Vielseitigkeitsspezialist Diethard Kruschke im Alter von 74 Jahren gestorben
Erschienen am 15.05.2018
Der Rechtsanwalt und Notar Diethard Kruschke war ein leidenschaftlicher Vertreter der Vielseitigkeitsreiterei. Nach der Wende aus Westfalen nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen, war er viele Jahre Honorartrainer für den Vielseitigkeitsnachwuchs im Land. Am 13. Mai ist er nach langer schwerer Krankheit auf seinem selbsterrichteten Anwesen in Lupendorf gestorben.
Diethard Kruschke lebte für die Vielseitigkeit und hatte selbst viele Erfolge. Am 13. Mai ist er im Alter von 74 Jahren auf seinem Anwesen in Lupendorf gestorben. Foto: Jutta Wego
Diethard Krusche wurde am 1. Oktober 1943 in Angermünde geboren. Auf der Flucht vor den Russen fand er mit seinen Eltern Unterschlupf auf einem Bauernhof in Holstein, wo er als Dreijähriger mit dem Pferdebazillus infiziert wurde. Wenn die Ernte eingefahren wurde, durfte Diethard auf dem Rücken des Kaltblüters "Max" zurück zum Hof reiten. Nach dem Umzug von Holstein ins Rheinland bekam Diethard Kruschke erst als Elfjähriger wieder in Kontakt mit Pferden. Der Weg zum Klavierunterricht führte am Reitstall des seinerzeit bekannten Ausbilders Otto Schmidt, einem Weggefährten und Sportkameraden von Otto Lörke, vorbei. Eines Tages rief die Klavierlehrerin bei der Mutter an und teilte mit, dass Diethard immer zu spät zum Unterricht erscheint, weil es ihn regelmäßig auf dem Weg zu ihr in den benachbarten Reitstall zieht.
Von da an ging die reiterliche Karriere des Diethard Kruschke steil nach oben. Unter der Anleitung von Otto Schmidt stellten sich bald Turniersporterfolge in Dressur, Springen und Vielseitigkeit ein. Während des Jurastudiums verbrachte er mehr Zeit im Sattel als im Hörsaal. Es gelang ihm, verschiedene Pferde bis einschließlich S-Dressur und S-Springen auszubilden. Das Herz hing jedoch an der Vielseitigkeit. Als junger Mann ritt er sich durch erfolgreiche Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften in die Spitze der nationalen Vielseitigkeitsszene.
Trotz vieler Angebote aus dem In- und Ausland, den Reitsport zum Beruf zu machen, entschied Diethard Kruschke, sich als Rechtsanwalt im Münsterland niederzulassen. Dort baute er mit seiner ebenso reitsportbegeisterten und ebenfalls schon verstorbenen Frau Sylvia Kruschke-Schacht eine kleine Reitanlage mit Pensionsbetrieb und Pferdezucht auf. Aufgrund der Gründung der eigenen Rechtsanwaltskanzlei, des Betriebs der Reitanlage und der Erziehung der Söhne Daniel und Konstantin musste die Teilnahme am großen Turniersport zurückstehen. Dennoch gelang ihm der eine oder andere Turniersporterfolg, wie beispielsweise eine Silbermedaille auf den Europameisterschaften der ländlichen Reiter.
Darüber hinaus machte Kruschke sich nicht nur einen guten Namen als Ausbilder von Pferden, sondern auch von jungen, talentierten Reitern. Einige seiner ehemaligen Schüler haben mittlerweile nicht nur Siege auf Europameisterschaften, sondern auch olympisches Gold errungen. So war es beispielsweise Diethard Kruschke, der den Einstieg der jungen Ingrid Klimke in den Vielseitigkeitssport betreute und förderte.
Die Wende führte ihn und seine Frau, eine gebürtige Berlinerin, vom Münsterland an die Mecklenburger Seenplatte, weil er sich als gebürtiger Uckermärker zum Osten der Republik hingezogen fühlte und die Weite des Landes den Eheleuten Kruschke Gelegenheit gab, die Pferdezucht auszubauen. In Lupendorf bei Schwinkendorf hat er sich eine kleine Zucht- und Reitanlage aufgebaut.
Mit zunehmendem Alter ließ sich Diethard Kruschke durch die FN für Funktionärsaufgaben verpflichten, obgleich er sich der aktiven Reitsportszene stets mehr verbunden fühlte. Als erfahrener Reiter und Ausbilder war er Mitglied des Vielseitigsausschusses des DOKR. Als Jurist war er Mitglied der großen Disziplinarkommission der FN. Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat er als Disziplintrainer Vielseitigkeit Spuren hinterlassen. Zuletzt, von Krankheit gezeichnet, zog er sich zurück. Der Reitsport verliert in Diethard Krusche einen seine engagiertesten Vertreter. (Franz Wego)
