Mecklenburger Hengstmarkt mit erfolgreicher Auktion
Erschienen am 14.11.2008

Die 18. Mecklenburger Körtage in Redefin fanden europaweites Interesse. Die Halle war rappeldicke voll, das Körlot hochklassig und die Stimmung hervorragend.
Die diesjährige Hauptkörung des Verbandes der Pferdezüchter MV für Warmbluthengste am 7. und 8. November, nach der politischen Wende die 18. ihrer Art, hat erneut eine deutliche Steigerung erlebt. 340 Hengste wurden der Kommission zu den Vorauswahlen vorgestellt. 73 erhielten die Zulassung zur Körung, von denen 65 den Körplatz betraten. Die Qualität dieser Hengste war sehr gut, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass 36 gekört wurden. Von diesen wiederum erhielten acht das höchste Gütesiegel und wurden prämiert.
Der Siegerhengst kommt aus Ganschow
Zum Siegerhengst kürten die Juroren einen Mecklenburger Hengst aus dem Gestüt Ganschow. Die Kommission bestand aus dem Präsidenten Jörg Weinhold, Vizepräsident Dieter Quaas, Hans-Heinrich Brühning (Gastkommissar vom Vorstand des Hannoveraner Verbandes), Nationenspringreiter Holger Wulschner und Zuchtleiter Uwe Witt.
Schon bei den Vorauswahlen fiel auf, dass das Gestüt Ganschow diesmal mit sehr qualitätsvollen Hengsten aufwartet. Ein Trakehner von Hofrat konnte in Redefin nicht mehr vorgestellt werden, weil er als Reservesieger den Trakehner Hengstmarkt in Neumünster für 100.000 Euro verließ und ins Gestüt Sprehe wechselte. Aber auch zwei Mecklenburger Nachkommen des Trakehner Hengstes Dynamik II, der unter dem Namen Dornfelder 2003 in Redefin gekört wurde, sich auch im Sport einen Namen gemacht hat und jetzt in den USA seinen Hafer frisst, sind in jeder Hinsicht Spitzenklasse. Einer von ihnen wurde viel umjubelter Siegerhengst und tanzte bei der Siegerehrung wie eine Feder durch die Halle. Die Zuschauer auf der voll besetzten Tribüne konnten gar nicht genug bekommen.
Die Mutter Azarina kaufte das Gestüt unmittelbar vor der Bedeckung mit Dynamik II vom Institut für die Biologie Landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) aus Dummerstorf. Die Fuchsstute stammt ab vom Staatsprämienhengst Azarro (v. Argentinus), mit dem Holger Wulschner viele internationale Erfolge feierte. Im fallenden Stamm geht sie auf Adler/ Orcus II/T. / Abu Afas ox / Fliegenpilz zurück. Von seinem ersten Auftritt an trabte und galoppierte der auch im Exterieur ausgesprochen korrekt konzipierte Hengst, in mittlerem Rahmen stehend, in die Herzen der Kommission und des Publikums. Als er dann am Sprung sein Können bewies, stand dem Sieg nichts mehr im Wege.
Spring- und 1. Reservesieger wurde ein Hannoveraner Sohn des Coupe de Coeur, aus einer Lafontaine/ Sao Paulo-Mutter, den René Tebbel (Emsbüren) als Züchter ausstellte. Selbst zweimal mit Coupe de Coeur Deutscher Meister geworden, wird dieser Schimmel, der sein gewaltiges Springvermögen bei exzellenter Technik demonstrierte, jedoch nicht der Nachfolger von Coupe de Coeur im Turnierstall von René Tebbel. Bei der Auktion hat ihn der Hamburger Immobilienkaufmann Herbert Ulonska für 95.000 Euro ersteigert.
Der 2. Reservesieger trägt den rheinischen Brand. Ganz zur Freude des Rheinländers Horst Ense, der als Vorsitzender des Bereiches Zucht im Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) erstmals durchgängig in Redefin dabei war, wurde der Lord Loxley/ Warkant/ Gelria/T.-Sohn, Dressur- oder besser ausgedrückt Bewegungssieger der Körung. Das Gestüt Lewitz von Paul Schockemöhle stellte das in Bedburg bei Familie Smits gezogenen "Bewegungspferd" aus. Alles war bei dem braunen Hengst in Bewegung, wenn er durch die Halle trabte. Er fußt energisch ab und lässt den Schub über den schwingenden Rücken ideal nach vorn durch. So wünscht man sich einen fürs große Viereck. Er ist ein Halbbruder zum aktuellen Bundeschampion der vierjährigen Hengste, Leatare, der 2006 ebenfalls in Redefin gekört wurde.
Von den gekörten Hengsten tragen fünf den Mecklenburger Brand. Am meisten vertreten waren Hannoveraner mit 13 und Oldenburger mit 12 Hengsten. Komplettiert wurde das Körlot durch je einen Rheinländer, Dt. Sportpferd, Westfalen, Holsteiner und Oldenburger Springpferd. Gemessen am hohen Qualitätsstandard und der Populationsgröße sowie unter Berücksichtigung, dass die jährlich 25 selbst aufgezogenen Mecklenburger Hengste im Landgestüt Redefin nicht zur Körung vorgestellt werden, ist die Zahl von fünf gekörten Mecklenburgern eine realistische Größe. "Mehr sind angesichts unserer Stutenzahl nicht möglich", sagte auch Vorstandsmitglied Manfred Görke.
Organisation und Engagement waren Spitze
In der Organisation der Körung hat es personelle Veränderungen gegeben. Weil Rolf Günther als stellvertretender Leiter des Landgestüts für das Freispringen nicht mehr zur Verfügung stand, wurde diese verantwortungsvolle Arbeit in die Hände von Michael Nagel gelegt. Der Chefbereiter des Zuchthofes Makowei wurde von Armin Spierling (Neuenkirchen/Leist) und Mitarbeitern des Landgestüts unterstützt. Das Team leistete eine ganz hervorragende Arbeit und ging auf die Stärken jedes einzelnen Pferdes individuell ein. Neu war in diesem Jahr auch, dass Heiko Schmidt, der zur "Arbeitsgruppe Körung des Verbandes" gehört, an allen Vorauswahlen teilnahm und sich intensiv in die Organisation einbrachte. Es war eine Freude, zu beobachten, wie er sich an allen Ecken und Enden engagierte und auch sehr gut mit dem Freispringteam korrespondierte.
Dank und Gratulation an die Organisatoren, allen voran an die Mitarbeiter der Verbandsgeschäftsstelle. Was das Team um Geschäftsführer Uwe Witt und Prokuristin Heike Fischer mit der dünnen Personaldecke schon das ganze Jahr über bei mehreren Großveranstaltungen geleistet hat, verdient höchste Anerkennung und wurde von Präsident Jörg Weinhold bei der Ehrung der Prämienhengste zu Recht besonders gewürdigt. Einen deutlichen Qualitätsschub hat es auch bei der Versorgung im Zelt gegeben, wie allgemein zu hören war. Gutes Essen und schnelle Bedienung können der Brauerei Vielank und ihren Partnern attestiert werden.
Es waren, allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum Trotz, rundum gelungene Körtage im Landgestüt Redefin. Das ständig steigende Interesse war auch daran abzulesen, dass die deutsche Fachwelt mit Verbandspräsidenten, Zuchtleitern, Landstallmeistern und vielen weiteren hochrangigen Persönlichkeiten so zahlreich wie noch nie vertreten war. Und auch die designierte Geschäftsführerin des Landgestüts Redefin, Antje Kerber, verfolgte das Geschehen interessiert, obwohl sie zu Stellungnahmen auf Anraten des Agrarministers noch nicht bereit war.
"Ich muss schon sagen, ihr habt das toll gemacht", sagte der Neustädter Landstallmeister Jürgen Müller. "Ich komme gern hier her und kaufe oder pachte auch regelmäßig den einen oder anderen Hengst. So wie vor zwei Jahren der Cellestial-Sohn Chap von Familie Schmidt als Pachthengst zu uns kam, der ganz toll eingeschlagen hat und den wir hoffentlich noch eine Weile behalten können". In diesem Jahr hat Jürgen Müller sich selbst einen Cellestial-Nachkommen ersteigert. "Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass solche Preise erzielt werden, wo die Auktion doch das erste Mal stattfand", staunte André Thieme.
Unterm Strich kann gesagt werden, dass der eingeschlagene Weg, die Tore für Hengste aller Warmblutrassen weit zu öffnen, zunehmend Früchte trägt und die Augen der Pferdewelt auf unser Land und das Landgestüt Redefin lenkt. Einige Aussteller aus anderen Regionen werden dadurch auch Mitglied in unserem Verband. Insgesamt hat sich der Körplatz Redefin bundesweit zu einem der bedeutendsten Hengstkörungen entwickelt und in Fachkreisen etabliert.
Fotos aller Hengste auch unter www.hippothek.de. (Franz Wego)
Gastkommentar von Hans-Heinrich Brühning
Ein großes Kompliment muss ich dem Veranstalter der Mecklenburger Körtage, nämlich dem Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern unter der Regie von Jörg Weinhold sowie Uwe Witt und dem Landgestüt Redefin aussprechen.
Als langjähriger Beobachter und teilweise Mitgestalter der Zuchtveranstaltungen in Mecklenburg kann ich sagen, dass es dieser Veranstaltung gelungen ist, mit vergleichbaren Kör- und Verkaufsevents gleichzuziehen oder sogar es in bestimmten Bereichen besser gemacht zu haben.
Am Freitag begann es mit der ersten Vorstellung der Hengste auf dem Pflaster. Im Vergleich zu den Vorjahren wurde dieses auf der Hofchaussee durchgeführt. Die Hengste präsentierten sich optimal (geringfügige Verstellungen konnten gut ausgemacht werden) vor der großartigen Kulisse des Landgestüts. Bedenken hinsichtlich der Befürchtungen mangelnder Rutschfestigkeit des Asphalts kamen nicht zum Tragen. Nachmittags erfolgten das Freilaufen der Hengste sowie die Vorstellung auf den Schrittringen.
Deutlicher Fortschritt hinsichtlich der Elastizität und Bewegungsqualität im Trabe sowie auch im Galopp kann uneingeschränkt attestiert werden. Leicht relativierte sich das Bild dann auf den Schrittringen. Besonders bei den dressurveranlagten Junghengsten müssen hier Prioritäten für die Zukunft gesetzt werden.
Höhepunkt der Körtage war mit Sicherheit der Samstag mit dem Freispringen, der Bekanntgabe der Körergebnisse sowie der erstmalig abgehaltenen Auktion. Beim Freispringen hatte jeder Hengst die Möglichkeit, sein ganzes Potenzial auszuschöpfen. Hohe Noten bis hin zur 10 wurden erreicht, wenn Hengste die möglichen Höchstabmessungen mit Bascule, sauberer Beintechnik und intelligenter Einstellung zum Springen meisterten. In der Regel wurden Top-Leistungen ein zweites Mal von den Hengsten abgefragt, um der Jury und auch den Kaufinteressenten noch mehr Sicherheit in der Beurteilung zu geben. Ausnahmslos war dieses Vorgehen erfolgreich.
Acht von 36 gekörten Hengsten erhielten das Prädikat "Prämienhengst". Mit Sicherheit wird aus diesem Lot der eine oder andere Junghengst in den kommenden Jahren als wertvoller Beschäler von sich reden machen.
Neu in diesem Jahr war die Auktion. Auf freiwilliger Basis wurden zirka 2/3 der vorgestellten Hengste verauktioniert. Saubere Planung im Vorfeld, sowie der geschickt agierende und mit viel Sach- und Fachverstand ausgestattete Auktionator, Volker Raulfs, machten diese erste Auktion zu einem für viele Käufer und Verkäufer vollen Erfolg. Das große Zuschauerinteresse an den Körtagen gab dem Veranstalter Recht.
- Macht weiter so -