Historie: Der Pferdesport in der DDR von 1951 bis 1990

Erschienen am 07.01.2021
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Die Medaillengewinner aus dem heutigen Raum Mecklenburg-Vorpommern

Der gebürtige Demminer Hans-Werner Krüger (links) hat, mit 13 an der Zahl (darunter 5 Titel), die meisten Medaillen für die Nordbezirke geholt. Auf dem Foto mit Akazie II (v. Abu Afas ox), in Demen bei Gadebusch geboren. Neben im Horst Köhler auf Semafor, der in Sietow b. Röbel mit dem Reiten begann und viele Jahre zusammen mit Wolfgang Müller und Gerhard Brockmüller das Aushängeschild des Dressursports der DDR war. Das Foto zeigt die gebürtigen Mecklenburger bei einer internationalen Siegerehrung mit ihrem Trainer Dieter Schulze, der 1958 mit der Mecklenburger Stute Bianka DDR-Meister im Springen wurde.  Foto: Mihatsch

Der gebürtige Demminer Hans-Werner Krüger (links) hat, mit 13 an der Zahl (darunter 5 Titel), die meisten Medaillen für die Nordbezirke geholt. Auf dem Foto mit Akazie II (v. Abu Afas ox), in Demen bei Gadebusch geboren. Neben im Horst Köhler auf Semafor, der in Sietow b. Röbel mit dem Reiten begann und viele Jahre zusammen mit Wolfgang Müller und Gerhard Brockmüller das Aushängeschild des Dressursports der DDR war. Das Foto zeigt die gebürtigen Mecklenburger bei einer internationalen Siegerehrung mit ihrem Trainer Dieter Schulze, der 1958 mit der Mecklenburger Stute Bianka DDR-Meister im Springen wurde.  Foto: Mihatsch

Pferdesport war im Norden der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu allen Zeiten beliebt und populär. Erich Oese schreibt in seinem Rückblick, den wir in Teilen in unregelmäßigen Abständen veröffentlichen:

Es war im Jahre 1951, immerhin drei Jahre nach Gründung des Deutschen Sportausschusses (1948), ein Jahr bevor deutsche Reiter wieder an Olympischen Spielen teilnehmen konnten, dass eine zentrale Leitung für den Pferdesport in der DDR entstehen durfte. Damit wurde das Signal auf Grün gestellt für einen kräftigen Entwicklungsschub. Zahlreiche Sektionen entstanden innerhalb bestehender Betriebssportgemeinschaften, gewissermaßen als Abteilungen eines Sportvereins. Reine Reitvereine waren nicht zugelassen. Einzelne konnten sich in Form einer Sportgemeinschaft etablieren. Die Betriebssportgemeinschaften wurden zu den Hauptträgern des Sports gemacht. Sie standen in enger personeller Beziehung zu den

Gewerkschafts- und Betriebsleitungen der meist volkseigenen Betriebe, die natürlich auch darüber wachten, dass die Sportorganisationen in Übereinstimmung mit der politischen Entwicklung im Lande wirkten.

Entsprechend der Struktur der Industriegewerkschaften wurden Sportvereinigungen mit zentralen Leitungen für den Sport in den einzelnen Industriezweigen geschaffen, die unterschiedliche Namen trugen. Diese Struktur entsprach dem damaligen Aufbau des Sports in der Sowjetunion. Die Sportgemeinschaften auf dem Lande gehörten meist zur Sportvereinigung "Traktor", ein Name der in den Ergebnislisten von Turnieren bis an das Ende der DDR einen herausragenden Platz einnehmen sollte, weil sich der Pferdesport im Bereich der Landwirtschaft am besten entwickeln konnte.

In nicht so zahlreichen Fällen traten auch andere Namen auf, z.B. "Motor" für eine Betriebssportgemeinschaft im Bereich des

Maschinenbaus, "Aufbau" für eine im Bauwesen, "Empor" für eine im Handel, "Einheit" für eine in der Staatlichen Verwaltung, "Wismut" für eine im Bergbau oder "Dynamo" für die Sportgemeinschaften der Polizei. Jahre später auch "Vorwärts" für die Armeesportvereinigung. Die Betriebe bzw. Dienststellen waren verpflichtet einen bestimmten Prozentsatz ihres Sozialfonds an ihre Betriebssportgemeinschaften zu geben. Der Pferdesport konnte daraus nur vereinzelt Nutzen ziehen, da einerseits die Landsportgemeinschaften in der Regel keine sehr hohen Zuwendungen von den Betrieben erhielten, andererseits der Fußball und andere stärker verbreitete Sportarten den Löwenanteil schluckten. Gleiches galt für die Mittel, die von den zentralen Leitungen der Sportvereinigungen kamen. Am 21.04.1951 wurde das Nationale Olympische Komitee gegründet. Gleichzeitig erfolgte die Aufnahme des Pferdesports in die „Demokratische Sportbewegung".

Christian Zehe (Gr. Lüsewitz) sorgte nach 1990 bei der Europameisterschaft in Punchestown mit seinem Halbblüter Gallus für Aufmerksamkeit. Bei der Olympiavorbereitung für die Olympischen Spiele in Barcelona erlag Gallus einem Aorta Abriss. Für den Bezirk Rostock holte Christian zwei Titel und insgesamt sechs Medaillen. Foto: Mihatsch

Christian Zehe (Gr. Lüsewitz) sorgte nach 1990 bei der Europameisterschaft in Punchestown mit seinem Halbblüter Gallus für Aufmerksamkeit. Bei der Olympiavorbereitung für die Olympischen Spiele in Barcelona erlag Gallus einem Aorta Abriss. Für den Bezirk Rostock holte Christian zwei Titel und insgesamt sechs Medaillen. Foto: Mihatsch

Seite 1953 gibt es DDR-Meisterschaften, bei denen von Anbeginn auch Reiter und Fahrer aus den drei Nordbezirken, die im Wesentlichen das heutige Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern ausmachen. Schon für 1952 war eine Meisterschaft geplant. Wegen einer grassierenden Maus- und Klauenseuche konnte sie aber nicht stattfinden. Parallelen zum aktuellen Lockdown werden sichtbar!

Schon bei der ersten Meisterschaft war der Norden auf den Medaillenplätzen vertreten. So wurde Siegfried Hohloch, dessen reiterlicher Weg in Rostock begann, 1953mit der unvergesslichen Stute Linde, erster DDR-Meister im Springreiten. Dass Siegfried Hohloch aus Rostock stammt, werden noch die wenigsten wissen. 1954 wurde er Vizemeister (wiederum mit Linde) und 1963 holte er sich mit Kosmos einen weiteren Meistertitel. Von Rostock ging er zunächst zum Sportclub Halle und später wurde er Mitglied des ASK „Vorwärts“ Potsdam.

Helmut Schur, langjähriger Deckstellenleiter des Hengstdepots Redefin, holte 1953 mit Furtwängler

Fredo Kasten stammt aus Güstrow, wo er auch seine ersten Schleifen holte und kam dann zum ASK „Vorwärts“ Potsdam, wo große internationale Erfolge feierte, 9 Meisterschaftsmedaillen gewann und zweimal Meister wurde. Mit Neptun III (Foto) holte er 2 Titel. Foto: Mihatsch

Fredo Kasten stammt aus Güstrow, wo er auch seine ersten Schleifen holte und kam dann zum ASK „Vorwärts“ Potsdam, wo große internationale Erfolge feierte, 9 Meisterschaftsmedaillen gewann und zweimal Meister wurde. Mit Neptun III (Foto) holte er 2 Titel. Foto: Mihatsch

die Bronzemedaille. Auch mit dem damaligen Springpferdevererber Dolomit, Hannoveraner v. Doktorand (ein Nachkomme von ihm war mein erstes Reitpferd), war Helmut Schur bei großen Turnieren in der DDR (u.a. Leipzig) erfolgreich.

Richard Schimkus (Ferdinandshof) wurde mit dem Schimmelhengst Fischreiher Bronzemedaillengewinner in der Dressur. Richard Schimkus wurde 1905 in Trakehnen geboren und trat 1920 in das Hauptgestüt Labes als Reitbursche ein. Nach dem Krieg baute er zunächst das Hengstdepot Ferdinandshof (b. Torgelow) mit auf, wo die restlichen Hengste des preußischen Landgestüts Labes zusammengezogen wurden und organisierte dort auch Hengstparaden. Später wechselte er zum Hengstdepot Redefin, wo die Hengste von Ferdinandshof nach Auflösung des dortigen Gestüts integriert wurden. Er war in Voigtsdorf, sowie Dolgen (b. Stralsund) tätig und übernahm 1960 die Deckstelle in Marlow. Es gibt viele teils fachliche Anekdoten von Richard Schimkus, die

Mit Richard Schimkus mischte ein gebürtiger Trakehner im Dressursport der DDR mit, der vom Hautgestüt Labes kam, über Ferdinandshof nach Redefin kam und den Trakehner Schimmelhengst Fischreiher 1953 und 1954 auf den 3. Platz der DDR-Meisterschaft ritt. (Foto: privat)

           

Mit Richard Schimkus mischte ein gebürtiger Trakehner im Dressursport der DDR mit, der vom Hautgestüt Labes kam, über Ferdinandshof nach Redefin kam und den Trakehner Schimmelhengst Fischreiher 1953 und 1954 auf den 3. Platz der DDR-Meisterschaft ritt. (Foto: privat)

Rolf Brott (Sabel) sehr plastisch im ostpreußischen Dialekt erzählen kann, der noch mit ihm in Redefin zusammengearbeitet hat.

Wir haben recherchiert und alle Medaillengewinner, die aus den Bezirken Neubrandenburg, Rostock und Schwerin hervorgegangen sind, aufgelistet. Solche Reiter wie Rudi Beerbohm, dessen Reiterkarriere in Demmin begann, bevor er zum SC Dynamo Berlin kam (danach ritt er in Gülpe). Oder Gerhard Brockmüller (ASK Vorwärts Potsdam) der aus Darchau an der Elbe stammt. Und Dressurreiter Horst Köhler, der 1938 in Röbel geboren wurde und im benachbarten Sietow mit dem Reiten begonnen hat, haben wir mit ihren Medaillen den Nordbezirken zugeordnet.

Von 1953 bis 1990 haben Reiter und Fahrer dieser Nordregion 330 von insgesamt 2.121 Medaillen die bei DDR-Meisterschaften vergeben wurden, gewonnen. Dem damaligen Bezirk Rostock sind 148 Medaillen zuzuordnen, dem Bezirk Schwerin 103 und dem Bezirk Neubrandenburg 79. Meistertitel, inklusive der aus dem Nachwuchsbereich und vom Voltigieren,

Veronika Wego-Schreiter (Dummerstorf), Nichte von Willi Wego, gehörte mit fünf Meistertitel (das schaffte außer ihr nur Hans-Werner Krüger im Norden) und sieben Medaillen im Vielseitigkeits- und Geländereiten der Nachwuchsreiter (eine mit Daker II im Springen), zu den Leistungsträgerinnen. Das Foto zeigt sie mit ihrer Privatstute Anmuta. Foto:

Veronika Wego-Schreiter (Dummerstorf), Nichte von Willi Wego, gehörte mit fünf Meistertitel (das schaffte außer ihr nur Hans-Werner Krüger im Norden) und sieben Medaillen im Vielseitigkeits- und Geländereiten der Nachwuchsreiter (eine mit Daker II im Springen), zu den Leistungsträgerinnen. Das Foto zeigt sie mit ihrer Privatstute Anmuta. Foto:

gab es 91. Dazu 114 Vizemeistertitel und 125 Bronzemedaillengewinne.

Nach Disziplinen sieht es folgendermaßen aus: 99 Medaillen im Springen setzen sich aus 30 goldenen, 26 silbernen und 43 Bronzemedaillen zusammen. In der Dressur waren es 18 Gold-, 28 Silber- und 30 Bronzemedaillen. Vielseitigkeitsreiter gewannen 62 Titel, wurden 14 Mal Vizemeister und erzielten 23 Bronzemedaillen. In der DDR gab es für das Geländereiten gesonderte Wertungen. Im „Busch“ wurden 45 Medaillen gewonnen (17 x Gold, 16 x Silber, 12 x Bronze). Es gab 17 Medaillen im Fahren (4 x Gold, 6 x Silber, 7 x Bronze). Die Voltigierer aus den drei Nordbezirken holten 18 Mannschaftsmedaillen, darunter 6 Titel. 4 davon allein die Gruppe Rogahn mit Ute Deich. Einmal ging der Titel an die Gruppe von Katrin Haack nach Lichtenhagen. Einmal (1974) triumphierte die Gruppe aus Dabelow (b. Neustrelitz) mit dem auch im Springen international erfolgreichen Heinz Steffen, der im Folgejahr 1975 Vizemeister wurde.

Hinzu kamen 13 Medaillen an Einzelturner. Darunter zwei Titel - 1984 an Peter Muntau (Groß Lüben) und 1986 an Katharina Storbeck aus Lichtenhagen. 8 Vizemeistertitel und 3 Bronzemedaillen komplettieren die Erfolge der Nordlichter bei DDR-Meisterschaften.

Die 10 Reiter und Fahrer mit den meisten Medaillen sind: Hans-Werner Krüger (Dr.), Demmin (13 Medaillen/5 Titel). Albert Gaiser (Fa.), Schwinkendorf (11/4). Fredo Kasten (Spr.), Güstrow (9/2). Ute Deich (Vol.), Rogahn (8/4). Willi Wego (Viel./Gel.), Dummerstorf (8/4). Volker Tonn (Spr.), Trinwillershagen (8/3). Christian Zehe (Viel./Gel.), Groß Lüsewitz (8/3). Gerhard Brockmüller (Dr.), Darchau (8/0), Veronica Wego-Schreiter (Viel./Gel.), Dummerstorf (7/5), Rita Lüth (Springen), Gadebusch (7/0). (Franz Wego)

Der Schwinkendorfer Albert Gaiser wurde 4 Mal DDR-Meister im Fahren, gewann insgesamt 11 Meisterschaftsmedaillen und war der Fahrer in der DDR, der den Rekord in der Teilnahme an Meisterschaften hält. Foto: Mihatsch

Der Schwinkendorfer Albert Gaiser wurde 4 Mal DDR-Meister im Fahren, gewann insgesamt 11 Meisterschaftsmedaillen und war der Fahrer in der DDR, der den Rekord in der Teilnahme an Meisterschaften hält. Foto: Mihatsch

Vier DDR-Meistertitel holte sich auch Ute Deich mit ihrer Voltigiergruppe aus Rogahn. Insgesamt gab es für die leistungsstarke Gruppe zwischen 1973 und 1980 acht Meisterschaftsmedaillen. Foto: Urum-Beglikow

Vier DDR-Meistertitel holte sich auch Ute Deich mit ihrer Voltigiergruppe aus Rogahn. Insgesamt gab es für die leistungsstarke Gruppe zwischen 1973 und 1980 acht Meisterschaftsmedaillen. Foto: Urum-Beglikow

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