MeLa Mühlengeez: Tierzuchtpreis 2022 für Gisbert Koch

Erschienen am 12.09.2022

Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, hat bei der Landwirtschaftsausstellung MeLa den diesjährigen Tierzuchtpreis 2022 an einen Pferdezüchter verliehen. Die Wahl fiel auf den Shetlandponyzüchter Gisbert Koch.

Der Shetlandponyzüchter Gisbert Koch aus Setzin (hier mit der Siegerstute und Reservesiegerin über alle Rassen Chila II bei der Elite-Stutenschau in Mühlengeez) wurde von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus für sein bisheriges Lebenswert mit dem Tierzuchtpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2022 ausgezeichnet. © Jutta Wego

Der Shetlandponyzüchter Gisbert Koch aus Setzin (hier mit der Siegerstute und Reservesiegerin über alle Rassen Chila II bei der Elite-Stutenschau in Mühlengeez) wurde von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus für sein bisheriges Lebenswert mit dem Tierzuchtpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2022 ausgezeichnet. © Jutta Wego

Gisbert Koch wurde am 15. März 1946 in Wettendorf im damaligen Kreis Klötze, heute Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem Hof seiner Großeltern, die Landwirtschaft mit Kühen, Schweinen, Pferden und weiteres Kleinvieh betrieben. Von frühester Kindheit an trug er zunehmend Verantwortung auch für das Vieh und wurde später zur verlässlichen Kraft bei den Feld- und Erntearbeiten. So lernte er neben der Fütterung und Pflege auch das Anspannen und Fahren von Pferden, das sein gesamtes weiteres Leben wesentlich bestimmen sollte.

Mit Beginn seiner Schulzeit kam Gisbert Koch mit dem Berufsbild des Hufschmieds in Kontakt, das er selbst erlernen und über viele Jahre ausüben sollte. Die Schmiede gegenüber seiner Schule hatte das Interesse in ihm geweckt und so fand man ihn in jeder freien Minute beim Beschlag der Pferde. Die logische Konsequenz aus seiner Jugendzeit und seinen Interessen war die Lehre zum Hufschmied. In den drei Jahren erlernte er das Schmiedehandwerk von der Pike auf. Vom rohen Eisenbarren bis zum passenden Hufeisen und den zugehörigen Hufnägeln. Nach einer kurzen Gesellenzeit begann er seine Schmiedelaufbahn in der Werkstatt der ansässigen LPG, in einer Zeit, in der die Mechanisierung und Motorisierung der Landwirtschaft ihre rasante Entwicklung nahm.

Mit Beginn der Lehre war Gisbert Koch maßgeblich an der Gründung des Reitvereins in Wettendorf beteiligt. Diese ihn in gleicher Weise begeisternde Tätigkeit begann mit sechs Warmblutpferden, die als Reit- und Fahrpferde ausgebildet und vorgestellt wurden, mit ihm im Sattel und an den Leinen. Die von diesem Reitverein organisierten Turniere in Oebisfelde erreichten binnen kurzem überregional Resonanz bis hin zu den Leistungsspitzen des ASK (Armeesportklub), dem damaligen Leistungszentrum für den Reitsport.

Unter seinem, bis 1988 währenden Vorsitz sind zahlreiche Pferde vom Reitverein ausgebildet und über Calvörde auch in das damalige Bundesgebiet verkauft worden. Nach seinem Wehrdienst wurde Gisbert Koch die Zuständigkeit über die Abteilung Pferde der LPG Wettendorf übertragen, die er erfolgreich bis zu seinem Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern wahrnahm.

Ihm ging es von Beginn an nicht ausschließlich um die Ausbildung von jungen Pferden. Sein Bestreben lag in der Zucht von Warm- und Kaltblutpferden, die den jeweiligen Anforderungen des Sports und des Transports sowie der Forst entsprachen. Diese mit Fachkenntnis, Sorgfalt und Konsequenz betriebene Strategie führte 1972 zur Anerkennung der LPG Wettendorf als „anerkannter Pferdezuchtbetrieb“. Im Durchschnitt gehörten zum Stamm der Abteilung Pferde ca. 20 Warm- und acht Kaltblutstuten mit Nachzucht.

Seinem bisherigen Anspruch treu bleibend, dass am ehesten zu erreichen ist, was man selbst in die Hand nimmt, initiierte er in der Pferdezuchtgemeinschaft Drömling erste Zuchtschauen, u.a. die erste Kaltblutschau in Pretzier. Zum Ende der 1970er Jahre schloss sich die Abteilung Pferde dem damals im Aufbau befindlichen Serumkonzept an. Dank seiner Umsichtigkeit und optimaler tierärztlicher Betreuung gelang mit der Serumproduktion der Aufbau eines stabilen wirtschaftlichen Standbeins ohne Einbußen bei den Zuchtstuten.

Nicht unerwähnt bleiben darf, da es bis heute seinen Tag bestimmt, dass mit Beginn der 1970er Jahre die erste Shetlandponystute auf dem Hof von Gisbert Koch heimisch und Stammmutter einer bis heute dominierenden Stutenfamilie wurde, die 1969 geborene Uta v. Pascha/Egon, 2001 als Beste Mutterstute im Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.

Der Wechsel in verschiedenen Lebensumständen brachte Gisbert Koch zum Ende der 1980er Jahre wieder in näheren Kontakt zu einer ihm über Jahrzehnte bekannten und vertrauten Person und veranlasste ihn, seine bisherigen Wirkungsstätten in Sachsen-Anhalt zu verlassen und samt Hausstand und Pferden ins Mecklenburgische zu ziehen und seine „Lissy“ im Juni 1991 zu heiraten.

Neben ihren „Hauptberufen“ in der Landwirtschaft (sie in der Milchviehhaltung, er als Schmied), bauten sie sich auf dem eigenen Hof im „Nebenerwerb“ eine kleine Wirtschaft mit Pferdezucht auf. Beginnend mit etwa 12 Warmblütern, Reit- und Shetlandponys, wurde diese eigene Wirtschaft nach 1990 ihr „festes Standbein“, als der Beschlag von Forstpferden und andere handwerkliche Schmiedearbeiten entfielen.

Gänzlich in der Tradition einer regionalen und bodenständigen Tierzucht stehend, sorgte er sich unmittelbar nach der politischen Wende um den Erhalt der sich in Auflösung befindlichen Pony- und Kleinpferdebestände, namentlich der Shetlandponys. Es gelang ihm, eine große Zahl der seinerzeitigen Leistungsträger bei fachlich versierten Züchtern unterzubringen und so der Zucht zu erhalten.

Gisbert Koch erlitt 1993 einen gesundheitlichen Einschnitt, der die Rückkehr in ein reguläres Arbeitsverhältnis verhinderte. Die lange währende Rehabilitation hatte zur Konsequenz, dass er sich nunmehr ausschließlich der Zucht der Shetlandponys widmete. Mit der Genesung kamen sein Enthusiasmus und seine Beharrlichkeit zurück, die Shetlandponys in der Pferdezucht würdig vertreten zu wissen. Mit Gleichgesinnten entstanden 1993 die „Freunde des Shetlandponys“, aus denen 1994 die Interessengemeinschaft Shetlandpony Mecklenburg-Vorpommern e.V. hervorging, die beständigste, aktivste und erfolgreichste IG im Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V., mit Gisbert Koch als deren Vorsitzendem von Beginn an.

Seine konsequente, nicht immer unstrittige, in allem auf die Zucht typvoller, solider, verlässlicher, leistungsbereiter Pferde ausgerichtete Art, verschaffte den Shetlandponys Anerkennung, Respekt und Bekanntheit. Zunächst war es die Organisation von Zuchtschauen, der sich unmittelbar die erfolgreiche Werbung und Motivierung zur Teilnahme an Leistungsprüfungen für Hengste und Stuten anschloss. So war er der Federführende, dass das Landgestüt Redefin ab 1993 zum Zentrum der stationären Leistungsprüfung im Fahren für Ponys und Kleinpferde bis 137 cm Widerristhöhe im Norden Deutschlands wurde. Als Erfolg seiner unnachgiebigen Argumentation für die Vorteile einer leistungsorientierten Zucht sind seit 1996 zunehmend auch Stuten zu den Leistungsprüfungen vorgestellt worden, mittlerweile über 700.

Als diese Prüfungen wegen gestiegener Ausgaben fast vor dem Aus standen, war es wiederum Gisbert Koch, der mit seinen Getreuen in der IG Shetland nicht nur als Ausrichter auftrat, sondern auch zahlreiche Pferde im Fahren ausbildete und trainierte. Stall und Koppeln in und um Setzin sind seit Jahren eine feste Größe in der deutschen Shetlandponyzucht.

In seinem gesamten bisherigen Leben blieb Gisbert Koch nie an seinem Hoftor stehen. Stets und ständig ist er mit Shetlandponyzüchtern von Schottland über Skandinavien, die Niederland bis nach Österreich in ständigem Kontakt und Austausch, die aktuellen züchterischen Entwicklungen unmittelbar in die hiesige Zucht zu integrieren.

So nimmt es nicht Wunder, dass er „seinen“ Züchtern die internationale Shetlandponyzucht nahebringen will, und der internationalen Shetlandponyzucht die Erfolge aus Mecklenburg-Vorpommern. Es gelang ihm mit seiner schwer zu widerlegenden Hartnäckigkeit, 2008 die „Internationalen Shetlandpony Games“ nach Mecklenburg-Vorpommern zu holen. Weit über 500 Shetlandponys aus 14 Ländern zeigten sich im Landgestüt Redefin vor über 3.000 Züchterinnen, Züchtern und Shettyfreunde aus aller Welt in 30 Zucht-, 24 Sportwettbewerben und zahlreichen Schaubildern.

Dieses „Fest“ soll keine „Eintagsfliege“ bleiben, so hört man.

Pferdezüchter mit Leib und Seele

In erster Linie war und ist Gisbert Koch jedoch Pferdezüchter mit Leib und Seele. Seit Jahrzehnten führt er mit jährlich ca. 30 zur Zucht registrierten Stuten und 12 bis 15 Zuchthengsten den größten Zuchtpferdebestand im Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V. In den vergangenen 30 Jahren sind aus seiner Zucht über 700 Fohlen in den Zuchtbüchern des VPZ registriert worden. 106 Staatsprämienstuten und 27 Zuchthengste sind Ausdruck seiner erfolgreichen Zucht.

Immer wieder erwirbt er überdurchschnittlich veranlagte Hengste aus den Hochzuchtgebieten der europäischen Shetlandponyzucht und stellt diese den Züchterinnen und Züchtern zur Verfügung. Abgesehen von den aus seiner Zucht stammenden Hengsten Whiteboy – Elite, der in 18 Zuchtjahren drei Zuchthengste und zehn Staatsprämienstuten brachte, Wildfang, Wasty, Karon – Elite, Nils, Powerboy oder Sunnyboy, den anderen hiesigen Zuchten entstammenden Andy, Maistern, Karli, Putz, Flamingo oder Alfons waren in Setzin bisher insgesamt 275 Hengste stationiert, deren jüngere Generation mit Chris van’t Zand, Ambitie van de Zandkamp und Xente van’t Heut mittlerweile auch in anderen ost- und norddeutschen Zuchtgebieten erfolgreich sind. Nach wie vor wird Gisbert Koch auch aktiv, wenn es gilt, einen Zuchtbestand vor der Aufgabe zu bewahren. Dann sorgen er und die IG dafür, dass die Zuchtpferde in kundige Hände vermittelt und so das entstandene Potenzial erhalten wird.

Erfinder der Shetlandponytage und großes Engagent im Ehrenamt

Den Fortbestand der Shetlandponyzucht nicht nur zu sichern, sondern die züchterische Basis möglichst zu erweitern, initiierte Gisbert Koch 1993 die ersten Shetlandponytage, die mittlerweile zur zweitägigen Veranstaltung mit Zucht? und Schauprogramm fester Bestandteil im Jahresplan der IG Shetlandpony und des Landgestütes Redefin geworden sind.

Zahlreiche Veranstalter fragen immer wieder bei Gisbert Koch nach, ob er oder die IG nicht eine „Schaunummer“ zur Auflockerung beisteuern könnten. Und Gisbert findet in der IG immer genügend Unterstützer, die dann zwei-, vier- und mehrspännig die Plätze füllen, ob bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Ganschower Stutenparaden, vielen Pferdesportturnieren oder regionalen Zuchtschauen.

Mit den Jahren hat sich dabei eine ganz besondere Beziehung zum Landgestüt Redefin entwickelt. Resultierend aus der Unterstützung der IG beim Aufbau einer soliden Leistungsprüfung, revanchierte sich die IG mit Schaubildern bei den Hengstparaden sowie einer Spendenaktion zur Werterhaltung der baulichen Anlagen, deren Summe sich zuletzt auf 127.682,00 Euro belief.

In der Summe seines Wirkens für typvolle, leistungsbereite und verlässliche Pferde, seines unnachgiebigen Werbens nach konsequenter Leistungsprüfung sowie der allgegenwärtigen Präsenz dieser Pferde wuchs nicht nur der Kreis der Aktiven, sondern sind die Shetlandponys mit über 300 eingetragenen Stuten die zweitstärkste Zuchtpopulation im Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommerns.

Wenn auch die Shetlandponys und zum Teil die Deutschen Partbred Shetland Ponys seinen Tageslauf bestimmen, bringt sich Gisbert Koch als Pferdezüchter aktiv in Diskussionen zum Fortbestand einer bodenständigen Pferdezucht in Mecklenburg-Vorpommern ein.

So vertritt er seit 1994 „seine“ Shetlandponys im Vorstand des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern, war einige Jahre im Präsidium einer der Fürsprecher für die Pony-, Kleinpferde- und sonstigen Rassen. Als größter privater Hengsthalter war er zudem lange Jahre Vorsitzender des Vereins der Privathengsthalter.

Gisbert Koch hat die Shetlandponyzucht in Mecklenburg-Vorpommern und weit darüber hinaus wie kein anderer gefördert und geprägt. Dieses erfolgreich allumfassende Schaffen von ihm wurde 2011 mit der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des Verbandes der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern gewürdigt.

Gisbert Koch ist ein Mann der alten Schule, geradlinig, korrekt, Respekt dem Pferd gegenüber einfordernd, dass zu einer korrekten Vorstellung die korrekte Bekleidung gehört. Er gibt das Ziel vor, ohne Argumenten auszuweichen oder diese gar zu negieren.

Die Ergebnisse, dass in der IG erreichte hohe Zuchtpotenzial und das über die Landesgrenzen hinwegreichende Renommée „unserer“ Shetlandponys, rechtfertigen das Vertrauen, das die IG in ihn setzt, und haben die Mitglieder der IG zu einer verschworenen Gemeinschaft werden lassen. Wenn Gisbert wen braucht, kommen Viele. Vielleicht gerade wegen seiner unverbogenen Direktheit ist er ein immer wieder gesuchter Gesprächspartner für seine Berufskollegen, der Öffentlichkeit gegenüber mitunter auch ein streitbares Gegenüber.

In Würdigung seiner hervorragenden Leistungen und der besonderen Verdienste um die Tierzucht in Mecklenburg-Vorpommern wird Gisbert Koch der Tierzuchtpreis 2022 verliehen.

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