Wilhelm Schön: Ein Züchterherz hat aufgehört zu schlagen

Erschienen am 13.12.2021

Am Freitag den 10. Dezember ist der Pferdezüchter Wilhelm Schön aus Wabel bei Neustadt-Glewe im Alter von 90 Jahren gestorben. Im Oktober durfte er, obwohl schon schwer krank, noch seinen 90. Geburtstag im Kreis seiner Familie und Pferdefreunde feiern.

Der ehemalige Oberförster des Reviers Neustadt-Glewe, der sein ganzes Leben mit Bäumen zu tun hatte, liebte auch Tiere, gleich welcher Art. Pferde aber ganz besonders, und unter ihnen hatten es ihm vor allem die Trakehner und ihre Geschichte angetan. Mit seiner Trakehnerstute Glocke III (v. Opal) hat er mit Opernball, Dramatiker und Lamarc mehrere Zucht- und Sportpferde gezüchtet. Die Hengstnamen weisen schon darauf hin, dass ihn mit dem Gestüt Ganschow eine besondere Zusammenarbeit und zum Gestütsleiter Friedhelm Menck auch eine Freundschaft verband. Mit ihm arbeitete Wilhelm Schön auch im „Trakehner-Zuchtbezirk Neue Bundesländer“ als gewählten Delegierten im Gesamtvorstand zusammen, dessen Vorsitzender Friedhelm Mencke ist. Dass das für den gebürtigen Hagenower so ist, hat auch mit seiner ersten Ehefrau zu tun, die aus Ostpreußen stammt und viel zu früh an Krebs gestorben ist.

Geprägt wurde sein Verhältnis zur Natur, Tieren und Pferde auf dem Bauernhof seiner Eltern. Schon früh stand für ihn fest, dass er Förster werden wollte. Deshalb begann er 1949 eine Lehre zum Waldfacharbeiter im Forstamt Hagenow. 1954 bestand Wilhelm Schön die Prüfung zum Revierförster/Forstingenieur und übernahm als einer der jüngsten Förster seinen ersten Forst in Gädebehn bei Schwerin-Pinnow. 16 Jahre später (1970) zog er ins Forsthaus Wabel bei Neustadt-Glewe ein. Bis zum Erreichen des Rentenalters arbeitete der Oberförster in seinem Revier und konnte 2000 die 1930 erbaute Försterei kaufen. Bis zu seinem Tod blieb er dort und ging seinen beiden Hobbys: Jagd und Pferdezucht nach.

Pferde waren immer meine liebsten Tiere“, erzählt Wilhelm Schön einst. Im Sternberger Revier, wo er vor seiner Wabeler Zeit arbeitete, baute er ab 1960 die Kaltblutzucht im Staatlichen Forstbetrieb Schwerin auf. Und er durfte sich als Dienst- und Reitpferd ein Mecklenburger Warmblutpferd kaufen. Mit Staatsprämienstute Flagranti begann 1964 seine Laufbahn als Züchter und bis 1990 wurden bereits 24 Fohlen in seinem Stall geboren. Wilhelm Schön hat sich auch intensiv mit der Geschichte der Pferdezucht in Mecklenburg beschäftigt, mit der hohen Vorkriegsqualität der auf Hannoveraner Grundlage basierenden Mecklenburger, mit dem Widerspruch zwischen Zuchtqualität und der nur untergeordneten Rolle des Pferdesports in der DDR. Stolz war er 1989, als eine Stute aus der Paarung Monsun AA - Diada in Leipzig als erste Stute eines privaten Züchters Elitestute wurde.

Auch mit der Geschichte des „Trakehner Pferdes Ostpreußischer Abstammung“ und der damit verbundenen Dramatik der Flucht 1944 aus den Trakehner Gestüten im Osten, als die Rasse ihre Heimat verlor, hat sich Wilhelm Schön intensiv auseinandergesetzt. So wundert es nicht, dass Schöns Tochter Gerlind, die in den 1980er Jahren in Leipzig studierte, ihre Diplomarbeit zum Thema „Das Trakehner Pferd in der DDR“ geschrieben hat. Sie stieg in Kölsa bei den dortigen Trakehnern in leitender Funktion ins Berufsleben ein und übernahm später eine Trakehnerstute ihres Vaters, mit der sie die familiäre Trakehnerzucht fortsetzte.

Mit Wilhelm Schön verliert die Pferdezucht in Mecklenburg-Vorpommern einen ihrer glühenden Mitstreiter und ein Vorbild für junge Generationen. (fw)

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