Die Erfolgsgeschichte und Lebensleistung der Mecklenburger Stute Parjella
Erschienen am 13.11.2013
Erfolge in der Pferdezucht kann der Mensch intuitiv zwar beeinflussen, sind aber mathematisch nicht planbar und hängen oft von Zufällen ab.
Als der heute 54-jährige Martin Jürgens 1988 (mit 29 Jahren), also noch zu LPG-Zeiten, die Drako / Semson (v. Semper) / Disponent-Stute Drajella (damals dreijährig) mit dem Englischen Vollblüter Patrick xx anpaarte, seine Tochter Anna war gerade ein Jahr alt, konnte er nicht ahnen, dass daraus eine Stute entstehen würde, die ihm bis in die heutigen Tage in einer Dichte wie es sie selten gibt, Zuchterfolge in Serie beschert.
Das Fuchsfohlen das im März 1989, dem "Wendejahr", aus dieser Anpaarung fiel, gab seine Familie den Namen PARJELLA. Schon im "Sozialistischen Frühling" mit den Stuten Elsa (v. Elgologe/T.), Duranda (v. Duccio) und eben Drajella privat Pferde gezüchtet, nahm die Großfamilie nach der Wende ihren elterlichen Hof in Polzow wieder in Besitz. Es wurden weitere Flächen hinzugepachtet und die pferdebesessenen Brüder Martin und der siebeneinhalb Jahre jüngere Olaf Jürgens, zu der Zeit beide aktive Reiter (heute reitet nur noch Olaf), betrieben fortan auf privater Basis Ackerbau, Rinder- und Pferdezucht.
Die Patrick xx / Drako-Stute PARJELLA ist jetzt 24 Jahre als, brachte elf hervorragende Leistungspferde und ist derzeit wieder tragend. Foto: privat
Parjella, vierjährig das erste Mal mit Azarro (unter Holger Wulschner international erfolgreich) angepaart, wurde neben ihrem Zuchteinsatz auch geritten. Den ersten Turniererfolg hatte Besitzer Martin Jürgens 1997 mit der Fuchsstute. Seine Schwester Renate Möhring und deren Tochter Silke folgten, bevor sie mit Wilhelm Jürgens und Claudia Abraham auf Schleifenjagd ging und ab 2004 nur noch als Zuchtstute genutzt wurde.
Gleich das erste Stutfohlen von Azarro, das 1994 geboren wurde und den Namen Adriane erhielt, war ein durchschlagender Erfolg. Die Fuchsstute sammelte ab 1998 bis 2011 in 14 Turniereinsatzjahren bis Klasse M, beginnend mit Olaf Jürgens 230 Schleifen. Die letzten mit Martin Jürgens jüngerer Tochter Elisabeth. 2002 wurde Adriane selbst Mutter der Askari-Stute A Magic Lady, die ebenfalls 26 Sporterfolge aufweist.
1996 brachte Parjella den Landjonker-Sohn Landior zur Welt, der zunächst erfolgreich von Christian Kleis geritten wurde, dem älteren Bruder des 2009ner Derbysiegers Thomas Kleis. Der mit sehr viel Springvermögen ausgestattete Wallach sollte das erste bedeutende Erfolgspferd von Anna Jürgens werden, die 2002 mit 14 Jahren die ersten Erfolge sporadisch mit ihm hatte, die ab 2003 zu Serienerfolgen wurden, bis der Braune 2008, nach 133 Erfolgen bis Klasse S in Deutschland, ins Ausland verkauft wurde.
Es sollten vier Jahre vergehen, bis Parjella ihr drittes Fohlen bekam. Der erste Erfolg mit der Matador xx-Stute Ma Cherie ging 2005 auch auf das Konto von Anna Jürgens und die Schimmelstute wird aktuell von ihrer Besitzerin Gloria Sophie Mager im süddeutschen Deggenhausertal bis Klasse M geritten.
Der erfolgreichste Nachkomme der Parjella ist unbestritten der 12-jährige Levisto-Wallach Levado, mit dem Anna Jürgens bisher mehr als 30.000 Euro gewonnen hat.
Foto: Jutta Wego
2002 hat Parjella ihr bisher erfolgreichstes Pferd zur Welt gebracht. Mit den Levisto-Wallach Levado gelang Anna Jürgens der ganz große Durchbruch in die erste Riege der MV-Springreiter. Mehr als 30.000 Euro hat sie bisher mit dem Schimmel gewonnen. 2008 gab es den ersten S-Erfolg und insgesamt ging das Paar bisher 209 Mal auf die Ehrenrunde, allein 26 M- und S-Siege gehen auf ihr Konto. Und das, obwohl Anna wegen einer Babypause elf Monate Turnierpause gemacht hat. Der Neustart begann am 5. Oktober dieses Jahres gleich wieder mit einem Sieg in Angermünde.
Ein Jahr später folgte das Erfolgspferd Amageddon, ein Askari-Sohn. Bis er im Sommer 2012 verkauft wurde hatte Anna Jürgens 147 Platzierungen mit ihm. In 25 M- und S-Springen führte das Paar die Ehrenrunden als Sieger an. In der weiteren Folge der Nachkommen von Parjella folgten 2005 La Conga von Landjonker (mit Anna Jürgens und ihrem Legensgefährten Ulf Ebel Erfolge bis Klasse S), 2006 Clapham Junction von Cellestial (mit Elisabeth Jürgens Erfolge bis Klasse L), 2008 Carjella von Vellestial (erste Springpferdeerfolge mit Maik Manthey und 2009 Diarano von Diarado, der im Oktober mit Kati Lekander Landeschampion der vierjährigen Mecklenburger Springpferde wurde.
Mit Diarano lieferte Parjella außerdem ihren ersten gekörten und geprüften Hengst. Mit dem Cellestial-Sohn Chap lieferte sie 2010 ihr vorerst letztes Stutfohlen, das 2014 in den Sport einsteigt. 2011 und 2012 blieb die betagte Pferdedame leer, ist derzeit mit 24 Jahren aber wieder tragend und erwartet ihr 12. Fohlen, diesmal vom Neustädter Cellestial-Sohn Chetlag. Eine beeindruckende Erfolgskariere einer Mecklenburger Halbblutstute, die durch eine ausgesprochen engagierte Züchterfamilie aus Polzow bei Pasewalk, die einen sehr guten Zusammenhalt pflegt, möglich wurde. (FW)