Hans-Joachim Dittberner gestorben

Erschienen am 24.06.2021

Uns erreichte wieder eine traurige Nachricht. Hans-Joachim Dittberner aus Kladrum, ein Urgestein des Fahrsports, ist in der Nacht vom 22. zum 23. Juni im Alter von 83 Jahren im Krankenhaus eingeschlafen. Seit Ostern klagte er verstärkt über Gesundheitsproblem die in erster Linie altersbedingt waren.

Hans-Joachim Dittberner mit Sohn Fred als Beifahrer sechsspännig mit  dem Lübzer Bierwagen beim CSI Redefin. © Jutta Wego

Hans-Joachim Dittberner mit Sohn Fred als Beifahrer sechsspännig mit  dem Lübzer Bierwagen beim CSI Redefin.
© Jutta Wego

Der Kladrumer hat viel für Pferdesport und Pferdezucht im Land getan. Sein Leben drehte sich immer um Pferde. Auch das gesellschaftliche Leben in seiner Heimatregion prägte er. Er war Träger der goldenen Verbandsnadel. Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern würdigte ihn zum 80. Geburtstag für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken zum Wohle der Allgemeinheit.

Hans-Joachim Dittberner gestützt mit einem Handstock, wie man ihn zuletzt auf den Turnieren erlebte. © Jutta Wego

Hans-Joachim Dittberner gestützt mit einem Handstock, wie man ihn zuletzt auf den Turnieren erlebte. © Jutta Wego

Kladrum im Landkreis Ludwigslust-Parchim war seit fast 76 Jahre seine Heimat. Geboren in Alt Wurow (Westpommern), flüchtete er 1945 als Siebenjähriger mit der Mutter nach Mecklenburg. Der Vater kam nicht aus dem Krieg zurück. Die erste Station der Flucht hieß Schwerin, aber schon bald zogen sie nach Kladrum. Dort ging Hans-Joachim zur Schule, arbeitete bei den Bauern und lernte den Umgang mit Pferd, Sattel und Wagen.

1953 begann Hans-Joachim eine Landwirtschaftslehre. Als die Pferde zunehmend den Traktoren weichen mussten, hatte der LPG-Vorsitzende ein Herz: „Wenn du weiter Futter fährst, kannst du auch Pferdesport betreiben", sagte er zu Dittberner, wie er mir zum 80. Geburtstag berichtete. Das tat er und die Pferde blieben. Mit 18 Jahren legte er 1956 die Feldbau-Meisterprüfung in Erfurt ab und mit 21 Jahren heiratete er 1959 seine Frau Frieda, die stets viel Verständnis für die pferdesportliche Begeisterung ihres Mannes hatte, die sich später auch auf die drei Söhne, Hanno (62), Frank (60) und Fred (54) übertrugen, die als bodenständige Menschen heute noch alle in Kladrum wohnen. Fred gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Vierspännerfahrern im Land. Er hat die Leinen von seinem Vater übernommen.

Eine Sektion Pferdesport wurde in Kladrum gegründet mit Hans-Joachim Dittberner als Vorsitzendem. Zu Beginn noch mehr im Sattel aktiv, holten die Reiter aus Kladrum viele Schleifen auf eigenen und auswärtigen Turnieren. Zunehmend tauschte er in der Folge den Sattel mit dem Kutschbock und 1972 wurde er mit seinem Vierspänner Bezirksmeister im Bezirk Schwerin. Gruppenpflug, Antara, Donauwelle und Friskosa hießen die Pferde. Viele weitere Erfolge folgten und 1996, inzwischen war aus der Sektion längst ein Reit- und Fahrverein (RFV) geworden, wiederum mit Hans-Joachim Dittberner an der Spitze, erkämpfte er sich den Landesmeistertitel im Vierspännerfahren.

Vor der deutschen Wiedervereinigung ging es in Kladrum durch die Aktivitäten von Dittberner auch in der Pferdezucht voran. Aus der Stute Gruppenpflug mit dem Hengst Sturmball ging z.B. Sturmpflug hervor, der später eines der erfolgreichsten Pferde des Nationenpreisreiters Günther Till aus Neustadt-Dosse wurde. 50 bis 60 Pferde, darunter 13 bis 14 Zuchtstuten, standen meistens unter der Obhut und Leitung von Hans-Joachim Dittberner in den Kladrumer Stallungen.

Die bittere Zeit des politischen Umbruchs 1990 ging auch an Kladrum nicht vorüber. Aus Geldmangel standen Pferde und Stallungen zum Verkauf. Aber man biss sich durch und auch das ist der Initiative von Hans-Joachim Dittberner und seinen Söhnen zu verdanken. Den Stall und zehn übriggebliebene Pferde erwarb ein Straßen-, Landschafts- und Baubetrieb aus der Region, der später in Insolvenz ging. Einige Pferde kaufte die Familie Dittberner daraufhin zurück.

Das Leben mit Pferden in Kladrum ging weiter. Die Mitglieder des RFV organisierten zahlreiche Veranstaltungen. Zwar keine offiziellen Turniere mehr wie vor 1990, aber die Reiter- und Fahrertage genossen hohe Wertschätzung und hatten großen Zulauf.

Die Bekanntschaft von Hans-Joachim Dittberner und Sohn Fred stieg über Landesgrenzen hinweg auch durch den Lübzer Bierwagen und den HANSANO-Milchwagen, den die Zwei viele Jahre bei großen Veranstaltungen im Vier- und Zweispänner präsentierten. In den letzten Jahren schon Probleme mit dem Laufen, hat Hans-Joachim Dittbernber seinen Sohn Fred dennoch mit dem Handstock stets auf Fahrturnieren und anderen Veranstaltungen begleitet. Wir verneigen uns vor einem ganz großen Horseman und Freund. Die Fahrsportszene im Lands wird ärmer ohne ihn. Unser Mitgefühl gilt in diesen schweren Tagen seiner Familie. (fw)

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