LPO 2013 auf dem Prüfstand

Erschienen am 29.01.2013

Geschlossene Prüfungen - Fluch oder Segen

Seit 1. Januar diesen Jahres gilt die LPO 2013 in der viele Dinge neu geregelt sind. Eine der gravierendsten Neuerungen ist die Einführung von sogenannten "geschlossenen Prüfungen". Mit dieser Neuerung ist beabsichtigt, den leistungsschwächeren Reitern mehr Platzierungschancen einzuräumen. Eigentlich ein ehrenwerter Gedanke. Das Ergebnis, wie es sich nach Beschlussfassung der neuen LPO nun darstellt, scheint jedoch kaum geeignet, die mehr amateurhaft ausgerichteten Reiter von denen die professionell reiten zu trennen.

In geschlossenen Prüfungen, von denen die Ausschreibung nach dem Wortlaut der LPO 20% der disziplinspezifisch ausgeschriebenen Prüfungen enthalten soll (eingeschlossen Aufbauprüfungen, nicht mitgerechnet jedoch reine Nachwuchsreiterprüfungen), dürfen keineswegs nur amateur- oder freizeitmäßig agierende Reiter starten.

Folgende Kriterien müssen erfüllt werden, um in geschlossenen Prüfungen reiten zu können:

Keinerlei Platzierungen im LPO-Anrechnungszeitraum bis zum 30.09.des Vorjahres) mit mehr als drei verschiedenen Pferden in der betreffenden Disziplin (inkl. Aufbau LP; exkl. Pony-LP und auf Antrag Mannschafts-LP)

Keinerlei Teilnahme an LP der Kl. S*** u./o. höher der betreffenden Disziplin im letzten LPO-Anrechnungszeitraum.

Einstufung in Leistungsklasse D 2 bis 6 bzw. S 2 bis 6

Reiter die diese Bedingungen erfüllen haben auf ihrer FN-Turnierjahreslizenz 2013 den Vermerk "A" stehen und dürfen in "geschlossenen Prüfungen" starten. Alle die diese Bedingungen nicht erfüllen sind mit dem Vermerk "B" gekennzeichnet und dürfen nur in offenen Prüfungen starten.

Wenn behauptet wird, dass Reiter der Leistungsklasse 2, die Zwei-Sterne Prüfungen der Klasse S reiten und im zurückliegenden Jahr mit 3 Pferden platziert waren freizeitmäßig reiten, kann das sehr wohl in Frage gestellt werden. Und andererseits kann es schnell dazu kommen, dass Reiter über ein ganzes Jahr hinweg 4 Pferde platziert haben. Man bedenke nur, dass Pferde im Laufe des Jahres den Besitzer und/oder Reiter wechseln, den Reitern unterschiedliche Pferde zur Verfügung gestellt werden, innerhalb der Ställe getauscht werden oder Reiter hier und da mal das eine oder andere Pferd eines Bekannten mitreiten usw. Dann kann es schnell vorkommen, dass man 4 Pferde platziert hat obwohl man Leistungsklasse 6 oder 5 ist. Die Statistik der Lizenzinhaber von MV bestätigt das. Es gibt in MV sogar zwei Dressur- und Springreiter der Lkl. 6, die nicht in geschlossenen Prüfungen reiten dürfen, weil sie 2012 mehr als 3 Pferde platziert hatten. In Lkl. 5 sind es im Springen 9, Lkl. 4/29 und in Lkl. 3/64. Diese 103 Reiter alle als professionell zu bezeichnen ist sehr gewagt. Fest steht aber, dass sie nicht an geschlossenen Prüfungen teilnehmen dürfen und wenn Veranstalter nun aus einer oder zwei Prüfungen, die in zurückliegenden Jahren sogar meist geteilt werden mussten, geschlossene Prüfungen machen, dann sind diese Reiter zukünftig von der Teilnahme ausgeschlossen.

Deshalb ist es sinnvoll, solche Prüfungen als geschlossen auszuschreiben, die in zurückliegenden Jahren in der Regel ohnehin geteilt werden mussten und dann aus diesen von vornherein zwei identische Prüfungen in der Ausschreibung zu machen. Sinnvoll ist weiterhin, diese identischen Prüfungen in der Ausschreibung gegenseitig zu handicapen, weil Reiter mit dem Vermerk "A" auch in offenen Prüfungen starten dürfen und dann mehr Prüfungen zur Auswahl haben als Reiter mit dem Vermerk "B". Das würde nicht unerheblich gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen. Wenn die in der Ausschreibung verlangte Mindestnennzahl nicht zustande kommt, haben die Veranstalter die Möglichkeit, die Prüfungen wieder als offene Prüfungen zusammen zu legen. Eine Mindestnennzahl von 20-25 ist dabei sicher angebracht.

Es hat zu dieser LPO-Regelung viele Kontroversen gegeben. Nicht wenige Stimmen sagen, wenn man mit dem bewährten System der Ranglistenpunkte schon in der Ausschreibung und nicht erst in der Zeiteinteilung oder vor Ort beim Turnier mehr gearbeitet hätte, wäre das nachvollziehbarer als das neue System Vielreiter, Halbprofis und Profis von solchen Reitern zu trennen, die ihren Sport nur in der Freizeit und nur gelegentlich ausüben. Nun ist es aber wie es ist, die einen sagen Fluch, die anderen Segen und Änderungen kann es nach den Erfahrungen der Praxis ja auch in Zukunft wieder geben.  (FW)

Warenkorb

Sie haben 0 Artikel in Ihrem Warenkorb

Warenkorbwert: 0,00€