Namenweihe: Der Reitplatz in Güstrow trägt jetzt den Namen „Birgit-Manki-Platz“
Erschienen am 08.09.2025
Vor dem sportlichen Höhepunkt des diesjährigen Springturniers ist Güstrow gab es ein besonderes Ereignis. Die Mitglieder des Reitvereins Güstrow haben postum einer Person gedacht, die den Pferdesport in der Barlach-Stadt Jahrzehnte geprägt, und wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Reitsportzentrums am Sonnenplatz hat. Die Rede ist von Birgit Manski, die im März in ihrem 80. Lebensjahr gestorben ist.
Laudator Franz Wego wusste viel über den Pferdesport und die Geschichte des Reitplatz in Güstrow zu erzählen. Seit 1952 gibt es organisierten Pferdesport in Güstrow, wie WIR ihn heute verstehen - und seit 1959 ist Birgit Manski, damals noch unter ihrem Geburtsnamen Hennings, untrennbar mit ihm verbunden. Damals begann die sportliche Karriere der gelernten Veterinäringenieurin, die in der Lebensmittelhygiene tätig war. Dressurreiten war ihr Metier. Mit den Pferden Bento und der Stute Fanara brachte sie es zu Erfolgen bis zur mittelschweren Klasse.

Der Reitplatz in Güstrow trägt jetzt den Namen „Birgit Manski Platz“. © J. Wego
Birgit Manski war Pferdesportlerin aus Leidenschaft und schon mit 21 Jahren Turnierrichterin, als zweite Frau in der DDR überhaupt. Fast 50 Jahre saß sie, am liebsten in Dressurprüfungen, am Richtertisch.
Nicht nur das aktive Reiten, die Ausbildung junger Reiter und die Richtertätigkeit, prägten sie. Vor allem in den letzten 35 Jahre hat sie ihr Herzblut, zusammen mit Franz Kellner (der 2018 starb), in dieses Reitsportzentrum gesteckt. In einer Zeit, als der einstige Ruhm des Güstrower Pferdesports verblasste, weil auch der DDR Staat 1973, durch die Streichung des Pferdesports als olympische Disziplin, das Interesse verlor, kämpfte Birgit Manski zusammen mit ihrem Mann Erich (der 2017 gestorben ist) und Franz Kellner um den Erhalt des Pferdesports in der Stadt.
Die Geschichte des Pferdesports in Güstrow geht bis in das Jahr 1827 zurück, als Gutsbesitzer und Großbauern den „Mecklenburgischen Patriotischen Verein“ für Pferdeschauen, in Verbindung mit dem damaligen Hengstmarkt, gründeten. 1926 gab es in Güstrow sogar ein internationales Turnier. Durch den Krieg zum Erliegen gekommen, gab es Ende der 1940er Jahre mit einem Turnier eine Wiederbelebung, wiederum durch Pferdezüchter wegen des Hengstmarktes.
1952, als man die Kriegsfolgen etwas überwunden hatte, wurde in Güstrow eine neue Pferdesportorganisation gegründet. Bedeutende Repräsentanten waren damals Willi Adebar mit der unvergessenen Stute Bianka, mit der er 1956 Vizemeister der DDR im Springen wurde und Dieter Schulze mit Puppe, der später nach Halle ging. Beide nahmen bereits 1954 erfolgreich an einem internationalen Turnier in Prag teil. Später war es der gebürtige Güstrower Fredo Kasten, der zum ASK Potsdam wechselte und viele Jahre zur DDR-Nationalmannschaft gehörte.
Schon damals gehörte Güstrow zu den bedeutendsten Turnierplätzen der DDR. 1960 fand erstmals eine DDR-Meisterschaft auf diesem Platz statt. Dieser folgten 1961 und 1962 zwei weitere. Auch 1964 wurden noch einmal DDR-Meister in Güstrow ermittelt, mit dem Sieg von Fredo Kasten, einem Sohn der Stadt. Das bezeugt - dieser Platz war bei Reitern beliebt und die Organisatoren, zu denen auch damals schon Birgit Manski gehörte, genossen das Vertrauen der damalige DDR-Pferdesportführung.
Sorgen fingen bei den Güstrower Reitern an, als der Bauzustand des Stallobjektes am Spaldingsplatz schlechter wurde, dass sie 1951 vom Pferdehändler Wegner übernahmen, der Güstrow in Richtung Westen verließ. Auch der Weg zum Training, beim täglichen überqueren der stark befahrenen Feld- und Schweriner Straße, wurde zunehmend gefährlicher.
Alle Bemühungen bis 1989, ein anderes geeignetes Objekt zu übernehmen, scheiterten. Hoffnungen, Gelände und Stallanlagen der ehemaligen Schweinemastanlage in der Südstadt an der Goldbergerstraße übernehmen zu können, scheiterten mit der politischen Wende 1990 ebenfalls. Auch der alte Stall am Spaldingsplatz wurde damals wegen Rückübertragung gekündigt. Man stand buchstäblich auf der Straße. Um das Maß voll zu machen, wollte man den Reitern auch noch das Gelände am Sonnenplatz wegnehmen.
Dennoch zog man mit den Pferden auf das Gelände, und stellte sie, ohne groß nachzufragen, in einer Garage unter, die zufällig leer wurde. In dieser Zeit waren Franz Kellner und Birgit Manski die unermüdlichen Kämpfer für die Sache. Obwohl die Stadtvertreter das Problem kannten, wurde die Übernahme des Objektes kategorisch abgelehnt. Als Franz Kellner und Birgit Manski damit drohten, die Pferde an der Rathaustür anzubinden, erkannten die Behörden zähneknirschend den Ernst der Lage und übergaben den Pferdefreunden schließlich das Objekt.
Mit eisernem Willen wurde etwas aus der maroden Baracke und Garage gemacht. Das Ende der Talsohle war erreicht. Mit der Ungewissheit nach der Wende, hatten auch eine ganze Reihe von Reitern dem Verein den Rücken gekehrt. Zu der Handvoll Unverdrossener, die zur Sache standen und daran glaubten, gehörten Birgit Manski, Franz Kellner, Karl-Heinz Schröder, Renate Weber, Gabi Schröder und Anne Reichelt. Der Pferdesport in Güstrow war wieder wer. Dank an diejenigen, die nie den Mut verloren.
Birgit Manski war bei allen Höhen und Tiefen, die mit dem Pferdesport und dieser Anlage in Güstrow zu tun haben, eine „Frontkämpferin“ und die Seele des Vereins. Das wissen die Mitglieder des Reitvereins in großer Dankbarkeit zu würdigen. Sie beschlossen deshalb, dem Traditionsplatz ihren Namen zu geben.
Danke Birgit, dass Du Dich so stark, mit voller Kraft, oft über das erträgliche Maß hinaus, für die Sache des Pferdesports in Deiner Geburtsstadt, der Barlach-Stadt Güstrow eingesetzt hast. Möge dieser Platz, der nun deinen Namen trägt und den Richterturm mit einem großen Schild ziert, das Katja Manski, Deine Schwiegertochter, am 7. September enthüllt hat, noch lange, über Generationen hinweg, ein Treffpunkt für Pferdesportler und Veranstaltungen aller Art bleiben. (Franz Wego)