Ulonska: Für 42 CSI im Osten Reiterkreuz in Silber

Erschienen am 15.01.2020

In den Grenzen der DDR gab es wenige internationale Turniere. Leipzig (Sachsen), Trinwillershagen (Vorpommern) und zuletzt Gera (Thüringen) waren Austragungsorte u.a. von Mannschaftswettbewerben (vor der FEI-Mitgliedschaft) und Nationenpreisen – vorwiegend im Vergleich mit osteuropäischen Ländern. Mit der Wende war es Rolf Ehlert aus Bremen, der die Weltcup-Turniere in Jüterbog und Gera in die Marktwirtschaft führte. Die Brandenburgische Stadt verabschiedete sich nach wenigen Jahren wieder vom internationalen Sport, während in Thüringen bald die Marketing-Firma Engarde noch einige Versuche unternahm, ein CSI auf die Beine zu stellen. Doch nach einer Überflutung des Platzes in infolge Wetterunbilden gingen auch in Gera die internationalen Lichter aus.

Einer der im Osten erst einmal klein international angefangen hat, war Herbert Ulonska. Der Hamburger Kaufmann folgte dem Ruf des Dummerstorfer Franz Wego und begann vor den Toren Rostocks ein CSI zu etablieren. Die Premiere fand 1990 noch national mit zwei Währungen statt, neben der Ost- gab es auch die West-D-Mark. Von 1992-1999 ging es in Dummerstorf international über die Hindernisse, ehe auf Anraten von Mecklenburgs Landwirtschaftsminister Till Backhaus das Turnier ins Landgestüt Redefin umzog. Vor der malerischen Kulisse des klassizistischen Hallenportals starteten weitere zehn Jahre unter Federführung von Herbert Ulonska Springreiter vieler Länder, während parallel sich national die Dressurreiter im Viereck antraten.  

Herbert Ulonska bekommt das Deutsche Reiterkreuz in Silber: vl.n.r. Wolfgang Jung (Vors. PZV), FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, Herbert Ulonska und Peter Krause (Präsident LV BB). Foto: Lohrmann

Herbert Ulonska bekommt das Deutsche Reiterkreuz in Silber: vl.n.r. Wolfgang Jung (Vors. PZV), FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, Herbert Ulonska und Peter Krause (Präsident LV BB). Foto: Lohrmann

20 Jahre ist der Hamburger nun auch schon Veranstalter des CSI Neustadt-Dosse. Geholt hat ihn zur Jahrtausendwende der einstige Landstallmeister Dr. Jürgen Müller. Die Graf-von-Lindenau-Halle hat Ulonska inzwischen von den finanziell angeschlagenen Betreibern übernommen und selbst gepachtet.

Seit seinen Anfängen im Osten Deutschlands verfolgt Herbert Ulonska, der in seinen CSI immer wieder internationale Amateurprüfungen durchführt, auch ein sportliches Ziel: das goldene Reitabzeichen. Während sein langjähriger Freund Siegfried Kludt dieses schon in der Tasche hat, fehlen dem inzwischen 70-jährigen Ulonska noch einige Siege in schweren Parcours, besonders der eine auf Zwei-Sterne-Niveau. Doch er gibt nicht auf, auch wenn es immer wieder mal vorkommt, dass er im Parcours zu Boden geht. Der Hamburger ist eben ein „Stehaufmännchen“.

Dafür bekam er nun von FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, der als aktiver Reiter auch schon an den Turnieren von Ulonska teilgenommen hat, das Deutsche Reiterkreuz in Silber für sein Turnier-Engagement in wirtschaftlicher Eigenständigkeit. Denn neben den jeweils 20 Turnieren in Redefin und Neustadt/Dosse stellte er in der deutschen Hauptstadt auch das CSI Olympic Derby Berlin (1998 – 2000) und die Riders Tour (2001) auf die Beine.

Das CSI Redefin führt inzwischen Bettina Schockemöhle, Ehefrau des Multi-Unternehmers und Besitzer des nahen Gestüts Lewitz, erfolgreich durch. Neben Jüterbog und Gera gab es auch einmal internationale Turniere in Dresden und sowie auf dem Flughafen Tempelhof im Osten Deutschlands. Sie waren nur kurz im FEI-Kalender. Das CHI Berlin in seiner einstigen Form, dass nach der Wende nur einen kurzen Aufschwung erlebte, gibt es auch nicht mehr.

Lediglich Volker Wulf verstand es in Leipzig ein großes internationales Turnier mit Weltcup-Qualifikationen bis heute mit großem Zuspruch zu etablieren. Sein zweites Ost-Produkt ist die Station der Global Champions Tour im Berliner Sommergarten unter dem Funkturm seit 2017. Und im Norden ist es Holger Wulschner, der auf Vier-Sterne-Niveau ein Turnier von Reitern für Reiter vor den Toren Rostocks etabliert hat. 2020 macht das CSI4* in Groß Viegeln aber wegen Terminschwierigkeiten infolge der Olympischen Spiele eine Pause.

Damit gibt es zwischen Rostock und Leipzig jährlich mindestens vier internationale Springturniere. Nur im Dressursport hat der Osten Deutschlands ein weißes Fleckchen. Ob im kommenden Jahr Herbert Ulonska bei den vielen Möglichkeiten in Neustadt-Dosse die Lücke schließen kann? Er hat es vor…  

Hans-Joachim Begall

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