Die Mecklenburger Staatsprämienstute Luisa von Lord Kemm wurde 30

Erschienen am 12.12.2024

Wer kennt eigentlich die Mecklenburger Stute Luisa noch? Die Lord Kemm-Tochter hat ein bewegtes Leben hinter sich, eine lange genetische Geschichte und vollendet zum Jahreswechsel bei bester Gesundheit ihr 30. Lebensjahr.

Luisa von Lord Kemm wenige Tage vor ihrem 30. Geburtstag mit ihrem Besitzer Dirk Dassel, dem Inhaber des Gestütes Sonnenhof aus Satow (l.) und ihrem Züchter Rüdiger Tremp. © privat

Luisa von Lord Kemm wenige Tage vor ihrem 30. Geburtstag mit ihrem Besitzer Dirk Dassel, dem Inhaber des Gestütes Sonnenhof aus Satow (l.) und ihrem Züchter Rüdiger Tremp. © privat

Rüdiger Tremp aus Stülow bei Bad Doberan hat die Stute im Dezember 1994 mit dem Hengst Lord Kemm (v. Landadel / Grandios) gezogen, der nach 1990 zu den ersten Hengsten gehörte, die neues Leistungsblut in die Mecklenburger Zucht brachten und zur Außenstelle der Deckstation Böckmann bei Raina Basler in Reinshagen gehörte. Mutter ist die Stute Diane von Diamon / Morgan / Formland / Despot. Die mütterliche Linie lässt sich bis zur sechsten Mutter Nemada (*1944) zurückverfolgen. Großmutter Meisterin (*1986) von Morgan wurde in der Umbruchphase 1990 von der LPG Rethwisch durch die Vermittlung von Rüdiger Tremp und Uwe Träder, dem langjährigen Stutbuchführer des Zuchtverbandes MV, an dessen damaligen Arbeitgeber verkauft.

Deren Tochter Diane (v. Diamon), die Mutter von Luisa, kam in den Besitz von Rüdiger Tremp, der sie 1994 decken ließ und auf die Leistungsprüfung vorbereitete. Dann kam sie in den Stall von Manfred Starke† (damals Verbandstrainer und Grand Prix Richter), wo sie von Andre Launert erfolgreich geritten wurde. Bei Manfred Starke bekam Diane 4-jährig ein Stutfohlen, das vereinbarungsgemäß an Rüdiger Tremp zurück ging, der sie noch bei sich decken ließ. Aus dem Fohlen wurde die Leistungsstute Luisa. 2002 kaufte Dirk Dassel aus Satow Diane für seinen „Sonnenhof“ und nutzte sie zur Zucht. „Ich wollte eigentlich gern das Fohlen kaufen, bekam dafür später mit 11 Jahren aber die Mutter“ sagt Dassel.

Die Lord Kemm-Stute Luisa als Dreijährige 1998 mit ihrem Züchter Rüdiger Tremp aus Stülow bei der Elitestutenschau, als sie die Staatsprämie erhielt. © J.Wego

Die Lord Kemm-Stute Luisa als Dreijährige 1998 mit ihrem Züchter Rüdiger Tremp aus Stülow bei der Elitestutenschau, als sie die Staatsprämie erhielt. © J.Wego

Die väterliche Linie von Luisa geht bis zum Englischen Vollblüter Rob. T. Devil xx zurück, der im Jahre 1869 geboren wurde. Dessen Sohn Devil’s Own xx kam in der Blütezeit der Mecklenburger Zucht nach Deutschland, als diese im 19. Jahrhundert vom Englischen Vollblut geprägt war und Begehrlichkeit weckte. Hannover ließ in den späten 1850er Jahren viele seiner Junghengste auf den großen Mecklenburger Weiden aufwachsen und kaufte dabei auch zahlreiche Nachkommen von Mecklenburger Hengsten wie Jellachich und Zernebog, die zusammen mit Norfolk das mecklenburg-vorpommersche Dreigestirn genannt wurden. Norfolk, der 1843 geboren wurde, wirkte 22 Jahre als Hauptbeschäler im Landgestüt Celle. Er zählt zu den großen Stempelhengsten der hannoverschen Pferdezucht. In den hannoverschen Zuchtunterlagen wird er zwar als Hannoveraner geführt. Er ist aber nachweislich ein Mecklenburger.

Die ersten Schleifen sammelte Züchter Rüdiger Tremp 1998 in Reitpferdeprüfungen mit Luisa, stellte sie zur Stutenleistungsprüfung vor und bei der Elitestutenschau erhielt sie die Staatsprämie. Der damalig Zuchtleiter Uwe Witt sagte bei der Zuchtkritik: „Ein weiterer Zuchterfolg aus dem Hause Tremp. Eine bedeutende Fuchsstute in allerbestem Typ mit hoher Gebäudekorrektheit. Ihre Werte aus der Leistungsprüfung unter dem Reiter sind beeindruckend. Der Tierzuchtpreis in Gold hebt die Qualität der Stute hervor die heute den Staatsprämientitel erhält.“ Im Rahmen der großen Anzahl talentierter Halbschwestern gelang ihr zudem die Einnahme des 2. Platzes in der Landeszuchtwertschätzung - Teilbereich Reiteignung. Der Verband der Pferdezüchter hat sie im selben Jahr auch für das Bundeschampionat nominiert.

Luisa auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere (245 Platzierungen, 85 Siege) beim CSI Neustadt-Dosse 2010 mit Julie Mynou Diederichsmeier. © J.Wego

Luisa auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere (245 Platzierungen, 85 Siege) beim CSI Neustadt-Dosse 2010 mit Julie Mynou Diederichsmeier. © J.Wego

Ein Jahr später kam Luisa in den Besitz des viel zu früh verstorbenen Eckhard Klüsener aus Wörmlitz und wurde von dessen Sohn Oliver erfolgreich in Springpferdeprüfungen geritten. Im Laufe des Jahres 2000 wechselte sie in den Stall von Klaus Diederichsmeier nach Dallgow und wurde fortan von dessen Tochter Julie Mynou geritten.

Sie ritt Luisa bis Ende 2010 mit vielen Erfolgen bis Drei-Sterne Klasse S. Gesundheitliche Probleme führten dazu, dass Luisa mit 16 Jahren aus dem Sport genommen wurde und zunächst von Klaus Diederichsmeier in die Zucht genommen wurde, der auch ein Fohlen von Perigueux mit ihr zog. Der Wallach bekam den Namen Petite Papillon und wurde bis 2022 ebenfalls erfolgreich bis S-Springen von Julie Mynou Diederichsmeier geritten, die ihn 67 Mal platzierte und dabei sieben Springen gewann.

Nachwuchsreiterin Linea Makowei (Gadebusch) mit Luisas Sohn Cali (v. Cellestial), den die 15-Jährige aktuell zu M- und S-Erfolgen reitet. © J.Wego

Nachwuchsreiterin Linea Makowei (Gadebusch) mit Luisas Sohn Cali (v. Cellestial), den die 15-Jährige aktuell zu M- und S-Erfolgen reitet. © J.Wego

Längst war Dirk Dassel, ein Züchter aus Leidenschaft, auf Luisa aufmerksam geworden, weil er ja auch ihre Mutter inzwischen im Stall hatte und fragte bei Klaus Diederichsmeier an, ob er die Stute kaufen kann. 2013 klappte das und die Lord Kemm-Stute kehrte wieder nach Mecklenburg an den Ort zurück, an dem sie geboren wurde. Bis Ende 2011 stehen 245 Platzierungen für Luisa zu Buche, darunter 85 Siege. Julie Mynou Diederichsmeier gewann mit Luisa drei Drei-Sterne-Springen, insgesamt 18 S-Springen und dazu 58 M-Springen. Eine beeindruckende Bilanz.

In Satow angekommen, kam sie in die Zucht. Ihr erstes Fohlen bekam sie dort 2014 von Cellestial, dem der Züchter den Namen Cameron gab. Er wurde erfolgreich bis zum Landeschampionatstitel von Richard Robinson (Steffenshagen) geritten. Zwei Jahre später kam Cali zur Welt, ein weiterer Cellestial-Nachkomme, der aktuell von Nachwuchsreiterin Linea Makowei (Gadebusch) geritten wird, die ihn bis Klasse S reitet und mit ihm zuletzt am 30. November in Hohen Wieschendorf in einem M-Springen platziert war.

Die Staatsprämienstute Luisa 2019 mit ihrem letzten Stutfohlen von Tangelo van de Zuuthoeve, die inzwischen selbst Mutter wurde und unter Paul Wiktor Erfolge in Springpferdeprüfungen hat. © J.Wego

Die Staatsprämienstute Luisa 2019 mit ihrem letzten Stutfohlen von Tangelo van de Zuuthoeve, die inzwischen selbst Mutter wurde und unter Paul Wiktor Erfolge in Springpferdeprüfungen hat. © J.Wego

Zwei weitere Fohlen sind in Satow aus der Luisa gezogen worden. Das letzte, ein Stutfohlen, bekam sie 2019 mit 27 Jahren von Tangelo van de Zuuthoeve. Die Stute trägt den Namen Tangelina, brachte selbst bereits ein Fohlen von Thio van T&L und wird, wie alle Sportpferde aus dem Hause Dassel, vom dreifachen Landesmeister Paul Wiktor geritten, der in Satow trainiert, aber weiter für seinen Heimatverein Trent/Rügen reitet. Dirk Dassel, ein bekennender Fan von Zangersheide Hengsten, hat aktuell neun bei der FN eingetragene Sportpferde.

Dirk Dassel liebt diese Stute. „Im Charakter würde ich ihr eine 10 geben. Sie verträgt sich sehr gut mit meinen anderen Stuten, ist anpassungsfähig und war eine gute Mutter“, schwärmt Dirk Dassel noch heute von der Mecklenburger Stute, die noch kern gesund ist und die Satower Weiden genießt. (fw)

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