Ganschow: 15 Jahre Stutenparaden
Erschienen am 26.07.2011
Die Faszination ist auch nach 15 Jahren ungebrochen und lockt Tausende zum Gestüt


Wir waren am 3. Paradetag im Jubiläumsjahr "15 Jahre Stutenparade" dabei und haben wie immer bleibende Eindrücke mitgenommen. Vor allem wenn man weiß, wie schwer es dem Gestüt in den ersten Jahren gemacht wurde zu überleben und mit welchem Engagement die Mitarbeiter hinter der gemeinsamen Sache stehen, dann ist das, was mit den Stutenparaden geschaffen wurde, ein
unschätzbares Gut, das hoffentlich auch in den nächsten 15 Jahren Bestand hat. Ja und dann sind da natürlich die vielen Pferdeleute und vor allem Gespannfahrer unseres Landes, die sich Jahr für Jahr aufopferungsvoll in die Gestaltung der Paraden einbringen. Stellvertretend für alle sei die Familie von Erhard Schildt aus Groß Nieköhr genannt, ohne die diese Paraden einfach nicht mehr denkbar sind. Ihr habt das einfach alles ganz toll gemacht und wer sich etwas tiefer in die Bilder und Kommentare von Friedhelm Mencke als Moderator einlässt, dem muss das Herz aufgehen, wenn er heimat- und pferdeverbunden ist und er kommt immer wieder, wenn er es nur ermöglichen kann.


20 ergreifende Bilder
Pünktlich um 13 Uhr öffneten sich an allen drei Tagen die Tore zum Eröffnungsbild mit dem Juniorchef Rene Mencke an der Spitze, der die Gestütsstandarte vorantrug. Zahlreiche Gäste aus der Politik, Kultur und Wirtschaft konnte Hausherr Friedhelm Mencke an jedem Paradetag begrüßen und Busse mit Reisegruppen kamen bis aus Süddeutschland.
Dann ging es aber auch schon rasant los: Der Große Mehrspänner mit 15 Pferden in vier Reihen angespannt, meisterlich gefahren vom Leiter des Fahrstalles Manfred Ulrich, war ein erster Höhepunkt. Das viele junge Pferde in dem Gespann
"versteckt" wurden, war kaum zu spüren, die Routiniers haben sie einfach mitgenommen. Bunt und quirlig galoppierten die "Wildesten Mädchen unseres Landes" mit ihren Pferden auf den Platz. Eine Hundeschule aus Dummerstorf brachte den Besuchern mit Moderatorin Kerstin Tetzlaff, im Berufsleben Stutbuchführerin des Verbandes der Pferdezüchter MV und ihrem Partner die Schutzhundearbeit näher, ein höchst interessantes und lehrreiches Bild. Eindrucksvoll erläuterte Rene Mencke, Leiter des Ausbildungsstalles in Alt-Sammit, die Arbeit mit jungen Pferden und stellte eine ganze Reihe seiner Schützlinge in verschiedenen Ausbildungsstadien vor.

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Die Fachleute unter den Besuchern konnten sich auch ein Bild über den diesjährigen Hengstjahrgang machen, der zur Körung vorbereitet wird. Auch die Paarquadrille fiel trotz des wasserdurchtränkten Bodens nicht aus. Aktion war angesagt als Pony Radieschen und ein 1,80m großer Warmblüter zum "Rennen der Giganten" antraten. Mit etwas Vorlauf hat natürlich
Radieschen gewonnen, wenn ihre junge Reiterin in der Zielkurve auch aus dem Sattel musste.

Ein ergreifendes Bild war die Verabschiedung der 23-jährigen Elitestute Jana von Janos, die neben ihrer einstigen Sportkarriere mit Ronald Lüders, der mit ihr sogar Dressurlandesmeister wurde, in 16 Zuchtjahren 15 Fohlen gebracht hat. Alle befinden sich noch im
Gestüt und waren, z.T. mit Fohlen bei Fuß, dabei, als ihre Mutter, ebenfalls noch mit einem Fohlen bei Fuß, an ihnen vorbeiparadierte und in den züchterischen Ruhestand verabschiedet wurde. Mit dem Lied: "Ich hab Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren", verließ Jana den Platz. Ein Bild, das ans Herz ging und das es so wohl kaum
woanders gibt.


Ja und dann erst die Große Zweispännerquadrille mit 16 Kutschen und Anke Ulrich als Choreographin. Es war so schön und die zum Teil sehr schwierigen Figuren klappten so gut, dass einem warm ums Herz wurde. Das ist einmalig und das gibt es nur im Gestüt Ganschow. Die Fahrer hatten überwiegend ihre Frauen und Partnerinnen neben sich auf dem Bock und allein schon die Kleiderordnung ist sehenswert. Zum 15. Jubiläum gab es eine weitere Steigerung. Zehn Zweispänner kamen erneut auf den Platz, bildeten einen großen Zirkel und eine Pferdeherde, angeführt von einer Reiterin zu Pferd, kam dazu und bildete in
entgegengesetzter Richtung, eng um die Kutschen herum, ebenfalls einen Zirkel. In der Mitte stand auf einem Pult der Tenor Stefan Fischer und ließ seine Stimmbänder zittern. Ein Bild von höchstem Anspruch und Qualität. Erstaunlich, dass die losen Pferde nicht die Richtung der Kutschen eingeschlagen haben sondern brav der Reiterin in entgegengesetzter Richtung folgten.
Dann wurde es nostalgisch: Mopeds aus DDR-Produktion und zwei alte "Trabbis" fuhren auf den Platz. Hinterher kam Ramona Schilloks mit dem Ganschower Stempelhengst Dramatiker, der schon hervorragende Nachzucht hat. Aus den alten Gefährten wurden Hindernisse
erstellt die in einer Kombination gipfelten. Der Trakehner Hengst hatte am letzten Paradetag inzwischen irgendetwas an der Bande gesehen, das ihn stark ablenkte. Dennoch gelang es Ramona ihn über Mopeds und Autos springen zu lassen. Den Kampf der Zweispänner, bei dem Reinhold Schuh, Hansi Meier, Mathias Engelhard, Patrick Wegner, Andreas Heiden, Erhard und Mario Schildt alles gaben, endete in einer Siegerrunde mit gleicher Zeit für Erhard Schildt und Mathias Engelhard. Beide bekamen als Ehrenpreis ein Grillschwein im Wert von 200 Euro.

Als Erhard Schildt mit seinem Römerwagen auf den Platz fuhr, wussten die Besucher, dass das
Finale der Schau bevorstand. Im Jubiläumsjahr hatte sich Erhard Schildt aber eine Steigerung in der Anspannung ausgedacht. Mit 12 Pferden, in drei Reihen gespannt, fuhr er auf den Platz. Man bedenke, dass die Pferde vor einem Römerwagen keine Anlehnung haben und dass der Wagen über keine Bremse verfügt. Ein besonderes Wagnis also, aber von einem Meister der Fahrkunst praktiziert und alles hat bestens geklappt.
Die Tore am stilisierten Torbogen, dem Tor im einstigen Trakehnen nachempfunden, öffneten sich zum letzten Bild und 100 Ganschower Pferde galoppierten auf den Platz. Mit emotionaler Stimme gedachte Friedhelm Mencke, der selbst
Vorsitzender des Zuchtbezirkes Neue Bundesländer beim Trakehnerverband ist, der ältesten Pferderasse der Welt und des durch den Krieg für immer untergegangenen Gestütes in Trakehnen. Viele Besucher sind bei seinem Vortrag zu Tränen gerührt, während dessen die 100 Pferde um den Platz galoppieren, am letzten Paradetag bis oben hin voll Modder bespritzt. Dann verließen sie im gestreckten Galopp den Paradeplatz, um einige Minuten später am Horizont der weitläufigen Ganschower Weiden wieder aufzutauchen.

Ein wunderschöner Paradetag und ein Paradejahr gingen wieder zu Ende. Alle Bilder haben gut geklappt und dazu angeregt, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Wir verneigen uns vor der Leistung und sagen DANKE!! (Franz Wego)