Rolf Günther ist 70 geworden
Erschienen am 18.07.2025
Seine aktuelle Beliebtheit ist ungebrochen – eine große Schar an Gratulanten kam am 17. Juli ins Redefiner Landstallmeisterhaus, unter denen auch viele seiner früheren Reiterkameraden waren, mit denen er in der DDR-Nationalmannschaft ritt.

Eine große Schar an Gratulanten kam zum 70. Geburtstag von Rolf Günther. Einige seiner früheren Mitstreiter aus DDR-Zeiten stellten sich auf der historischen Treppe des Landstallmeisterhauses zum Fototermin. V.o.r. Klaus Lehrfeld, Ulrich Elsholz, Karl-Heinz Mickelun, Horst Lösche, Jürgen Pilarski, Michael Thieme, Rolf Günther, Wolf Lahr, Ralf Deutschmann, Eckbert Arndt, Heinz Ogler. © J. Wego

Seinen ersten Ehrenpreis, den er 1968 beim 1. Sieg in einem Reiterwettbewerb im Erzgebietsort Lößnitz bekam, hält Rolf Günther noch heute in Ehren. © J. Wego
Rolf Günther hat sein Leben ganz auf Pferde ausgerichtet. Das kam auch in den Einlassungen seines Freundes Michael Thieme am Geburtstag zum Ausdruck, in denen er das gemeinsame Leben seit der Schulzeit bis zum Umzug von Mücheln vor 34 Jahren nach Redefin Revue passieren ließ. Wolf Lahr, der mit Rolf Günther zusammen in der DDR-Nationalmannschaft ritt, ergänzte mit Storys aus jener Zeit. Hans-Joachim Begall zählte die Erfolge des Jubilars aus DDR-Zeiten auf, zu denen auch 12 Platzierungen in Nationenpreisen gehören, zwei Silber- und eine Bronzemedaille bei DDR-Meisterschaften und ein Sieg im Großen Preis beim CHI in Löbnitz. Seine kompletten Erfolge von 1990 bis 2008, die seit der Zeit lückenlos von der FN erfasst sind, übergab Franz Wego dem 70-Jährigen in gedruckten Listen.
Es war eine Geburtstagfeier, die Geschichte und Gegenwart lebendig werden ließ. Sogar Christian Heineking, der das Einmaleins des Reitens als Auszubildender bei Rolf Günther erlernte, ist eigens aus den USA angereist, wo er mit seiner Frau einen Reitstall betreibt. André Thieme, vierfacher Derbysieger und 2024 Sieger im Großen Preis von Aachen, kam etwas später und brachte die erfreuliche Kunde mit, dass seine Championats Kameradin Sophie Hinners, sowie Marcus Ehning, Christian Kukuk und Richard Vogel bei der Europameisterschaft im spanischen La Coruna alle fehlerfrei geblieben sind.

2006 hat Rolf Günther im sachsen-anhaltinischen Prussendorf mit dem damals 9-jährigen Mecklenburger Hengst Grabenstern (v. Grabensee) sein letzte S-Springen gewonnen. © J. Wego
Seine eigene Zeit als aktiver Reiter war überaus erfolgreich. Tiefe und nachhaltige Spuren hat er aber auch als Ausbilder und Landestrainer Springen in Mecklenburg-Vorpommern hinterlassen. Das stilistisch gute Reiten kam für Rolf Günther als langjähriger Leiter der Landes-Reit- und Fahrschule Redefin immer vor dem Erfolg. Die korrekte Ausbildung der Pferde, die sich stets an den Richtlinien für Reiten und Fahren orientierte, hatte für ihn ebenfalls höchste Priorität. Mit dieser Grundeinstellung hat er viele junge Menschen zu sehr erfolgreichen Reitern ausgebildet, was auch an Andre Thieme heute noch zu erkennen ist, um nur den aktuell Erfolgreichsten zu nennen.
In Thalheim im Erzgebirge wurde er 1955 geboren. Pferde hatten es ihm seit seiner Kindheit angetan. In Dorfchemnitz reitsportlich aktiv, gab es 1968 den 1. Sieg in einem Kombinierten Reitwettbewerb. Den Ehrenpreis hat er bis heute aufgehoben und bei der Geburtstagsfeier präsentiert. Es folgte die Lehrzeit im Vollblutgestüt Graditz. Danach verschlug es den talentierten Reiter nach Mücheln, wo er 15 Jahre tätig war, ein gutes Verhältnis zum Direktor Dr. Schwede pflegte, die Abteilung Pferde leitete und zu einem Spitzenreiter der DDR wurde. „Wir waren in Mücheln ein leistungsorientiertes und eingeschweißtes Team. Leute wie Dr. Schwede hätte es zu DDR-Zeiten mehr geben müssen“, erinnert sich Rolf Günther. Pferde wie Ines II, Duant, Robbin II, Meteor, Flitter II, Rally, Ingwer VIII, Panther III, Javor, Kordes, Distrie und andere hat Rolf Günther in seiner Müchelner Zeit in den höchsten Klassen des Springsports erfolgreich geritten.

Ein emotionaler Moment war im März 2021 die Verabschiedung von Rolf Günther nach 30 Dienstjahren aus dem Landgestüt Redefin, begleitet von seinem Erfolgshengst Grabenstern, der sich mit 28 Jahren noch bester Gesundheit erfreut. © J. Wego
Nach 1990, als es durch die Umstrukturierung der Landwirtschaft mit den Pferden in Mücheln nicht weiterging, holte ihn der damalige Leiter des Hengstdepots Redefin, Dr. Ingo Nörenberg, zusammen mit seinem Freund Michael Thieme nach Redefin. Hier wurde er, nach Übernahme des damaligen Hengstdepots durch das Land Mecklenburg-Vorpommern, Leiter der Landes-Reit- und Fahrschule und widmete sich daneben ehrenamtlich dem Springsport in Mecklenburg-Vorpommern als Ausbilder.
Es dauerte nicht lange und man erkannte seine besondere Neigung für stilistisch gutes Reiten an den führenden Nachwuchsreitern unseres Landes. Obwohl Springreiten nicht zu seinen dienstlichen Hauptaufgaben in Redefin gehörte, war Rolf Günther auch selbst bis Klasse S weiterhin sehr erfolgreich und bildete vor allem talentierte Nachwuchshengste des Landgestüts aus, die er bis zu den Bundeschampionaten und in der Folge bis in den S-Bereich förderte. Sein letzter Sieg war 2008 in Blowatz bei Wismar mit dem damals fünfjährigen Hengst Doubles Well (v. D’Olympic). Seinen letzten S-Sieg erritt er sich 2006 in Prussendorf mit dem heute 28-jährigen und immer noch gesunden Hengst Grabenstern (v. Grabensee).
Die Siegerdecke des letzten S-Sieges präsentierte Rolf Günter ebenfalls bei der Geburtstagsfeier. Auch seine letzte Urkunde, wie er selbst sagte, unterschrieben 2021, mit der Überreichung des Deutschen Reiterkreuzes in Silber zusammen mit Michael Thieme, von seinem verstorbenen persönlichen Freund Breido Graf zu Rantzau, damals Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Diese Auszeichnung wurde ihm für sein Lebenswerk, davon 30 Jahre in Redefin, bei seiner emotionalen Verabschiedung in den Ruhestand während der Hengstpräsention im März 2021 zuteil. (fw)