Springturnier in Groß Viegeln unter Corona-Regeln
Erschienen am 18.05.2020
Benjamin Wulschner war mit sechs Siegen, darunter der Große Preis, der „Überflieger“ des Turniers.

Benjamin Wulschner, hier auf Quidditsch, mit dem er Vierter im Großen Preis wurde und ein Zwei-Sterne M-Springen gewann, war mit sechs Siegen, darunter der Große Preis auf Fabiélla BH, der Überflieger des Turniers. Sein Vater Holger, mit Harke und Mundschutz ausgestattet, schaut im Hintergrund zu. Foto: H.J. Begall
Groß Viegeln. Premiere gelungen, lautet das Fazit beim viertägigen Pilot-Springturnier der Berufsreiter und Ausbilder unter Corona-Regeln auf der Reitanlage von Holger Wulschner am Wochenende in Groß Viegeln. Der Vorsitzende der Landeskommission für Pferdeleistungsprüfungen beim Landesverband MV für Reiten, Fahren und Voltigieren zog ein rundum positives Fazit. „Ich hätte es selbst kaum für möglich gehalten, dass sich die Reiter so diszipliniert verhalten. Es gab aber auch nicht den geringsten Anlass bei dem man hätte einschreiten müssen“. Inklusive der Reiter, Pfleger und Turniercrew waren 80 Personen zugelassen. „Meine Kontrolle ergab, dass es regelmäßig maximal 40 Personen waren die zur gleichen Zeit vor Ort waren“, so Begall weiter. „Astrid und Holger Wulschner hatten geradezu akribisch alles so vorbereitet, als wäre es das internationale Turnier. Bis auf Besucher und großzügiges Catering, das nicht zugelassen war und von vier Sicherheitsleuten kontrolliert wurde, machten die Anlage und das Drumherum einen hervorragenden Eindruck“.

Lange führte Steffen Krehl (Lenzke) die Konkurrenz im Großen Preis mit Conchito an, bis Benjamin Wulschner seine Zeit toppte und ihn auf den 2. Platz verwies. Foto: H.J. Begall
Auch die Reiter waren voll des Lobes und dankten Holger, dass er sich für sie eingesetzt hat und es damit ermöglichte, dass sie unter Topbedingungen ihre jungen Pferde unter Turnierbedingungen weiter ausbilden konnten um ihnen Erfahrungen zu vermitteln, aber auch für die älteren Pferde Prüfungen angeboten wurden, damit sie wieder „in Gang kommen“. Das wurde bei einer Befragungen unisono von Meredith Michael-Beerbaum aus Thedinghausen (dreifache Europameisterin mit der deutschen Mannschaft), Janne-Friederike Meyer-Zimmermann aus Pinneberg (2011 Siegerin des Großen Preises von Aachen, dem größten Turnier der Welt) und André Thieme aus Plau am See (dreifacher Sieger des Deutschen Springderbys in Hamburg) gesagt. André Thieme: „Ich hatte zwar schon fünf Wochen Freiluftturnier in Florida, bin aber froh, dass es endlich hier wieder losgeht. Das war hier mehr Turnieratmosphäre als ich vorher gedacht habe. Jetzt müssen noch andere Veranstalter nachziehen“. Janne-Friederike Meyer-Zimmermann: „Die

Schnellstes Paar im Zwei-Sterne M-Springen vor dem GP war Philipp Makowei (Gadebusch) mit der 17-jährigen Balouna Windana, der damit die 1. Abteilung gewann. Foto: H.J. Begall
Bedingungen sind hier super. Endlich können wir die Ausbildung unserer Pferde unter Wettkampfbedingungen wieder überprüfen“. Marcus Beerbaum (Ehemann von Meredith Michaels-Beerbaum): „Wir waren schon in Westergellersen bei Lühneburg mit jungen Pferden. Das hier war optimal um Pferde zurück in den Sport zu bringen, auch wenn die Zuschauer fehlten“.
Auch das Ordnungsamt der Gemeinde Dummerstorf war zufrieden. Dazu ihr Vorsitzender Bastian Hohensee: „Aus Sicht des Ordnungsamtes kann ich sagen, dass alle Auflagen erfüllt wurden. Die Zugangsbeschränkungen wurden durch einen Ordnungsdienst kontrolliert. Selbst der Zugang für die reitenden Teilnehmer wurde mittels LED-Anzeige am Eingang sichergestellt, so dass immer nur die zugelassene Anzahl an Reitern auf dem Gelände waren“.
Es gibt nicht viele Veranstalter, die es auf sich nehmen, unter diesen komplizierten Bedingungen ein Turnier für die Reiter zur Ausübung ihres Berufes zu organisieren. „Ich weiß aus eigener Erfahrung wo den Reitern der Schuh drückt, hab ja selbst eine Reihe junger Pferde die unter Turnierbedingungen Erfahrungen sammeln müssen“, sagt Holger Wulschner. „Ich danke an dieser Stelle nochmal dem Bürgermeister und dem Leiter des Ordnungsamtes von Dummerstorf, dass sie so fair mit mir kooperiert und die Veranstaltung möglich gemacht haben. Ein Lob richte ich aber auch an meine Reiterkolleginnen und -kollegen. Dass sie sich so diszipliniert an die Regeln gehalten haben, war im Eifer des Gefechtes in dieser Art nicht immer zu erwarten. Aber auch sie wissen ja worum es geht. Zu Pfingsten wollen wir diese Art des Springturniers wiederholen. Dann werden am Pfingstsamstag die jungen Pferde zum Einsatz kommen, am Pfingstsonntag die erfahreneren Pferde mit Prüfungen bis Klasse S und am Pfingstmontag wollen wir für Nachwuchsreiter etwas machen“.

Wer nicht im Sattel saß, trug Mundschutz. Auch Pacourschef Ralf Stehr und sein Assistent. Foto: H.J. Begall
Was den Sport an diesem Wochenende in Groß Viegeln betrifft, so war es der Familienname Wulschner der sieben Mal die Platzierungslisten anführte. Nachdem Holgers Ehefrau Astrid schon am 1. Tag eine Springpferdeprüfung auf dem 5-jährigen Contendro I-Sohn Championa League gewann, legte Holger’s Sohn Benjamin, der für den Mecklenburger Kastanienhof Cramon bei Hohen Wangelin reitet, am Samstag und Sonntag eindrucksvoll nach.
Der Große Preis war ein schweres Springen nach Fehlern und Zeit ohne Stechen. 56 Reiter-Pferd-Paare gingen an den Start. Mit seinem ersten Pferd Quidditsch lag Benjamin kurz vor Schluss auf Rang 4. Nachdem alles schon so aussah, dass der Sieg nach Lentzke in Brandenburg an Steffen Krehl geht, der mit Conchito deutlich vor Thomas Kleis (Schloss Wendorf) und Silberpfeil M führte und zuvor schon eine Abteilung des Zwei-Sterne M-Springens gewann (in der 1. Abteilung siegte Philipp Makowei aus Gadebusch mit der bereits 17-jährigen Balouna Windana), kam der 31-Jährige Benjamin Wulschner noch mit seinem zweiten Pferd, der 10-jährigen Emilion-Tochter Fabiélla BH. In Wahnsinnstempo und auf kürzesten Wegen fegte er über die Hindernisse und nach 65,85 Sekunden galoppierte durchs Ziel. Damit war er eine Sekunde schneller als Steffen Krehl der Zweiter wurde vor Thomas Kleis, Pheline Ahlmann (Hademarschen/SH) mit Dialo und dem Sieger selbst mit seinem ersten Pferd Quidditsch.

Zuschauer waren nicht zugelassen, der Platz selbst und sein Umfeld hatten aber internationales Flair. Foto: H.J. Begall
Zuvor hatte Benjamin Wulschner schon die 2. Abteilung eines Zwei-Sterne Youngster-Springen mit dem 7-jährigen Comthago II SR gewonnen. Die 1. Abteilung ging nach Brandenburg an Robert Bruhns auf Great Princess. Im Zwei-Sterne M-Springen am Samstag konnte Benjamin Wulschner mit Fabiélla BH und Quidditsch beide Abteilungen gewinnen. Zwei weitere M-Siege holte sich der Sohn von Holger Wulschner, der schon vor der Corona-Zwangspause auf einer unglaublichen Erfolgswelle schwebte, am Samstag mit Comthago II SR und Levito. „Auch ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er uns ermöglicht, wieder unter Turnierbedingungen zu reiten. Ich habe ausgesprochen talentierte Pferde die mir ihre Besitzer in Beritt geben, ein wesentlicher Grund für meine Erfolge“, sagt der 31-Jährige, der sein Trainingsdomizil im sächsischen Dahlen hat. (F.Wego)