Hände weg vom Landgestüt Redefin!
Erschienen am 30.07.2025
Werte Mitglieder im Kabinett der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern,
liebe Freunde des Landgestüts Redefin,
liebe Freunde der Pferde und des Pferdesports,
mit Bestürzung hat die große Pferde-Familie, nicht nur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, und Freunde des Landgestüts Redefin, die Nachricht gehört, die man zunächst für einen Fake oder Aprilscherz hielt, dass das Kabinett der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern beschlossen hat, das altehrwürdige Landgestüt Redefin, ein Kulturgut von besonderem Wert und unverwechselbares Identitätsmerkmal unseres Landes, zu privatisieren.
Es gibt natürlich Verständnis dafür, aus Gründen der komplizierten Haushaltslage unseres Landes ein tragfähiges Konzept zur Bewirtschaftung des Gestüts zu suchen. Dieses aber aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht zu betrachten und das Gestüt aus diesem Grund in Privathand zu geben, hält ein bedeutender Teil der Menschen in unserem Bundesland und darüber hinaus für völlig falsch. Man schaue nur auf die Kommentare in den Medien.

Vom 9. bis 13. Juli haben wir beim 36. Landesturnier, mit den Landesmeisterschaften aller Altersklassen im Dressur- und Springreiten, ein wunderschönes Fest der Pferde und des Reitsports auf den vielseitigen und weitläufigen Anlagen des Landgestüts Redefin erlebt. Dr. Till Backhaus kam zur Ehrung der Medaillengewinner, der hier die U14 Dressurreiterinnen Matilda Behrens, Thea Köper und Carlotta Plambeck zu ihren Medaillengewinnen gratuliert. Gratulanten waren: v.l. Turnierleiter Sven Strauß, Agrarminister Dr. Till Backhaus, Verbandspräsident Hans-Joachim Begall und die Richter Anika Winter und Sven Busse. Foto: Jutta Wego
Es wäre blauäugig zu glauben, dass ein privater Betreiber, der, anders als ein Bundesland, natürlich in erster Linie die Wirtschaftlichkeit im Blick haben muss, wenn er davon leben will, sich auf Dauer daranhält, was die Landesregierung in einen möglichen Pachtvertrag schreibt. Nämlich, dass Pferde- und Hengsthaltung, Landesreit- und Fahrschule, Aus- und Weiterbildung auf Pferde- und reitsportlichem Gebiet, kulturelle Angebote verschiedenster Art, bestehen bleiben müssen. Warum sollte ein privater Betreiber bei Einhalt dieser Vorgaben das Gesamtensemble Landgestüt wirtschaftlich betreiben können? Es wird so oder so weiter Landesmittel bedürfen. Richtig ist aber, dass endlich eine Fachfrau oder ein Fachmann gefunden wird, die oder der die Führung vor Ort übernimmt, sich in die Menschen und Gegebenheiten des Nordes einfühlen und handeln kann ohne dass ihr oder ihm ständig von der vorgesetzten Dienststelle Vorschriften gemacht und Steine in den Weg gelegt werden, wie in den letzten Jahren geschehen.
Es wäre ein absolutes Armutszeugnis für unser schönes Bundesland, um das uns zu Recht so viele beneiden, wenn wir ein solches Kulturgutensemble wie das Landgestüt der Privatwirtschaft preisgeben. Herzog Friedrich Franz I., der das Landgestüt 1812 gegründet hat, in dessen Haus in 4. Generation meine Schwiegermutter noch in Stellung war, würde sich im Grabe umdrehen, wenn das Wirklichkeit würde. Auch der Bund der Steuerzahler, lautester Kritiker gegen die staatlichen Zuwendungen die das Landgestüt Redefin erhält, muss erkennen, dass dem Land ein Riesenschaden entsteht, der bezüglich des Ansehensverlustes die unserem Bundesland mit einer Privatisierung drohen, die Zuwendungen weit übersteigt.
Gerade erst haben wir das 36. Landes-Reitturnier im Landgestüt Redefin ausgetragen. 339 Dressur- und Springreiter unseres Bundeslandes in allen Altersklassen, vom 10-jährigen Mädchen bis zum 72-jährigen Senior, haben daran teilgenommen und in 1.388 Ritten den hohen Stand des Reitsports in unserem Bundesland demonstriert. Ein Europameister, viermaliger Gewinner des Deutschen Springderbys in Hamburg, dem schwersten Springen der Welt und Sieger des Großen Preises von Aachen, dem bedeutendsten Turnier und Pferdefest der Welt, Andre Thieme, ist aus dem Landgestüt Redefin hervorgegangen. Darauf sind nicht nur die Reitsportfreunde in unserem Land stolz.
Beim Landesturnier vom 9. bis 13. Juli sagte Agrarminister Dr. Till Backhaus noch, der bei der Ehrung am Sonntagabend alle Medaillengewinner persönlich gratulierte und für das Landgestüt brennt, „ich freue mich, dass das Landesturnier ins Landgestüt zurückgekehrt ist, die Landesregierung steht hinter dem Landgestüt“. Zweifel an der Aussage sind nicht bei ihm angebracht, wohl aber bei anderen Kabinettsmitgliedern. Ich puste nicht mit in das Horn derer, die Zuwendungen des Landes gegeneinander aufrechnen, die diese zum Teil aus unsolidarischen Gründen vorbringen. Dennoch gibt es sicher Einsparpotential, wenn tiefgründig nachgedacht wird. Vorschnell Kulturgüter von großem Wert mit fragwürdigen Beschlüssen zu gefährden, ist ganz sicher der falsche Weg.
Ich rufe alle Freunde und Anhänger des Landgestüts Redefin auf, sowie alle Pferde- und Reitsportfreunde. Setzt Euch mit allen Euch zur Verfügung stehenden Mitteln dafür ein, dass das Privatisierungsvorhaben des Landgestüts Redefin wieder rückgängig gemacht wird. Meldet Euch in den sozialen Medien zu Wort oder wendet Euch direkt an den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern (poststelle@landtag-mv.de). (Franz Wego)