Ponyzüchter Albrecht Keunecke gestorben
Erschienen am 04.11.2024
Uns erreichte die traurige Nachricht, dass Albrecht Keunecke aus Barth am 30. Oktober im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Er war ein positiv denkender Mensch, der stets Optimismus verbreitete. Und er war ein Ponyzüchter aus Leidenschaft. Nach langem Kampf gegen eine heimtückische Krankheit, rührig umsorgt von seiner Frau Ute mit der er 55 Jahre sein Leben teilte, ist er müde geworden und starb im trauten Heim.
Der Ponyzüchter und Taxi-Unternehmer Albrecht Keunecke - hier vor 20 Jahren mit einem seiner Ponys - stets mit freundlich lächelndem Blick Optimismus verbreitend, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. © J.Wego
1942 im Oderbruch geboren und nach dem frühen Tod der Eltern bei der Großmutter in Stralsund aufgewachsen, hat sich Albrecht Keunecke am Stadtrand von Barth eine Existenz aufgebaut. Nach der Schule schwebte ihm ein eigener Landwirtschaftsbetrieb vor, wie ihn seine Familie im Oderbruch einmal hatte, bevor der Krieg alles in Schutt und Asche legte. Deshalb erlernte er einen landwirtschaftlichen Beruf und wollte Chef auf eigener Scholle werden. „Doch als dann der sozialistische Frühling kam, habe ich diesen Beruf an den Nagel gehängt“, erzählte er später mal.
Er lernte noch einen weiteren Beruf, den des Kfz-Mechanikers und machte seinen Meister. „Doch ich wollte immer selbstständig sein“, begründete Albrecht den nächsten Schritt: Als 1979 in Barth eine Taxi-Lizenz frei wurde, zögerte er nicht lange und wurde selbstständiger Unternehmer.
Nach 1990 investierte er wohl überlegt und vergrößerte sein Unternehmen. Auch wenn die „Wendejahre“ schwer waren, schaffte er es gemeinsam mit seiner Frau, die das einzige Taxi-Unternehmen in Barth waren, die die Krisenjahre überstanden. Als ihn gesundheitliche Probleme zwangen kürzer zu treten und das Ruhestandsalter längst überschritten war, übernahm seine Tochter Antje das Taxi-Unternehmen, wie deren jüngere Schwester Dörte eine gelernte Krankenschwester. Dörte wurde in Barth eine erfolgreiche Springreiterin. Ebenso ihre Tochter Pia, die im Reitstall von Sandra Engelmann in Weitenhagen bei Greifswald trainiert, wo auch ihre Mutter, die durch Heirat inzwischen Förster hieß, gelegentlich noch im Sattel sitzt.
Neben dem beruflichen Wirken waren Ponys die große Leidenschaft von Albrecht Keunecke. 1974 kaufte er das Shetlandpony Peggy, damals in der DDR eine nicht unbedeutende Investition. Der beiden kleinen Töchter wegen kam als sportliches Modell aus dem Berliner Tierpark Karena (v. Gotland) hinzu. Mit der Stute Elbe (v. Olaf), mit der er den Schimmel Rico (v. Rzewuski ox) gezogen hat, wurden die Ponys größer, weil auch die Töchter größer wurden.
Das war der Beginn einer ausgesprochen erfolgreichen, auf viel Sachverstand fußende Reitponyzucht. 28 Deutsche Reitponys aus der Zucht von Albrecht Keunecke sind bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) eingetragen, die auf den Weiden am Ufer des Flusses Barthe aufwuchsen. Dabei richtete er seinen Blick immer nach vorn und auf das was im Sport verlangt wird. Alle Ponys stellte er in Zucht- oder Sportprüfungen vor. „Gutmütigkeit und Charaktereigenschaften sind für mich neben Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft ein Hauptkriterium in der Ponyzucht“, war seine Maxime bei der Zuchtwahl.
Zahlreiche Auszeichnungen, Ehrenplaketten und Pokale beweisen, dass sein züchterisches Wirken von Erfolg begleitet war. Das Pony Rasmus (v. Rakim), geboren 1990, war das erste aus seiner Zucht, das sportlich mit 40 Siegen Geschichte schrieb und Antje Füsting aus Saatel einst den Weg in den Sport ebnete, deren Vater Gerold auch Dörte, damals noch unter dem Namen Keunecke, trainierte.
Auf züchterischem Gebiet zählten Nordis (v. Nordstrom) und deren Tochter Nelly Nordis (v. Top Nordpol) zuletzt zu seinen Topstuten. Aus der Nelly Nordis, eine Staatsprämienstute, hat Albrecht Keunecke 2014 auch Mr. Bean (v. Mel Brook) gezogen, mit dem die 15-jährige Enkelin Pia Förster (Tochter von Dörte Förster) aktuell erfolgreich ist. 2004 paarte er deren Mutter Nordis mit dem New Forest Hengst Prinsenhof’s Dino an und zog daraus den 2007 in Redefin gekörten Hengst Don Novell. Ein weiteres sehr erfolgreiches Pony aus Nelly Nordis ist der 2006 geborene Nemo (v. Nobelboy) der es bis 2018 auf 61 Siege brachte.
Bei Zuchtschauen kann Albrecht Keunecke, der auch im Vorstand des Pferdezuchtvereins Voigtsdorf-Griebenow aktiv war, auf zahlreiche weitere Staats- und Verbandsprämienstuten zurückblicken. Als die Töchter aus dem Haus waren, hat sich Albrecht Keunecke eine Kutsche zugelegt und genoss, solange es seine Gesundheit zuließ, mit seiner Frau Ute bei Ausfahrten die heimische Boddenlandschaft.
Die Leben bejahende und auf Menschen zugehende freundliche Art von Albrecht Keunecke wird in der Pferdelandschaft von Mecklenburg-Vorpommern fehlen. Unser Mitgefühlt gilt in dieser schweren Zeit seiner Frau Ute und den Familien seiner Töchter Antje und Dörte mit den vier Enkeln. Wer Albrecht Keunecke die letzte Ehre erweisen möchte kann dies bei der Trauerfeier am 22. November um 14:00 Uhr in der Trauerhalle am Friedhof in Barth (Sundische Straße) tun. (fw)