Rückepferde: Einführungskurs in Arnsberg

Erschienen am 14.11.2011

Eine Zusammenfassung aus Sicht der Teilnehmer

IGrundlagenkurs für angehende Pferderücker in Arnsberg: Fotos: Damijan Kaufmanm Oktober 2011 fand am forstlichen Bildungszentrum des Landes NRW in Arnsberg zum wiederholten Mal ein einführender Grundlagenkurs für angehende Pferderücker oder an der Forstarbeit mit Pferden Interessierte statt. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus Personen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und Kenntnisstand zusammen, vom interessierten Laien bis zum sachkundigen Forstwirt.

Dem zweitägigen praktischen Block wurde ein umfangreicher theoretischer Block voran gestellt, bei dem im Laufe zweier Tage detailliert über die theoretischen Grundlagen der Pferdearbeit informiert wurde. Im Rahmen dieser theoretischen Betrachtungen ging Erhard Schroll am ersten Tag auf Aspekte wie Schonung von Boden und Baumbestand, Flexibilität des Pferdes im Waldbestand, CO2-Ausstoß und Klimaschutz, Aufrechterhaltung des Waldes als Erholungsraums durch den Pferdeeinsatz in Gegenüberstellung zur maschinellen Vorrückung ein. Allerdings wurden, der Objektivität des Gesamtbildes wegen, auch die kräftemäßigen und wirtschaftlichen Grenzen des Pferdeeinsatzes aufgezeigt.

Brotzeit im Wald.Als Fazit wurde herausgearbeitet, dass unter der Voraussetzung einer optimalen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der kombinierte Einsatz von Pferden zum Vorrücken bis zur Rückegasse in Kombination zu einem maschinellen Abtransport des eingeschlagenen Holzes ab der Rückegasse als der goldene Weg zu betrachten ist. Beeindruckend erschien dabei die Tatsache, dass so der Rückegassenabstand von 20 auf 40 m erweitert und auf diese Weise der auf die Rückegassenflächen zurückzuführende Flächenverlust von 20% der Bestandsgesamtfläche auf nur noch 10% vermindert werden kann.

Ergänzend hierzu wurde am zweiten Theorietag auf das Pferd an sich eingegangen. Themen wie anatomische Besonderheiten des Pferdes, Pferdehaltung und Stallbau, mögliche Futtermittel und richtige Fütterung in Abstimmung an die Arbeitsbelastung, Verdauungstrakt, Physiologie, Besonderheiten des Hufs und Hufbeschlag, Wahrnehmung des Pferdes, typische Beschwerden und Erkrankungen, Verletzungspotenziale und Verletzungsbilder bei der Waldarbeit und Erste Hilfe beim Pferd bildeten eine umfangreiche Vervollständigung, bei der Dr. vet. Scharnhölz von der Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. (IGZ) zahlreiche anschauliche Beispiele aus seiner langjährigen praktischen Erfahrung als Tierarzt anführte.

Auch für ein Mittagschläfchen wurde vorgesorgt.Am Ende des zweiten Theorietages stand dann bereits die erste Begegnung mit den Rückepferden an, die in den weiteren Tagen im Wald zum Einsatz kommen sollten. Zunächst wurden verschiedene Geschirrtypen, Zügel- und Leineneinsatz, Sprachkommandos erläutert, ehe die Kursteilnehmer ihre ersten eigenen Runden mit den Arbeitspferden drehen durften - allerdings noch ohne anhängende Lasten.

Der dritte und vierte Tag des Kurses wurde schließlich ganz dem praktischen Arbeiten gewidmet: Die Mitarbeiter des forstlichen Bildungszentrums hatten zuvor auf einem großen Waldareal Einschlagmaßnahmen vorgenommen, und zwar sowohl in einem Fichten- als auch in einem Buchenbestand. Dementsprechend waren baumlange Fichten-Stammhölzer und Buchen-Abschnitte für den maschinellen Abtransport vorzurücken. Auf diese Weise hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, die Hölzer im Wittgensteiner oder im Kölner Verfahren vorzurücken, und zwar gleich unter leicht erschwerten Bedingungen, mussten doch die gesamten Arbeiten in einer Hanglage mit mehreren Grabenverläufen durchgeführt werden.

Auf- und Abschirren muss ebenfalls gelernt werden.Erkennen der Rückegassen, Feststellen der Rückerichtung, Einschätzung der Gesamtsituation und der Gefahrenquellen, Planung der verschiedenen Pferd und Mensch möglichst schonenden Arbeitsschritte unter Berücksichtigung der weiter folgenden maschinellen Arbeitsabläufe, mussten in der Praxis umgesetzt werden.

Der letzte Tag galt nach der praktischen Arbeit einem anderen Aspekt der "harten Arbeitsrealität", nämlich den Finanzen. Für manch einen ernüchternd, wurden die kalkulatorischen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen für die Gründung und den Betrieb eines Holzrückeunternehmens beleuchtet. Themen wie Angebotserstellung, Anforderungen an den Arbeitsauftrag, Gegenüberstellung von Stückpreis vs. Stundenlohn, Netzwerkarbeit mit anderen Forstdienstleistern usw. wurden eingehend dargestellt und diskutiert. Dabei kamen auch Fragen zur Besteuerung und Bezuschussung, zum Status quo bezüglich der Regelungen bei den Forst-Nachhaltigkeitssiegeln PSC und PEFC sowie Fragen zur aktuellen Verhandlungslage mit den forstlichen Institutionen und den Landesministerien zur Sprache. (Damijan Kaufman)

 

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