Ehemalige DDR-Meisterin Christine Ludwig gestorben

Erschienen am 15.12.2017

Im Alter von 78 Jahren ist am 10. Dezember die einstige DDR-Meisterin im Springen und in der Vielseitigkeit sowie die langjährige Vorsitzende im Ausschuss Vielseitigkeit des Thüringer Reit- und Fahrverbandes, Christine Ludwig, verstorben.

Geboren wurde sie als Christine Hellmann am 10. Mai 1939 in Gotha als einziges Kind eines Angestellten. Von ihren Eltern von Anfang an in jeder Weise unterstützt fand sie früh den Weg in einem ehemaligen herzoglichen Marstall, einem Stützpunkt der GST (Gesellschaft für Sport und Technik), in dem Zugpferde standen. Ihr erstes Schulpferd hieß dort Bujan. Herbert Melcher, ein ehemaliger Kavallerist, trainierte sie in Dressur und Springen und mit der Halbblutstute Heidi besuchte sie die ersten Turniere.

Christine Ludwig mit Pius im Gelände. Fotoarchiv: Begall

Nach dem Abitur überbrückte sie die freie Zeit als Schaffnerin bei der Gothaer Straßenbahn, ehe sie glücklich 1958 den ersehnten Studienplatz für Veterinär-Medizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig bekam. Während sie am Wochenende zu Hause ihre Pferde ritt, saß die Studentin an den Werktagen auf der Rennbahn in Leipzig-Scheibenholz auf den Vollblütern. Bei Amateurrennen wurde sie übrigens zwölf Mal Champion.

1959 heiratete Christine Hellmann den Tierarzt Dr. Eberhard Ludwig (er verstarb im September 1993). Dessen Onkel, ein Zahnarzt, war ein Vollblut-Liebhaber und besaß Rennpferde, die auch im Turniersport eingesetzt wurden. In Gotha gibt es auf dem Boxberg eine der längsten Flachrenn-Galoppbahnen Deutschlands, die nach der Wende wieder aktiviert wurde.   

Bei der ersten DDR-Meisterschaft der Damen 1961 in Halle-Kreuz ging sie mit der braunen Stute Carmen, die ihr Fritz Knobloch zur Verfügung stellte, an den Start. Im Finale mit Pferdewechsel blieben alle vier Teilnehmerinnen fehlerfrei. Die Zeit entschied am Ende über den Titel und für das Paar aus Gotha. Aber auch die Vielseitigkeit begeisterte sie. 1972 wurde Christine Ludwig mit dem Trakehner Fuchswallach Samurei, der von einem Güstrower Pferdehändler gekauft wurde, DDR-Meisterin in Krusemark.

Zwei Jahre später ritt die Gothaerin mit dem Schimmelwallach Pius - der 1966 geborene Julier-Sohn (v. Julius Cäsar) gehörte Manfred Pihaule - auf dem Boxberg zum Meistertitel im Gelände. In dieser Teildisziplin der Vielseitigkeit wurden ebenfalls in der DDR Titel vergeben. Nach ihrer letzten Meisterschaftsteilnahme hörte Christine Ludwig schweren Herzens mit dem aktiven Sport auf. Mit dem kleinen braunen Wallach Raubautz, der von Lilo Beyer kam, holte sie noch den Titel im Gelände. In ihre Fußstapfen traten ihre Töchter. Kerstin wurde 1981 in Blankenhain und 1986 in Groß Lüsewitz (als verh. Schneemann) DDR-Meisterin. Sylke gewann den Titel in der Vielseitigkeit 1990 und übernahm später die Tierarzt-Praxis ihrer Mutter.

Christine Ludwig wurde noch vor der Wende am 7. Juli 1988 als "Verdienter Meister des Sports" ausgezeichnet. Ihr Wissen gab sie auch im Ausschuss Vielseitigkeit des Thüringer Reit- und Fahrverbandes weiter und für ihr Engagement erhielt sie die Ehrennadel des Landesverbandes in Gold. Bis 1996 wohnte die Familie Ludwig in Gotha in der Nähe des Marstalls. Vor den Toren der Stadt im Ortsteil Boilstedt baute sie sich dann einen kleinen Reiterhof auf.

Christine Ludwig hat zweifelsfrei etwas DDR-Pferdesportgeschichte mitgeschrieben und viele Fans begeistert. Unser Mitgefühl gilt nun den Familienangehörigen. (Hans-Joachim Begall)

Warenkorb

Sie haben 0 Artikel in Ihrem Warenkorb

Warenkorbwert: 0,00€