Historie: Entwicklung der Rekorde im Pferdesport

Erschienen am 20.06.2020

Rekorde, Rekorde ...

In Heft 4 des Jahres 1964 „Pferd und Sport“ der DDR sind Rekorde im Pferdesport beschrieben. Im Text heißt es:

Es vergeht fast keine Woche, in der nicht die Zeitungen in aller Welt davon berichten, dass der eine oder andere Weltrekord gestürzt worden sei. Wir denken dabei nicht an die Entartungen, die eine unsinnige Rekordsucht zum Ziel hat in „Höchstleistungen" wie beispielsweise im Makkaroni-Essen und Dauerklavierspielen, sondern lediglich an die häufige Verbesserung von Weltbestleistungen in fast allen sportlichen Disziplinen.

Zwar kein Hochsprung-Rekordversuch, aber auch Paarspringen, wie hier im Jahre 1961 in Dummerstorf, gehörten zum normalen (nicht unumstrittenen) Turnierprogramm. Auch ohne Kopfbedeckung möglich, wie hier Jürgen Milharek. In Kavelstorf zu Hause, ritt Jürgen Milharek (besonders als Mehrspännerfahrer bekannt) damals in Dummerstorf und ging dann mit Umsiedlung der Trakehner-Genreserveherde 1964 nach Ganschow auf den Fohlenhof, wie der Betrieb damals hieß. Foto: Archiv Wego

Zwar kein Hochsprung-Rekordversuch, aber auch Paarspringen, wie hier im Jahre 1961 in Dummerstorf, gehörten zum normalen (nicht unumstrittenen) Turnierprogramm. Auch ohne Kopfbedeckung möglich, wie hier Jürgen Milharek. In Kavelstorf zu Hause, ritt Jürgen Milharek (besonders als Mehrspännerfahrer bekannt) damals in Dummerstorf und ging dann mit Umsiedlung der Trakehner-Genreserveherde 1964 nach Ganschow auf den Fohlenhof, wie der Betrieb damals hieß. Foto: Archiv Wego

Interessant für den Pferdesportler ist natürlich besonders eine Rückschau auf die Entwicklung der Rekorde im Reit-sport. Dazu können wir gleich an den Anfang die Feststellung setzen, dass hier Verbesserungen in vielen Fällen recht lange auf sich warten ließen, und die Lebensdauer von Rekorden reichte in mehreren Fällen sogar über 30 Jahre.

Bekanntlich gibt es im Pferdesport zwei Disziplinen, in denen Rekorde aufgestellt werden können: Hochsprung und Weitsprung. Der Hochsprungrekord wurde innerhalb von 49 Jahren nur fünfmal verbessert, während im Weitsprung die Rekordmarke innerhalb von 39 Jahren sechsmal hinausgeschoben werden konnte. In diesen Zeitspannen wurden der Hochsprungrekord von 2,35 m auf 2,47 m und der Weitsprungrekord von 7,50 m auf 8,30 m geschraubt,

Der Weltrekord im Hochsprung wird derzeitig gehalten (auch noch bis in das Jahr 2020) von dem chilenischen Offizier Alberte Larraguibel Moralés. Er überwand die Rekordhöhe von 2,47 m auf dem Vollblüter „Huaso" (fr. Faithful) beim CHIO in Santiago de Chile am 5. Februar 1949. Dieser Rekord wurde von der offiziellen Kommission der FEI am 28. Mai 1949 bestätigt. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass die nächste Weltrekordhöhe mindestens 2,49 m betragen müsse.

Dieser Weltrekord bestünde nicht mehr, wenn der Sprung des sowjetischen Pferdes „Kawjor" unter seinem Reiter Lyssogorski, über die Höhe von 2,55 m offizieller Rekordversuch gewesen wäre.

Der chilenische Weltrekordhalter kaufte seinen Vollblüter, nachdem dieser im Jahre 1945 die Höhe von 2,12 m und zwei Jahre später 2,20 m gesprungen war. Er gab ihm den Namen „Huaso" und errang im Jahre 1948 mit ihm den Hochsprungrekord von Südamerika mit 2,37 m.

Die Vorbereitung für den 1949 stattgefundenen Angriff auf den Weltrekord wurde sehr sorgfältig und systematisch betrieben. Die spezielle Vorbereitung auf den Rekordversuch dauerte 16 Wochen. Das Futter wurde bis zuletzt täglich etwas erhöht und betrug unmittelbar vor dem Versuch (in den letzten 14 Tagen) 4 kg Heu, 10 kg Hafer, 3 kg Luzerne und 19 kg Rüben. Dem Wasser wurde Bicarbonat und ein Vitamin B zugesetzt.

Das Training fand immer vormittags statt. In den Nachmittagsstunden wurde der Vollblüter geführt oder man ließ ihn frei über einige Hindernisse springen. Es war auch daran gedacht, „Huaso" geschmeidig zu machen. Deshalb wurde dressurmäßig gearbeitet. Seine Kraftausdauer wurde durch immer länger währende Trab- und Galoppreprisen auf beiden Händen gefördert. Einmal in der Woche überwand das Pferd im Freispringen eine Höhe von 2,0 m. Jedoch wurde nicht mehr verlangt. Nur an einem Tag in zwei Wochen wurde über das Hochsprunggestell trainiert, wiederum aber nur bis 2,20 m.

Der Reiter selbst bemühte sich, sein Gewicht gleich zu halten und führte täglich allgemeine und spezielle gymnastische Übungen in einem reichhaltigen Programm aus. Nach Abschluss der Vorbereitungsperiode von 16 Wochen meldete sich der Reiter zum Rekordversuch, der unter Aufsicht einer offiziellen Kommission durchgeführt wurde. Die neue Rekordhöhe von 2,47 m wurde gleich beim ersten Versuch mühelos überwunden. Im Anhang zum Thema des Hochsprungrekords haben wir die Liste der bisherigen Rekordhalter angeführt.

Den Weltrekord im Weitsprung hält der spanische Offizier Lopez Del Hierro. Er errang ihn, als er im Jahre 1951 während des CHIO in Barcelona mit seinem Pferde „Amado mio" einen Graben von 8,30 m übersprang. Am 12. November 1951 wurde diese Leistung von der FEI anerkannt, die gleichzeitig festlegte, dass eine Weite von 8,40 m übersprungen werden muss, um diesem Rekord das Lebenslicht auszublasen.

Am 1. Juli 1951 unternahm der spanische Oberleutnant Nogueras Marquez mit offizieller Ankündigung den Versuch, seinen im Vorjahre aufgestellten Weitsprungrekord (während des CHIO in Bilbao mit dem Iren „Balcamo") zu verbessern. Zum Ärger der Zehntausende von Zuschauern misslangen alle drei Versuche. Da nahm der Leutnant Lopez Del Hierro seine Chance wahr und bewarb sich auf seinem Wallach „Amado mio" als Zweiter. Für Publikum und Fachwelt war die Tatsache, dass der Anglo-Araber das auf 8,30 m gelegte weiße Band noch um fast 8 cm übersprang, eine Sensation.

Im deutschen Pferdesport haben die Rekordspringen kaum Eingang gefunden. Der Grund mag wohl darin zu finden sein, dass der Blick mehr auf die Erreichung von Höchstleistungen bei Olympischen Spielen als auf Rekorde gerichtet ist. Sowohl in der DDR wie in Westdeutschland werden die besten Hochsprungleistungen inoffiziell als Rekorde geführt, auch wenn diese nicht in besonderen Rekordhochspringen, sondern z.B., im letzten Stechen eines Mächtigkeitsspringens erzielt worden sind. Der deutsche Rekord im Weitspringen ist sicher der Methusalem aller deut­schen Sportrekorde. Er wurde im Jahre 1912 (!) aufgestellt, als Oberleutnant Gras mit „Yuquerin" 7,50 m übersprang. Angriffe auf diesen Rekord sind kaum zu erwarten, da das Rekord-Weitspringen im Hinblick auf olympische Anforderungen in seinem Wert noch weit unter dem Rekord-Hochspringen liegt.

Zwar kein Hochsprung-Rekordversuch, aber auch Paarspringen, wie hier im Jahre 1961 in Dummerstorf, gehörten zum normalen (nicht unumstrittenen) Turnierprogramm. Auch ohne Kopfbedeckung möglich, wie hier Jürgen Milharek. In Kavelstorf zu Hause, ritt Jürgen Milharek (besonders als Mehrspännerfahrer bekannt) damals in Dummerstorf und ging dann mit Umsiedlung der Trakehner-Genreserveherde 1964 nach Ganschow auf den Fohlenhof, wie der Betrieb damals hieß. Foto: Archiv Wego

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