Buchbesprechung: Pferdesport in der DDR 1951-1990
Erschienen am 08.03.2023
Das ist der Titel des jüngst erschienenen Buches, um das es bei Gesprächen am 4. März im Schulungsraum des Landgestüts Redefin ging. Knapp 40 Interessenten aus weiten Teilen Ostdeutschlands trafen sich dazu. Anwesend waren auch Sönke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und Dr. Burkhard Dittmann, Präsident des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern für Reiten, Fahren und Voltigieren. Es ging darum, wie es zu dem 800 Seiten umfassenden Buch kam, dessen Inhalt Erich Oese nach 1990 über mehrere Jahre zusammengetragen hat, der von 1951 bis 1990 an vorderster Front in den Führungsgremien vertreten war. Der Tag diente auch dazu, sich mit Interessenten zu treffen und an Geschehnisse jener Zeit zu erinnern.

Blick in den Schulungsraum des Landgestüts Redefin bei den Gesprächen über das Buch „Pferdesport in der DDR 1951-1990“. © Kirsten Stelljes
Christiane Berg (Groß Stieten), Mitglied der CDU Fraktion im Landtag von MV und Anngret Eisermann vom Reit- und Fahrverein (RFV) Gadebusch, langjähriges Mitglied im Präsidium des Landessportbundes von MV, hatten zu diesem Treffen eingeladen. Christiane Berg, die einst bei Manfred Nietzschmann in Radegast Reiten lernte, war begeistert vom Vorhaben von Franz Wego, ein Buch mit dem Werk von Oese zu erstellen. Sie war es, die über ihre Fraktion, zusammen mit Franz Wego und dem RFV Gadebusch, den Anngret Eisermann vertrat, der als Antragsteller geworben werden konnte, die Landesregierung davon überzeugte, dass es sich bei dem Buch um ein geschichtliches Werk handelt das förderungswürdig ist. Das sah auch die FN so und hat Franz Wego auf dessen Nachfrage darin bestärkt, an seinem Vorhaben festzuhalten, ein Buch aus den Aufzeichnungen von Erich Oese zu erstellen.

Das „Corpus Delicti“ um das es bei den Gesprächen in Redefin ging, dass schon nach 3 Wochen vergriffen war. © Kirsten Stelljes
Wie es zu dem Buch kam begründet Wego so: „Ich habe nach 32 Jahren erstmals Heinz-Jürgen Preller aus Wernigerode bei einem Turnier wiedergetroffen und wir tauschten uns über die Zeit des Pferdesports vor 1990 in der DDR aus. Er schickte mir anschließend eine Datei im „Portable Document Format“ (PDF), die er von einer CD anfertigte, auf der Erich Oese in großer Fleißarbeit alles aufgeschrieben hat. Ich war sofort begeistert und mir war klar, dass es ein bedeutendes geschichtliches Zeitdokument ist.“ Franz Wego, der 18 Jahre Redakteur der Verbandszeitung „Mecklenburger Pferde“ war und mit seinem Familienunternehmen „Horse Media Wego“ Herausgeber des Buches ist, kontaktierte daraufhin seinen Freund Hans-Joachim Begall (Bützow), langjähriger Geschäftsführer im Landesverband MV. Der hatte die CD auch, bekam sie wegen des veralteten Formats zunächst aber nicht geöffnet, wie einige andere auch. „Ich begann sofort mit der Digitalisierung und habe ein Word-Dukument daraus gemacht“, so Wego weiter. Zusammen mit Hans-Hans-Joachim Begall hat er dann die Erstellung des Buches vorangetrieben und dazu auch den FNverlag in die Gestaltung und für das Korrektorat mit einbezogen. „Die Damen des Verlages waren dabei sehr aufgeschlossen“, so Wego weiter.
Die FN begrüßt das Buch ausdrücklich, sagte Sönke Lauterbach. „Das riesige Werk reiht sich würdig in die Publikation ein, die 2005 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der organisierten Pferdezucht und des Pferdesports in Deutschland erschienen ist.“ Thomas Hartwig, seinerzeit im FNverlag für das Buch mitverantwortlich, sagte bei einer anderen Gelegenheit zu Franz Wego selbstkritisch: „Zucht und Sport in der ehemaligen DDR gehörten ja auch zu den 100 Jahren. In dem Buch ist der deutsche Teil aber zu schlecht weggekommen.“
In den Redefiner Gesprächen konnte Hans-Joachim Begall einiges über den eigentlichen Autor Erich Oese berichten, dessen Familie die Co-Autoren autorisierten die Arbeit von Oese zu veröffentlichen. Axel Seyffart, Sohn von Dr. Günter Seyffart (Velefanz), auf dessen Ergebnisarchiv Erich Oese in seinem Werk zurückgreift, berichtete darüber, wie sehr sich seine betagte Mutter freut, dass ihr Mann auf diesem Wege nochmal gewürdigt wird. Er konnte sich noch erinnern, dass in der Küche der Familie mehrere Kisten standen, in denen die Karteikarten aufbewahrt wurden auf denen sein Vater die Turnierergebnisse für den ganzen DDR-Bereich aufgeschrieben hat. Ralf Deutschmann (Schlagenthin) und Rolf Günther (Redefin) berichteten aus ihrer Zeit als Nationalkader. Ein Fall, als die DDR-Reiter mit den BRD-Reitern bei einem CSI im ungarischen Hortobagy eine gemeinsame Mannschaft bildeten, sorgte für besonderes Gelächter. Dies geschah spontan und ohne Wissen der DPV-Führung. Horst Piehl (Schwanebeck), der damals Mannschaftsführer war, wollte das nicht bis nach Berlin dringen lassen und hoffte, wenn er den unteren Teil der Ergebnisliste abschneidet, der die gemeinsame Mannschaft erkennen ließ, merkt es keiner. Es kam wie es kommen musste. Das Geschehen erreichte den DPV noch bevor die Reiter wieder zu Hause waren. Diese mussten anschließend in Berlin zum Rapport antreten.
Es war ein gelungenes Treffen in Redefin, wie in den anschließenden Gesprächen bei einem Imbiss zu vernehmen war. Einige meldeten sich als sie zu Hause waren nochmal und bedankten sich. Die 1. Druckauflage des Buches war bereits nach 3 Wochen vergriffen. Franz Wego versprach, dass es eine 2. Druckauflage geben wird, die Anfang Mai erscheint. (fw)