Trotz sinkender Quantität deutliche Qualitätssteigerung
Erschienen am 29.04.2025
Delegiertenversammlung des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern mit positiven und nachdenklichen Signalen.
Güstrow. Am 25. April trafen sich die Delegierten aus den regionalen Vereinen des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Güstrow um Rechenschaft über das zurückliegende Zuchtjahr abzulegen und über die aktuelle Situation zu beraten. Erstmals trafen sich die Delegierten, die zu einem hohen Anteil von knapp 82 Prozent anwesend waren, mit den Mitgliedern des Präsidiums und einigen Gästen im Bürgerhaus. Das Haus hat als ehemalige Reithalle eine historische Geschichte und befindet sich unmittelbar neben dem ebenfalls traditionsreichen Turnierplatz.
Nachdem Verbandspräsident Jörg Hasselmann die Anwesenden bat sich von den Plätzen zu erheben, um der Toten zu gedenken die seit der letzten Delegiertenversammlung gestorben sind, übernahm der Ganschower Friedhelm Mencke als Moderator die Leitung der Versammlung.

Für ihr großes Engagement zum Wohle des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern erhielten Andreas Manski, Betreiber des gleichnamigen Reitsportfachgeschäftes und der Cavallo-Arena in Güstrow (oben links) und Peter Vollmers, Inhaber des Kempke Hofes in Plaaz (unten 2.v.l.) aus den Händen des Präsidenten Jörg Hasselmann (r.), der Zuchtleiterin/Geschäftsführerin Karoline Gering (2.v.r.), assistiert von Jungzüchterin Sina Retter, die Ehrennadel des Verbandes in Silber. © D.V.
In seinem kompakt vorgetragenen Rechenschaftsbericht, analysierte Verbandspräsident Jörg Hasselmann das vergangene Jahr. Er sprach von einem „spannenden Jahr“ das von enormen Kostensteigerungen begleitet war, die die Züchter bis an das Existenzminimum belastet haben. Ein besonderes Lob sprach der Präsident gleich zu Beginn den Mitarbeitern der Verbandsgeschäftsstelle unter spontanem Beifall aus, die es unter den schwierigen Bedingungen erneut verstanden haben, dass der Haushalt am Jahresende ein positives Ergebnis ausweist.
Mit Freude blickte Jörg Hasselmann auf das Jahr mit seinen vielen Höhepunkten und den zahlreichen hervorragend organisierten Zuchtveranstaltungen. Dabei ging er vor allem auf das Elitefohlenchampionat in Groß Viegeln ein, bei dem die Fohlen, die Spitzenqualität aufwiesen, durch die Live-Übertragung von ClipMyHorse große Zuschauerkreise erreichten. Das gleiche gilt für die Shetlandpony-Gruppen, deren Spitzenfohlen sich im Landgestüt Redefin präsentierten.
Dass die Elitestutenschau im Rahmen der Landwirtschaftsausstellung MeLa 2024 auf zwei Tage ausgedehnt wurde, betrachtet nicht nur der Präsident positiv. Sind die Abläufe dadurch doch überschaubarer und Besucher bekommen auf jeweils einem Ring einen besseren Eindruck von den Stuten aller Rassen. Die Hauptkörung im Landgestüt Redefin war erneut ein Schaufenster, in dem der Zuchtfortschritt für jeden zu erkennen war, vor allem was die dressurbetont gezogenen Hengste betraf, so Hasselmann. Die springbetont gezogenen Hengste konnten da nicht ganz mithalten. „Über die Körung in Redefin und die Qualität der dort präsentierten Hengste wird sogar in FN-Kreisen gesprochen“, so Jörg Hasselmann wörtlich, der aber auch darauf hinwies, dass mit 75 bis 80 Hengsten eine quantitative Grenze erreicht ist, um die Veranstaltung zeitlich im Rahmen zu halten.
Nachdenklich machten seine Hinweise zum Rückgang der Zuchtstutenzahl, ein Trent der deutschlandweit zu beobachten ist. Die allgemeinen Kostensteigerungen und die Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) haben daran einen großen Anteil. Dieser Rückgang wirkt sich auf alle nachfolgenden Statistiken wie Bedeckungen, Fohlengeburten usw. aus und können auch zum finanziellen Problem für einen Verband werden. Der Präsident gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die Talsohle erreicht ist.
Er kam auch nicht umhin auf ein Problem aufmerksam zu machen, dass in Zukunft eine Satzungsänderung unumgänglich macht. Delegierte für die Jahresversammlung werden laut Satzung von den regionalen Zuchtvereinen und Interessengemeinschaften gewählt. Die Strukturen dieser Vereine verändern sich gegenwärtig und das kann zum Problem werden. „Dafür müssen die Verbandsmitglieder eine Lösung finden, die nur mit einer Satzungsänderung möglich ist“, sagt Jörg Hasselmann.

Sie hatten halbrunden Geburtstag und wurden bei der Delegiertenversammlung mit einem Präsent geehrt: die Präsidiumsmitglieder Patricia von Mirbach (65) und Dieter Brüsch (75), sowie (l.) Dieter Quaas (75), viele Jahre Mitglieb in allen Zuchtkommissionen des Verbandes und ehemals langjähriger Vorsitzender des Pferdezuchtvereins Voigtsdorf/Griebenow. © D.V.
Ein Blick auf die Arbeit der Jungzüchter im Land fiel besonders positiv aus. Die Aktivitäten auf diesem Gebiet und die hervorragenden Ergebnisse bei überregionalen Jungzüchterwettbewerben, die sogar zu einem Weltmeistertitel führten, sind auf Bundesebene nicht übersehen worden. „Deshalb wurde der Mecklenburger Pferdezuchtverband als Ausrichter für die Deutsche Jungzüchtermeisterschaft 2025 ausgewählt. Erstmals seit 2006 wird diese bedeutende Veranstaltung in Mecklenburg-Vorpommern ausgerichtet und findet vom 13. bis 15. Juni 2025 in Redefin statt“, berichtete der Präsident.
Auch auf weitere Aktivitäten die vor allem von den Interessengemeinschaften der Shetlandpony- und Haflingerzüchter ausgingen, ging Jörg Hasselmann ein und nannte Erfolge bei Schauen auf Bundesebene. Er schloss seinen Beitrag mit dem Hinweis, dass die Außendarstellung des Verbandes positiv ausfällt. Die Herausforderungen durch vielfältige äußere Bedingungen werden jedoch größer. „Diese müssen wir annehmen und werden sie lösen“.
Statistik, Erfolge und Ausblick - der züchterische Jahresbericht
Unter diese Schlagworte stellte Zuchtleiterin und Geschäftsführerin Karoline Gehring ihren züchterischen Jahresbericht. Sie untermauerte die Aussagen des Präsidenten mit Zahlen. Diese stimmten bedenklich. Andererseits stimmen die Ergebnisse bei Zuchtschauen sehr optimistisch, weil sie die gestiegene Qualität der Fohlen und Stuten widerspiegeln.
Positiv stimmt auch die stabile Zahl der Verbandsmitglieder. Wobei die gestiegene Zahl der passiven Mitglieder vor allem Ausdruck dafür ist, dass viele Züchter ihre Stuten vorübergehend abgemeldet, oder aber die Zucht aufgegeben haben. „Sie wollen aber weiter dem Verband angehören, was ein Zeichen dafür ist, dass sie sich gern mit dem Verband identifizieren“, sagt Karoline Gehring.
Bei den Vergleichsjahren von 2021 zu 2024 bedrückt vor allem, dass aktuell 670 Stuten weniger als zuchtaktiv gemeldet sind. 465 Stuten über aller Rassen sind aber neu in die Zuchtbücher aufgenommen worden. Wie schon der Präsident, blickt auch die Zuchtleiterin in dem Zusammenhang auf die finanzielle Situation. „Noch schaffen wir das ohne Gebührenerhöhung“, sagt sie, die ebenfalls hofft, dass die Talsohle erreicht ist. Dabei ist hervorzuheben und wurde auch vom Präsidenten betont, dass die Gebühren für die Züchter seit vielen Jahren stabil geblieben sind.

Birca Roos, Vorsitzende des Kreisreiterbundes Vorpommern-Rügen und der RSG Wöpkendorf, hat als Mitarbeiterin der Verbandsgeschäftsstelle zehnjähriges Jubiläum und wurde dafür besonders geehrt. © D.V.
Im Folgenden ging die Zuchtleiterin auf Zahlen und Ergebnisse der Zuchtschauen ein, die den weiteren Qualitätsanstieg besonders bei den Fohlen deutlich vor Augen führten. Von den im Vorjahr 1.097 registrierten Fohlen wurden 578 prämiert und 212 zu den Elitefohlenchampionaten in Groß Viegeln und Redefin vorgestellt. 178 erhielten den Titel „Elitefohlen“.
Auch auf die Landeschampionate ging Karoline Gehring ein und sie stellte die Namen der Hengste mit den höchsten Bedeckungszahlen vor. Auf die Hauptkörung eingehend, widersprach sie der These, dass zu viele Hengste gekört wurden. Die Qualität war erneut sehr hoch. Wenn Hengste dem Zuchtziel entsprechen oder ihm sehr nahekommen, kann man die Körung nicht verweigern, nur um die Zahl zu drücken. 2024 wurden in Redefin über alle Rassen 105 Hengste zur Körung vorgestellt und 46 nicht gekört.
„Ein Blick auf die Online-Auktion macht die aktuelle schwierige Marktlage deutlich“, sagt die Zuchtleiterin. Das finanzielle Ergebnis konnte nicht befriedigen. Der Durchschnittspreis lag in diesem Jahr 10.000 Euro unter dem des Vorjahres. Ihr Ausblick fiel deshalb auch „undurchsichtig“ aus, so nannte sie es. Sie äußerte aber ihre Zuversicht, dass sich die Lage wieder entspannen wird. „In die Glaskugel können wir jedoch alle nicht schauen“. Einen Hinweis gab sie am Ende noch den Züchtern, bei der Anpaarung zu bedenken, dass wir auch Sportpferde züchten und alle Überlegungen darauf gerichtet sein müssen, welche Anforderungen Reiter in der heutigen Zeit an ihren Sportpartner stellen.
Sie wies auf die Leuchttürme hin, die uns in diesem Jahr erwarten, sprach vor allem vom Bundeswettkampf der Jungzüchter zu der im Juni mehr als 130 junge pferdebegeisterte Menschen im Landgestüt Redefin erwartet werden. Eine Herausforderung und Höhepunkt zugleich wird auch die Bundesschau der Robuststuten und der Lewitzer im August in Redefin.
Haushalt trotz schwieriger Lage ausgeglichen
Während die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) zuletzt von riesigen finanziellen Verlusten berichtete, was zum Scheitern der Führungsgremien führte, konnte Prokuristin Heike Fischer in ihrem, wie steht sehr kompakt vorgetragenen Bericht, von einem ausgeglichenen Haushalt berichten. Der Überschuss ist zwar gering aber immerhin im Plus. Das bestätigte auch Anika Köhn, die den recht ausführlichen Bericht der Rechnungsprüfer vortrug. Sie betonte, dass das Ergebnis trotz enorm gestiegener Kosten auf vielen Gebieten erreicht wurde und lobte die Zahlungsmoral der Züchter. Die Außenstände seien sehr gering. Sie bestätigte, dass alle finanziellen Vorgänge nach buchhalterischen Grundsätzen erfolgten und alle Belege vorlagen. Deshalb bat sie die Delegierten um Entlastung des Präsidiums und des Präsidenten.
Jungzüchter sind ein Leuchtturm im Verband
Staunen erfasste die Anwesenden, als Sina Retter und Diane Vollmers über die Jungzüchterarbeit im Land berichteten. Elf Platzierungen gab es bei der Weltmeister 2024 im dänischen Gestüt Stutteri Ask, an dem Anna Keck, Vera Frielinghaus, Sina Retter, Sophie Brandt und Josephine Hermann teilnahmen. Insgesamt waren 135 Starter aus über 20 Verbände und 10 Nationen beteiligt. Auch an der Grünen Woche nahmen Jungzüchter aus Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich teil, berichtete Sina Retter, die auch den Jungzüchterwettbewerb auf der MeLa ansprach.
Auf die nächste Weltmeisterschaft vom 16. bis 19. Juli im Niedersächsischen Landgestüt Celle bereiten sich die Jungzüchter unter Leitung von Diane Vollmers vor. Vorher gibt es aber vom 13. bis 16. Juni die Deutsche Meisterschaft der Jungzüchter in Redefin. Ein herausragender Höhepunkt im Kalender der deutschen Pferdezucht, den die Jungzüchter aus MV mitgestalten wollen.
Ehrungen für verdiente Züchter
Nachdem die Delegierten dem Präsidenten, dem Präsidium, dem Vorstand, der Zuchtleiterin/Geschäftsführerin und der Prokuristin Entlastung erteilten, wurden engagierte Züchter geehrt. Für ihre zehnjährige Mitarbeit in der Verbandsgeschäftsstelle erhielt Birca Roos (Dettmannsdorf) ein Präsent. Ebenso die Präsidiumsmitglieder Patrizia von Mirbach (Kühlungsborn) zu ihrem 65. und Dieter Brüsch (Redefin) zum 75. Geburtstag. 75 Jahre wurde auch der ehemalige langjährige Vorsitzende des Pferdezuchtvereins Voigtsdorf/Griebenow Dieter Quaas (Griebenow), der ebenfalls ein Präsent erhielt. Mit der silbernen Ehrennadel des Verbandes wurden Andreas Manski (Güstrow) und Peter Vollmers (Plaaz) ausgezeichnet. Das Wirken der Beiden zum Wohle der Pferdezucht im Land wurde in den Laudatien für ihre Auszeichnung hervorgehoben.
Schlusswort
In seinem Schlusswort machte Präsident Jörg Hasselmann nochmal auf die notwendig werdende Satzungsänderung aufmerksam, zu der er sich im Vorfeld eine rege Diskussion und Mitwirkung der Züchter wünscht. Wenn Entscheidungen anstehen, machte er Mut, auch mal ins kalkulierbare Risiko zu gehen. Vor allem aber wünscht er sich gemeinsame Gespräche über alles was den Verband bewegt. Reden miteinander und nicht gegeneinander. Damit beendete er die Delegiertenversammlung. (fw)