ging unfallfrei zu Ende. (Franz Wego)

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