FIPS - Ein erfolgreicher Pferdesenior mit 30 Jahren noch fit

Erschienen am 11.12.2018

Die Mär von "selbsternannten Tierschützern", dass die Nutzung von Pferden im Springsport wider ihrer Natur sei, sie dadurch schon in jungen Jahren "kaputtgemacht" werden und das turniersportliche Reiten deshalb verboten gehört, wird in der Praxis zuhauf widerlegt. Ein Pferd das dazu zählt ist der Filibert x Mistral II x Dornat I-Wallach FIPS.

Der 30-jährige FIPS von Filibert x Mistral II mit wachem Blick. Foto: privatDer 30-jährige FIPS von Filibert x Mistral II mit wachem Blick. Foto: privat

Ältere Pferdefreunde aus den Regionen um und zwischen Rostock und Stralsund werden sich nach kurzem Überlegen sofort erinnern: FIPS, ist das nicht der Schimmel mit dem Gerold Füsting auf allen Turnierplätzen auf Schleifenjagd war? Genau der ist es von dem dieser Beitrag erzählt. Der Mecklenburger Schimmel wurde 1988 noch in der ehemaligen LPG Barth mit dem Fluss I Enkel Filibert aus der Milana von Mistral II gezogen. Die Älteren wissen es - Fluss I und der Modus xx-Sohn Mistral II gehörten zu den besten Springpferdevererbern in der ehemaligen DDR.

Jürgen Reisert, der Schwiegervater von Gerold Füsting, der in Kenz, vier Kilometer südlich von Barth, damals unter anderem auch für die Pferde verantwortlich war, kaufte neben weiteren sehr talentierten Pferden aus der sich nach 1990 auflösenden LPG Barth auch Fips. Jürgen Reisert führte die Zucht der LPG auf privater Basis fort und war zugleich Reitausbilder.

Der Name des Schimmels ist seinen Eigenschaften entlehnt. Antje Füsting, die reitende Tochter von Gerold, bis 16 Jahre eine der erfolgreichsten Ponyreiterinnen in MV, erinnert sich: "Fips hat sich seinen Namen als Fohlen mehr oder weniger selbst gegeben. Er fiel schon damals meiner Mutter Regina auf, die ihm auch den Namen gab: nach dem frechen Fips (der Affe) von Wilhelm Busch. Kam man in die Box passierte es schon mal, dass er einen direkt an die Wand drückte, aber nicht so, dass man sich wehtat, sondern nur so, dass man nicht mehr weg kam. So etwas macht er bis heute. Einfach mal auf den Fuß stellen ohne zu belaste, aber so, dass man den Fuß nicht mehr weg bekommt."

FIPS im Alter von 30 Jahren mit seinem langjährigen Reiter Gerold Füsting. Foto: privatFIPS im Alter von 30 Jahren mit seinem langjährigen Reiter Gerold Füsting.
Foto: privat

Fips war schon immer nicht nur neugierig und frech sondern auch sehr ehrgeizig und er genießt es im Mittelpunkt zu stehen. Seinen Ehrgeiz konnte man sehr deutlich von 1992 bis 2004 auf den Turnierplätzen sehen. Bevor Gerolf Füsting nicht mit Fips am Start war, wenn das Paar in der Startliste stand, konnte sich niemand sicher sein das Springen gewonnen zu haben. Besonders in M-Springen war er über Jahre Seriensieger. Natürlich begünstigt durch seinen Ausbilder und Reiter Gerold Füsting (62), der in seiner aktiven Zeit zu den Besten zählte und eine Vielzahl von Pferden sehr erfolgreich ritt.

Doch der beste Reiter kann nur dann erfolgreich sein, wenn auch das Pferd Talent, Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz mitbringt. Und diese Eigenschaften brachte Fips mit. Schon im Alter von vier Jahren war das zu erkennen, als Gerold mit ihm 1992 in Ahrenshoop, Elmenhorst, Zingst, Muhlitz und Barth die Springpferdeprüfungen der Klasse A gewann. 1993 setzten sich im Alter von fünf Jahren nahtlos Siege in Klasse L fort. Den ersten M-Sieg und zugleich seinen ersten Großen Preis, feierte Gerold Füsting mit ihm 1994 gleich beim Saisonstart in Wöpkendorf im Stechen. Das setzte er 14 Tage später in Elmenhorst fort. Von da an war klar - Siege in Springen gegen die Uhr gingen nur über Gerold Füsting und seinem Schimmel Fips.

Gerold Füsting mit FIPS im Alter von 10 Jahren bei einem M-Sieg 1998 in Güstrow. Foto: Jutta WegoGerold Füsting mit FIPS im Alter von 10 Jahren bei einem M-Sieg 1998 in Güstrow. Foto: Jutta Wego

Allein im Jahre 1994, also im Alter von 6 Jahren, ging Fips mit seinen Reitern 38 Mal auf die Ehrenrunden. Schon früh ließ Gerold Füsting auch junge Reiter am Talent von Fips teilhaben. Dörte Keunecke und Vivian Scharner werden sich noch gern daran erinnern, als sie Fips in dessen Alter von fünf und sechs Jahren gelegentlich erfolgreich auf Turnieren ritten. Häufiger als diese jedoch war es Gerolds Tochter Antje (37) die Fips neben ihrem Vater auf Turnieren vorstellte. In den Jahren 1996 bis 1999 stehen 17 Platzierungen in den Klassen A, L und M für das Paar zu Buche.

In 12 Turnierjahren blicken seine Reiter auf 260 Platzierungen mit dem Filibert-Sohn Fips zurück, 236 davon gelangen Gerold Füsting. 87 Mal führte der Schimmel die Ehrenrunden als Sieger an. Die letzte Schleife gab es für ihn am 4. Juli 2004, als Gerold Füsting mit ihm ein L-Springen im Stechen gewann. Er war damals 16 Jahre alt und sein Reiter beschloss, ihn aus Dankbarkeit in den verdienten Ruhestand zu schicken. Ein größeres Horsemanship gibt es sicher nicht, als ein Pferd, nein einen Partner, auf dem Höhepunkt seines Leistungszenits aus dem Sport zu nehmen, um ihm noch möglichst viele Jahre zum Tummeln auf der Weide zugeben.

Fips dankt es seiner Familie und erfreut sich nun schon 14 Jahre als Pensionär bester Gesundheit. Dazu noch einmal Antje Füsting: "Fips wurde von meiner Mutter noch mehrere Jahre zu Hause vor allem ins Gelände geritten. Das mussten wir aber lassen, da er immer der Erste sein wollte, besonders im Galopp. Lieber hat er sich verausgabt, als in Ruhe hinterher zu kommen. Aktuell hat er seit zirka 8 Jahren die ehrenvolle Aufgabe als Martinspferd beim Laternenumzug vorne weg geritten zu werden. Blaulicht, Trubel - das stört ihn alles nicht. Besonders genießt er es dann, von den Kindern gestreichelt zu werden - schubst er sonst jeden der an ihm vorbei will - hält er dann immer ganz still und genießt die Aufmerksamkeit."

Ansonsten erfüllt Fips in der kleinen Herde mit derzeit 6 Pferden bei Familie Füsting noch Erziehungsaufgaben. Lange war er der einzige Wallach, hat aber seit 2014 einen Zögling, der ihn auch körperlich noch herausfordert: spielen, steigen, kämpfen - aber anscheinend hält ihn das auch jung. Er schafft es auch immer noch sich wahnsinnig dreckig zu machen, einschließlich Kopf und Ohren. Immer eine Herausforderung ihn zum Martinstag im November wieder ordentlich weiß zu bekommen. Wir wünschen Fips noch einige Jahre bei guter Gesundheit.  (Franz Wego)

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