Hartmut Platzek, Redefiner Landstallmeister a.D., wurde 80

Erschienen am 19.07.2024

Nach 1990 wurde aus dem Hengstdepot Redefin, wie es zu DDR-Zeiten hieß, wieder das Landgestüt Redefin. Hartmut Platzek, in der Pferdeszene des Nordens als kompetenter Fachmann angesehen, wurde vom damaligen Landwirtschaftsminister Martin Brick (CDU) als Landstallmeister eingesetzt. Am 19. Juli wurde der Landstallmeister a.D. 80 Jahre alt.

1944 im ostpreußischen Ostelsburg geboren, musste der Bauernsohn schon früh die Flucht aus der Heimat antreten und kam mit seiner Mutter auf die Insel Rügen. Nach Schulzeit, Abitur und Landwirtschaftsstudium führte es ihn der Pferde wegen nach Voigtsdorf. Reiterliche Erfolge mit den Pferden Tannenfee und Prosa xx stellten sich ein. Die Auswahl von Pferden zu großen Zuchtschauen und die Erstellung der Anpaarungspläne schärften in der ehemaligen renommierten Pferdezuchtstätte seinen züchterischen Blick.

1977 folgte er dem Ruf und ging in das Gestüt Ganschow, wo der Jubilar 1985 Direktor wurde. Als gebürtiger Ostpreuße lag ihm die dortige Trakehnerzucht besonders am Herzen. Das züchterische Gespür und das Herausstellen von wertvollen Stutenfamilien prägten sich bei Hartmut Platzek in Ganschow weiter aus. Die Trakehner-Stutenfamilie der Darstellerin und die Familien der Jana (v. Janos), der Arionda (v. Adriano) und der Griona (v. Grabensprung) sind nur einige Beispiele.

Die zentrale Hengstaufzucht im Gestüt Ganschow erhöhte seine Verantwortung. Wertvolle Hengste wie die Trakehner Trafaret (v. Almanach I), Altan II (v. Vers I) und Sonnenstrahl (v. Trafaret) sowie die Warmbluthengste Kolibri (v. Kobold I), Dispondeus (v. Disponent), Distello (v. Disponent) und Duralin I (v. Duran), die in Ganschow aufgezogen wurden, wirkten in der DDR nachhaltig. 1979/80 legte Hartmut Platzek sein zweites Staatsexamen mit dem Schwerpunkt Pferdezucht ab und war nun staatlich anerkannter Tierzuchtleiter.

Durch Hartmut Platzek erlangte das Gestüt Ganschow hohes Ansehen. Festhaltend an seinen fachlichen Grundsätzen, brachte er das Gestüt 1990 über Wendezeit und die ersten ungewissen Jahre. Züchterisch, und nun auch wirtschaftlich, wurden Bestand und Belegschaft so weitergeführt, dass die spätere Privatisierung den Bonus einer hoch qualifizierten und wertvollen Zuchtgrundlage beinhaltete.

Hartmut Platzek als Landstallmeister im Rahmen einer Hengstpräsentation mit dem Hengst Adeptus (v. Alasca). © J.Wego

Hartmut Platzek als Landstallmeister im Rahmen einer Hengstpräsentation mit dem Hengst Adeptus (v. Alasca). © J.Wego

1993 erreichte Hartmut Platzek ein Ruf aus dem Landwirtschaftsministerium. Pflichtbewusstsein ist eine seiner preußischen Tugenden. Er ließ sich in die Pflicht nehmen und wechselte mit seiner Frau als Landstallmeister nach Redefin. Schnell merkte er, dass das nicht nur eitel Sonnenschein ist, weil er nun nach Vorgaben seines neuen Dienstherrn handeln musste und nicht immer aus eigener Überzeugung. Fragen des Denkmalschutzes, die Erhaltung/Rekonstruktion der historischen Gestütsanlage, kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art und das Hineinreden von Vielen, die Redefin neu entdeckt hatten, musste er unter einen Hut bringen, ohne dabei die Ökonomie aus dem Auge zu verlieren.

Die Hengsthaltung, einst das Hauptanliegen eines Landgestütes, war nun nur noch ein Teil der Aufgaben. Diese belebte er aufgrund knapper werdender Staatskassen mit angepachteten Spitzenhengsten aus allen deutschen Zuchten. Zum Wohle der Landespferdezucht setzte Hartmut Platzek Ende der 1990er Jahre durch, dass jährlich Hengstfohlen im Land gekauft und selbst aufgezogen werden. Die damaligen Hengstparaden, die unter seiner Leitung zum Zuschauermagnet wurden, wären ohne diese Hengste kaum denkbar gewesen.

Hartmut Platzek ist über die Landesgrenzen hinaus ein geachteter Fachmann, der sich nach seiner Pensionierung rar gemacht hat. 1999 zeichnete ihn der Trakehner Verband mit der „Freiherr-von-Schrötter-Medaille” aus. Anlässlich der MeLa in Mühlengeez wurde ihm 2007 durch Agrarminister Dr. Till Backhaus der Tierzuchtpreis überreicht. Damit ehrte das Ministerium sein großes Lebenswerk rund um die Pferdezucht. Das berufliche Wirken von Hartmut Platzek hat nachhaltig Spuren in der Pferdezucht hinterlassen. Mögen ihm noch viele schöne Jahre geschenkt werden. (fw)

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